Achtsamkeit: Lebe ohfamoos!
Aufmerksamkeit im Hier-und-Jetzt statt im Dort-und-Morgen. Annehmen, was ist. Statt verurteilen, was geschieht. Wer so lebt, lebt achtsam. Konkret: gesünder und friedlicher. Auch liebevoller mit sich und Anderen. En vogue sogar. Denn Achtsamkeit bzw. Mindfulness ist eine Lebenshaltung, der sich immer mehr Menschen widmen – meint Cornelia Lütge, eine unserer Gastautorinnen.
Während mein Morgenkaffee durchläuft, denke ich ans Zubereiten meines Vormittagssnacks. Und während ich das erledige, packe ich in Gedanken meine Tasche, erinnere meine Tochter an den Haustürschlüssel, werfe meinem Hund ein Leckerli zu und frage mich, wie viel Zeit ich heute morgen für die Gassirunde noch habe.
Statt einfach Kaffee zu kochen und aus dem Fenster zu schauen, bis er fertig ist. Das heiße Schwarz zu genießen und es wirklich auf meiner Zunge zu schmecken. Und ohne gedankliches Murren: „Bestimmt hätte M den Schlüssel schon wieder vergessen!“
Irgendetwas läuft da doch schief, wenn ich mich 37 Minuten nach dem Weckerklingeln schon gehetzt fühle! Sind daran die Kinder, der Hund, der Wecker und meine Arbeit schuld? Muss das so sein in der Rushour des Lebens?
Achtsamkeit ist zunächst eine Entscheidung
Kennst du auch, was ich eingangs beschreibe?
Viele fühlen sich gehetzt. Stolpern durch den Alltag. Ich habe in meinem Freundeskreis rumgefragt. Alle nicken: „Ja, so geht es mir auch zu oft. Ich hätte echt gerne mehr Zeit für mich!“ Ich frage mich, ob das wirklich am chronischen Zeitmangel liegt. Der Zeitgeist sei eben so: Ständig erreichbar, überwältigende Informationsflut, fordernde Arbeitgeber, anspruchsvolle Kunden, Leistungsdruck, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Freizeitstress, Optimierungsansprüche. Da kann man wenig machen…
Liegt es nicht vielmehr an der fehlenden Entschlossenheit, mit Bewusstheit den Moment zu leben und zu erleben? Weil wir uns selbst nicht wichtig genug nehmen? Uns stets antreiben lassen?
Von Achtsamkeit habe ich natürlich schon oft gehört. Du bestimmt auch. Und im Grunde wissen wir ja, wie wir den Speed aus unserem Alltag etwas reduzieren können. Wir müssen es nur TUN. Kleine, achtsame Schritte üben und ritualisieren.
Es kann doch nicht so schwierig sein, das Übliche und Gewohnte anders zu machen. Da wären wir schon beim ersten Schritt hin zu einem ohfamoos-achtsameren Leben: Nicht im Autopilot den Tag beginnen, sondern ganz bewusst an der Kaffeemaschine stehen bleiben, bis er fertig ist.
Nun kannst du ein Achtsamkeitsseminar buchen oder dir einen Mindfulness Coach gönnen. Du kannst es aber auch erstmal mit diesen einfachen Tipps ausprobieren, ob etwas Achtsamkeit deinen Alltag wirklich entschleunigt:
- Verabrede dich mit dir selbst! Und halte dich dran. Nimm dir Zeit für etwas, das dir gut tut.
- Atme ein und atme aus! Gönne dir einmal am Tag 60 Sekunden und atme bewusst, tief in deinen Bauch.
- Sei dankbar! Achte auf Geschehnisse, Begegnungen, Dinge, für die du dankbar bist. Bedanke dich innerlich dafür.
- Hör dir zu! Schenke deiner inneren Stimme, deiner Intuition Respekt. Sie weiß oft genau Bescheid.
- Sei aufmerksam für die kleinen Dinge! Das Grün beim Spaziergang, das Salz in der Luft – riechst du es …wirklich?
- Schwelge im Hier&Jetzt! Wenn du etwas tust, tue nur das. Wenn du abschweifst, komm zurück.
