Die große Reise beginnt im Burgund
Ich hatte Euch ja gewarnt, dass ich über meine sechswöchige Reise bloggen werde. Hier nun der erste Etappenbericht, der uns ins Burgund nach Frankreich führt. Eine ganz ohfamoose Region, egal ob man kulturgeschichtlich interessiert ist oder sich einfach nur dem leiblichen Wohl widmen möchte.
Unsere Reise beginnt im schönen Hessen. An einem sonnigen Sonntag anfangs Oktober packen wir (mein Freund und ich) die zwei riesigen Tauchkoffer ins Auto. Unsere Tauchsachen sind dabei, weil wir uns in Spanien noch gute Temperaturen erhoffen. Aber oje, der Kofferraum ist mit den beiden großen Koffern schon fast voll. Also erst mal die Rückbank umlegen, damit das eigentliche Gepäck noch Platz in unserem Gefährt hat.
Die Planung und das Kofferpacken sind diesmal nicht so einfach, denn unsere Reise soll sechs Wochen dauern.
Und da muss ich, auch wenn es nach Spanien und Portugal geht, schon etwas mehr als für einen Urlaub mitnehmen. Die Lieblingsjeans muss mit, ein paar Sommerkleidchen, eine Strickjacke und ein Mantel für alle Fälle – und natürlich die Kosmetik. Mein Freund ist eher Minimalist und hat seinen Koffer daher innerhalb von fünf Minuten fertig gepackt.
Mit großer Vorfreude kutschieren wir los. Wir haben uns den Sonntag als Reisetag mit Bedacht ausgesucht, um die Lastwagen auf Deutschlands Straßen zu vermeiden und so ein bisschen schneller die Grenzen Deutschlands hinter uns zu lassen. Unser erstes Ziel ist Chalon-sur-Saône im Burgund im Zentrum Frankreichs.
Das Burgund gefällt uns ganz außerordentlich gut. Wir hatten Dijon, die Hauptstadt dieser Region, schon im Frühjahr besucht und waren restlos begeistert. Der riesige Herzogspalast und die wunderschönen Patrizierhäuser zeugen von der reichen Geschichte dieser Stadt, die heute wohl eher durch ihren Senf und Johannisbeerlikör – ich sage nur Kir Royal – weltberühmt ist.
Jetzt aber sind wir in Chalon-sur-Saône. Ein sehr altes Städtchen, dass in der Antike Cabillonum genannt wurde. Schon Caesar erwähnte es in seinem Bericht De bello Gallico und stationierte hier 52 v. Chr. eine Garnison. Die aufstrebende Stadt mit damaligem Bischofssitz erlag jedoch 451 Attila und seinen Hunnen. Auch im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurde viel um die Stadt gerungen. Immer wieder wurde sie zerstört. Wenn man sich die Geschichte näher ansieht, versteht man die Bedeutung ihrer Lage am Fluss.
Wer hat es erfunden?
Zur Geschichte von Chalon-sur-Saône gehört auch die Fotografie, denn sie wurde hier vom berühmtesten Bürger der Stadt, Joseph Nicéphore Nièpce, erfunden. Sein Experiment von 1826 gilt als Geburtsstunde der Fotografie, weil es Nièpce erstmals gelang, mittels seiner Kamera eine permanente fotografische Abbildung zu schaffen. Ihm ist auch das Museum am Quai des Messageries gewidmet, das mehr als zwei Millionen Fotografien, Kameras und andere Ausrüstungsgegenstände aus der gesamten Geschichte der Fotografie enthält.
Auch in unserem Hotelzimmer sehen wir, wie stolz die Menschen hier auf dieses Erbe sind. Große Poster diverser Foto-Ausstellungen zieren die Wände. Nachdem wir unser Gepäck verstaut haben, geht die Entdeckungstour los.
Wir bummeln durch die Stadt und sammeln Eindrücke. Unser Weg führt uns zum malerischen Place Saint-Vincent. Umgeben von kleinen Fachwerkhäusern erhebt sich am Ende des Platzes die Kathedrale. Hier warne ich euch schon mal. Ich habe so viele Kirchen und Bauwerke auf unserer Reise fotografiert, ich könnte einen Bildband füllen – so manches Bauwerk werdet ihr noch zu sehen bekommen.

Die Kathedrale St. Vincent, deren Hauptteil aus dem 12. bis 15. Jahrhundert stammt, weist architektonische Elemente auf, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen.
Auf dem Platz Saint-Vincent trinken wir unseren ersten französischen Espresso und lauschen der Melodie der französischen Sprache. Die Cafés sind voll mit fröhlichen Menschen; es wird viel geredet und zu meiner Überraschung sehe ich niemanden, der in sein Handy schaut. Während uns die Sonne ins Gesicht scheint, wird uns erst jetzt richtig bewusst: die Reise hat begonnen.
Vom Place Saint-Vincent gehen wir weiter, um den Stadtteil am anderen Ufer der Saône zu erkunden. Dort soll es laut Guide Michelin einige hervorragende Restaurants geben. Als wir über die Brücke gehen, entdecken wir den Tour du Doyenné, der auf einer Insel in der Saône steht. Mein Freund treibt mich zur Eile an, denn Reisen macht hungrig. Wir biegen nach links ab, wo wir uns laut GoogleMaps jetzt in der kulinarischen Meile von Chalon-sur-Saône befinden. Ein Restaurant neben dem anderen, die ganze Straße entlang. Eine Speisekarte verlockender als die vorherige… aber dann die herbe Enttäuschung. Alle Restaurants sind geschlossen, denn Sonntag ist für viele Restaurants in Frankreich der Ruhetag.
Was wir an diesem Abend im Hotelrestaurant gegessen haben, weiß ich nicht mehr genau. Aber an eines kann ich mich erinnern, das französische Brot und den hervorragenden Wein.
Es wundert mich deshalb auch nicht, dass die Weinanbaugebiete des Burgunds seit 2015 unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes stehen.
Zufrieden fallen wir ins Bett, und bevor ich einschlafe frage ich mich: Welchen ohfamoosen Ort werden wir morgen entdecken?
Text und Fotos: Sonja Ohly