Hast Du eine Patientenverfügung?
Das ewige Leben gibt es nicht. Und je älter wir werden, umso mehr müssen wir uns mit Krankheiten, und in manchen Fällen leider auch dem Tod, beschäftigen. Eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht sind Themen, um die wir uns gerne drücken und sie auf die lange Bank schieben. Aber gerade bei diesen, nicht ganz so ohfamoosen Themen ist Planung mehr denn je gefragt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig eine Patientenverfügung wirklich ist.
Der Anruf meiner Schwester erwischt mich eiskalt. Papa ist ins Klinikum verlegt worden. Er ist nicht mehr ansprechbar. Die Aussichten sind schlecht, er liegt im Koma. Mein Vater ist 83 Jahre alt und Parkinson Patient. Er weiß um seine Krankheit und die Vorstellung, irgendwann nicht mehr über seine eigene medizinische Behandlung entscheiden zu können, war für ihn schon früher unerträglich. Mein Vater war in seinem Leben nur selten krank und wünschte sich, der Tod möge ihn mitten aus dem Leben reißen. Aber das ist nur wenigen Menschen beschieden. Deshalb hatte mein Vater vorgesorgt. Seiner Ärztin sei Dank.
Meine Eltern haben schon vor Jahren, zusammen mit der Hausärztin, eine Patientenverfügung erstellt. Mithilfe dieser Patientenverfügung können Ärzte – den Wünschen des Patienten entsprechend – handeln und zum Beispiel lebenserhaltende Maßnahmen einleiten oder unterlassen, wenn der Patient seinen Willen nicht mehr selbstständig äußern kann.
Wie erstelle ich eine Patientenverfügung?
Wie für so viele Dinge gibt es auch für Patientenverfügungen Vordrucke im Internet. Du solltest Dir jedoch auf jeden Fall Zeit nehmen und deine Patientenverfügung eigenständig formulieren. Beschreibe jeden Fall, für den du Behandlungen ablehnen willst oder dir besondere Maßnahmen wünschst. Also zum Beispiel, wenn du im Koma liegst, an einer unheilbaren Krankheit leidest, unabwendbar im Sterben liegst oder dement bist. Hier ist es wichtig, dass du dich mit deinem Arzt zusammensetzt, der dir dabei hilft die verschiedenen Fälle zu formulieren. Pauschale Formulierungen wie „keine lebenserhaltenden Maßnahmen“ reichen seit 2016 nicht mehr aus. Es sollten möglichst konkrete Anweisungen zu den Themen künstliche Ernährung, künstliche Beatmung, Schmerzbehandlung, Wiederbelebung und Organspende gegeben werden. Je konkreter du deine Wünsche und Behandlung beschreibst, desto besser.
Grundsätzlich muss man eine Patientenverfügung nicht notariell beglaubigen lassen. Mein Vater hat seine eigenhändig unterschrieben, bezeugt ist sie von meiner Mutter, meinen Schwestern und der behandelnden Ärztin.
Warum braucht man eine Patientenverfügung?
Meinem Vater ist durch seine detaillierte Patientenverfügung viel erspart geblieben; und er ist friedlich und ruhig gestorben.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil mein Vater ein ganz ohfamooses Leben führte und es bis zum Schluss selbst bestimmt hat. Er hat seine Familie geliebt und uns mit seiner Patientenverfügung vor schwierigen Entscheidungen bewahrt. Noch immer glauben viele Menschen, wenn sie keine Patientenverfügung haben, könnte der Partner oder ein naher Angehöriger entscheiden, was im Ernstfall mit ihnen geschehen soll. Das ist nicht der Fall – ohne Patientenverfügung ist der Arzt verpflichtet, die lebenserhaltende medizinisch notwenige Behandlung einzuleiten, die auf die Erhaltung des Lebens gerichtet ist.
Ich bin froh eine Patientenverfügung zu haben, denn ich möchte meinen Kindern die Verantwortung einer solchen Entscheidung abnehmen. Jetzt genieße ich weiterhin #volldasguteLeben 🙂
Fotos: pixabay