- Ritualisiere deinen Tagesbeginn und dein Tagesende! Barfuss über den Rasen gehen zum Beispiel.
- Nimm es, wie es ist! Der Stau wird nicht kürzer, wenn du dich ärgerst.
- Verurteile weniger! Zeigst du mit einem Finger auf Andere, zeigen vier Finger auf dich selbst.
- Sei gut zu dir. Und anderen! Menschlich eben.
Unsere neue Hündin hilft mir übrigens, achtsamer zu sein. Wenn ich spazieren gehe, gehe ich. Wenn ich mit ihr trainiere, trainiere ich. Ohne Bewusstheit für das eine oder andere und meine Körpersprache wäre die Erziehung längst nicht so fortgeschritten. Ich mag diese Klarheit, die Reduktion auf das, was in dem Moment dran ist.
Ja, Achtsamkeit ist so ein hypiger Trend, der uns im Netz und Nischenmagazinen wie Flow, Happinez&Co. oft begegnet. Ich finde allerdings, dass er viel Gutes in sich trägt. Ich kann auf jeden Fall berichten, dass allein das beständige Üben einiger dieser neun Tipps schon einen ohfamoosen Effekt hat. Meine Tage beginnen ruhiger. Und ich geniesse meinen Kaffee, so lange er wirklich heiß ist.
Hast du ein paar weitere Tipps für uns, wie du mehr Achtsamkeit ganz unkompliziert in deinem Alltag lebst? Und was hat sich dadurch verändert?
Hier noch ein schöner Artikel einer unserer Gastautorinnen zum Thema Achtsamkeit!
Fotos: Hund/privat: Cornelia Lütge, Frau: vidar-nordli-mathisen-636561-unsplash
Seitdem ich wieder REGELMÄSSIG und mind. 2x die Woche Yoga mache, sehe ich die Welt langsamer… und das macht achtsamer, weil man nicht wie ein Trottel an den wichtigen Dingen vorbei rennt… Es gibt sicher auch andere Sportarten, die das erzielen; meine Empfehlung ist viel (und gerade das, was man nicht kennt) auszuprobieren, dann findet man das, was zu einem passt.
Besser und genauer zuhören kann weiterhelfen!
Hallo liebe Cornelia,
Deine Tipps sind sicherlich alle richtig und jeder kann sich etwas heraussuchen, was am Besten zu einem passt. Aber für mich hoert sich Deine Einleitung an wie der Puls des Lebens, der eben zu manchen Uhrzeiten des Tages hoeher schlaegt. Den Schluessel/Hut/Turnbeutel nachtragen – das macht man aus Liebe. Gasssi gehen aus einem selbstgewaehlten Verantwortungsbewusstsein. Kaffe trinken … aus Genuss.
Ich ertappe mich auch beim Rennen und Organisieren. Aber ich habe mir das so ausgesucht und gebe zu: ich geniesse es. Ich geniesse, dass die Kinder um mich sind, der Job fordernd ist und Freunde auf meine Nachrichten reagieren. Ich geniesse den Puls des Lebens, weil ich auch weiss, dass es bald wieder ruhiger wird. Vielleicht liegt die Loesung für mehr Achtsaamkeit ganz nah und die heisst:
Mehr Freude am Alltag, probiers mal aus!
Liebe Mellie,
schön, dass du den „täglichen Wahnsinn“ geniesst und Freude daran hast. Das Leben in Familie mit seinen turbulenten Zeiten beschert ja tatsächlich viel Freude.
Mein Morgenbeispiel beschreibt den Manchmal-Ausreisser. Denn zumindest ich kenne auch Phasen, in denen ich das Gefühl habe, dass echt viel auf einmal passiert. Da bin ich entweder unorganisierter oder dünnhäutiger. Und letzteres passiert auch, weil ich viel für Andere und vergleichsweise wenig für mich gesorgt habe. Dann erinnere ich mich: sei wieder achtsamer.
Freude schäumt, so meine ich, als Folge einer achtsamen Lebenshaltung. Und manchmal ist sie eben leiser. So isses, das Leben.
Alles Liebe nach Sydney,
Cornelia