Köln plastikfrei – so einfach wie Car Sharing
Wäre das nicht toll, wir hätten ein Mehrwegsystem mit hochwertigen, auslaufsicheren Schalen/Tellern zur Mitnahme unseres Mittagessens? Wäre es nicht schön, abends Essen zu bestellen, ohne anschließend im Verpackungsmüll zu versinken? Bevor wir weiter träumen: Das gibt es bereits. In Köln. Ein Start-up packt an, Köln plastikfrei zu machen, zusammen mit schon 35 Restaurants.
„Kölner Start-up bietet Mehrwegschüsseln zum Teilen an“. Als ich diese Schlagzeile lese, werde ich aufmerksam. Vor allem auch deshalb, weil ich einen der beiden klugen Köpfe hinter der Unternehmensgründung kenne: Tim Breker (33). Der war mir bereits vor Jahren aufgefallen, weil er Schülern dabei half, eigene Schüler-Kioske aufzubauen und zu betreiben. Dann hat Tim aber erst mal weiter studiert und promoviert. Und im Sommer 2019 stand nun VYTAL an – das Start-up, das er zusammen mit Sven Witthoeft (30) in Köln gründete. Darüber habe ich mit Tim ein Interview geführt.
Tim, Du bezeichnest Dich als „Wiederholungstäter, was social impact-Themen angeht“. Warum jetzt VYTAL?
Wir glauben, es gibt viele Firmen, die was tun wollen, die richtig heiß sind auf neue Ideen. Und Konsumenten, die eine Diskrepanz spüren. Sie posten auf Insta tolle Sachen, aber das persönliche Verhalten ist oft ein anderes. Wie beim Essen. Wer bestellt schon gern mittags ins Büro essen und bleibt dann auf dem ganzen Müll sitzen?
Dagegen tut Ihr jetzt was…
Genau. VYTAL betreibt ein digitales Mehrwegsystem mit hochwertigen, 100%-auslaufsicheren Bowls für Mitnahme- und Lieferessen ohne Pfand. Damit richten wir uns an Kantinenbetreiber, Restaurants, Supermärkte und Lieferdienste, die gegen den Einwegverpackungswahnsinn ankämpfen. Für Konsumenten ist VYTAL vergleichbar mit anderen Sharing Diensten wie z.B. eScootern.
Die aber nicht bei jedem gut ankommen und mittlerweile ziemlich viel rum stehen statt gefahren werden!
Stimmt, und deshalb müssen wir etwas anbieten, um es allen möglichst einfach zu machen! Beispielsweise helfen wir Konsumenten mit unserer App durch Anreize und Erinnerungen, sich umweltfreundlich zu verhalten und die Schüsseln abzugeben, so dass sie wieder befüllt werden.
Wie funktioniert das dann in der Praxis?
Unser System funktioniert wie bei anderen Sharing-Diensten per App. Du musst Dich nur einmal kostenlos registrieren. Kunden müssen auch kein Pfand bezahlen. Lediglich die Gastronomen zahlen pro Befüllung für die Teilnahme am Bowl-Sharing System.
Und die machen mit?
Die ersten 35 sind bereits gern dabei, weil wir es fair bepreist haben. Wir rechnen nach Transaktion ab, ansonsten fällt nur eine Einrichtungsgebühr pro Laden an. Für die Umwelt lohnt sich das bereits nach circa 10 Transaktionen pro Bowl. Die werden gescannt. Im Belgischen Viertel aber auch in Ehrenfeld und in der Innenstadt sind bereits einige Kölner Gastronomen dabei. First Mover war Vivissano im Kölner Mediapark.
Können auch Fast-Food-Läden mitmachen?
Burger sind nicht so optimal zu verpacken, das gebe ich zu. Und natürlich sind alle stark preis-getriebenen Restaurants, wie z.B. einige Asia-Läden, nicht prädestiniert als Erste einzusteigen. Aber es gibt so viele andere!
Was macht Dich so zuversichtlich?
Wir setzen voll auf den Frühling. Dann, wenn die Leute wieder viel draußen sind, hier und da was mitnehmen wollen zu essen. Da werden wir richtig, richtig aktiv. Wir werden jetzt in Köln in diesem Jahr beweisen, dass das geht. Wir können doch nicht alle immer davon reden, unseren Beitrag zu weniger Verpackungsmüll leisten zu wollen und dann doch wieder nix tun. Unser Ziel mit VYTAL ist es, die Leih-Schüsseln so bequem in den Alltag der Konsumenten einzubinden wie das bei Autos und Fahrrädern bereits funktioniert und wir sehen uns als Vorreiter für eine weitere Verbreitung von Mehrwegsystemen.
Danke für das Gespräch, Tim!
VYTAL wird wie bei anderen Sharing-Diensten per App organisiert. Die Registrierung ist für die Kunden kostenlos, es muss kein Pfand bezahlt werden. Es sind die Gastronomen, die pro Befüllung für die Teilnahme am Bowl-Sharing System bezahlen. Kunden registrieren sich einmalig in der VYTAL App oder kaufen bei einem der vielen Partner eine Mitgliedskarte, um bei jedem Partner frisch gespülte, 100%- auslaufsichere Bowls ausleihen und zurückbringen zu können. Die Abwicklung des gesamten Prozesses erfolgt digital über die die QR-Code Etiketten der VYTAL Bowls. Mit Hilfe von Erinnerungen, Anreizen, Gamification und Promotions werden die Kunden in Zukunft zur regelmäßigen Nutzung und Rückgabe der Bowl motiviert, um so den ökonomischen und ökologischen Mehrwert zu maximieren. VYTAL richtet sich auch an Supermärkte, Kantinen und Lieferdienste, die gegen den Einwegverpackungswahnsinn ankämpfen.
Wer sich für die Idee interessiert, kann sich bei Dr. Tim Breker melden! Übrigens, die Gründer finanzieren den Aufbau des Unternehmens selbst und werden von privaten Investoren unterstützt. Mehr auch auf der Seite der Kölner Wissenschaftsrunde.
Fotos: Vanessa Becker und via VYTAL
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