Inspirierende Begegnungen im Netz
Eine unserer Gastautorinnen ist Heike Lachnit. Sie wohnt gar nicht weit von Lich weg – wo Sonja aufgewachsen ist. Deshalb haben sich die zwei auch mal in Limburg getroffen; dort, wo Heike wohnt und als Lokaljournalistin unterwegs ist. Heute beschreibt Heike, die in der damaligen DDR geboren wurde, wie ihr Leben durch die sozialen Medien bereichert wird – auch wenn sie diese manchmal gar nicht schätzt…
Es gibt so Tage, da möchte ich gar nicht in die sozialen Netzwerke gehen. Denn ich weiß, ich werde mich zum einen festlesen und zum anderen nur aufregen. Solche Tage hatte ich in letzter Zeit immer häufiger. Immer, wenn etwas passiert, wie der Anschlag in Halle auf die Synagoge oder der rassistische Anschlag in Hanau. Es ist schlimm, an solchen Tagen nicht nur von den Medien die Hintergründe zu den Taten zu lesen. Viel schlimmer sind die ganzen Kommentare, die jeder meint, äußern zu müssen.
Das soziale Netz
Und dennoch möchte ich die sozialen Medien nicht missen und finde es wichtig, immer wieder das Schöne und Bereichernde aufzuzeigen. Es sind manchmal Kleinigkeiten, welche etwas entstehen lassen. Wir sind nicht mehr nur auf unser direktes Umfeld eingeschränkt, sondern es können deutschlandweit Verbindungen entstehen. Ohfamoos zeigt dies sehr schön mit all den Beiträgen über #volldasguteleben oder mit den Unkonferenzen, wo Menschen zusammengebracht werden und die sich gegenseitig mit ihren Diskussionen bereichern. Davon existiert noch viel mehr und gerne möchte ich zeigen, wie mein Leben durch die sozialen Medien bereichert wird.
Manchmal sind es Kleinigkeiten. Immer wieder nehme ich mir Weihnachten vor, Plätzchen zu backen, weil ich irgendwie das Gefühl habe, alle Welt bäckt in der Adventszeit Plätzchen. Nachdem ich im Dezember wieder mal frustriert vier Bleche verkohlte Plätzchen in die Tonne entsorgte, ließ ich meinen Frust bei Twitter aus und schwor, dass ich nie mehr Plätzchen backen werde. Zwei Wochen später hatten wir ein sogenanntes #Twabendessen und eine Bekannte aus meiner Timeline brachte mir eine große Tüte mit vier Sorten Plätzchen mit. Sie hat mir und meiner Familie damit eine riesige Freude gemacht. Aber mein Leben durfte noch mehr Bereicherung erfahren.
Vor einigen Jahren grinste mich auf Instagram eine Kuh mit Sonnenbrille frech an. Es handelte sich um eine Collage der Berliner Künstlerin Doreen Trittel, hehocra, welche mir sehr gut gefiel. Diese Collage erfreut mich seitdem täglich und ist aus meinem Büro nicht mehr wegzudenken. Inzwischen sind weitere Collagen und Kalender der Künstlerin bei mir eingezogen. Vor allem ihre Aufarbeitung des Lebens in der DDR finde ich sehr faszinierend. Da ich selbst in der DDR geboren, aber etwas jünger bin, erhalte ich so nochmal eine ganz andere Sichtweise auf die Vergangenheit.
Inspirierende Begegnungen
Nun möchte ich einen kleinen Sprung machen, aber zu der Künstlerin komme ich nochmal zurück. Letztes Jahr im Juni erfuhr ich auf Instagram von einem interessanten Projekt von Mina Esfandiari, eine in Berlin wohnende Fotografin. 30 Jahre nach dem Mauerfall begab sie sich auf den Radweg der Deutschen Einheit „Von B nach B“ – von Bonn nach Berlin und suchte Geschichten entlang des Radweges. Da ich wie gesagt auch in der DDR geboren bin und die ersten neun Jahre meines Lebens aufwuchs, mit 18 Jahren meinen westdeutschen Mann kennenlernte, schrieb ich sie an, denn ihr Weg führte an Limburg vorbei. Mina übernachtete bei uns und ich zeigte ihre unsere Region. Ich rief noch einen Bekannten an, der ebenfalls eine ost-west-deutsche Geschichte zu erzählen hatte und wir hatten ein sehr interessantes Gespräch darüber, wie wir den Mauerfall erlebten und ob wir heute nach 30 Jahren sagen würden, Ost- und Westdeutschland seien zusammengewachsen. Sehr aufmerksam verfolgte ich den weiteren Weg von Mina und las viele weitere interessante Geschichten.
Und ich erzählte Mina von Doreen, der Künstlerin und ihrer Arbeit, welche ich sehr inspirierend finde. Die beiden haben sich inzwischen getroffen und ein Interview miteinander geführt.
Die Ergebnisse dieses Projektes sind noch nicht zu sehen, aber ich bin sehr gespannt.
Diese Begegnung, die Geschichten und dieses Miteinander sind es, die mich im letzten Jahr sehr bewegt haben und aufgrund dessen ich immer wieder in die sozialen Netzwerke gehe und die Augen aufhalte. Denn dort gibt es mehr zu entdecken als manch einer glaubt, eben #volldasguteleben.
Fotos: Heike Lachnit, Sonja Ohly
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