Ein virtueller Kindergeburtstag? So klappt’s!
Gastautor Daniel Wensauer-Sieber ist richtig gut für Experimente. Sein letztes – ein virtueller Kindergeburtstag – teilt er ohfamooserweise mit uns. Wir erinnern uns gern an Dalli-Klick und erfahren, was geht und was megaout ist. Plus: Vielleicht ist die ein- oder andere Idee vielleicht auch ganz ohne Geburtstag heute schon was…
So, schon der fünfte Kindergeburtstag im Freundeskreis unseres Sohnes abgesagt. Unser Sohn ist traurig – „Danke, Corona!“ Nicht zuletzt ist unser Max (10) traurig, weil auch die Nachholung seines eigenen Kindergeburtstags ansteht. Absagen? Corona nachgeben und sich beugen? Oder Alternativen schaffen? Wir haben uns für den 1. virtuellen Kindergeburtstag in der Familiengeschichte entschieden. Statt Soccer Center – denn wir hatten einen Fußball-Geburtstag in Planung – steht also nun das Geburtstag-Café „Virtuelle Welt“ als Veranstaltungslocation fest.
Aber wie feiert man einen virtuellen Kindergeburtstag?
Wie gibt man so etwas einen Rahmen? Wie können sich alle einloggen – und kommen technisch alle an Bord? Was, wenn die Leitung zusammenbricht? Oder wir technische Probleme haben? Finden die anderen Kinder die Idee überhaupt auch cool, oder sogar mega, um im Sprachgebrauch der 10-jährigen zu bleiben? Oder wird’s alles ein totaler Reinfall?
Um die Antwort vorwegzunehmen: Das Originalzitat einer Whats-App Sprachnachricht einer der virtuellen Gäste war:
„Das war der beste Kindergeburtstag, den ich je mitgefeiert habe.“
Ich würde gerne einschränken: das nächste Mal wieder live und in Stereo wäre mir dann aus verschiedenen Gründen doch lieber – nicht zuletzt, weil es bedeutet, dass die Krise vorbei ist.
Wie plant man nun einen virtuellen Geburtstag?
Am Anfang steht die Auswahl einer funktionierenden Videoconferencing-Software. Schnell fällt die Wahl auf Zoom, dass sich in den zahlreichen Videokonferenzen der letzten Tage als stabil erwiesen hat und wie sich am Feier-Sonntag beweisen soll, alle Kinder früher oder später durch die relativ leichte Einwahl via Link oder App an Board kommen. Selbst mit den unterschiedlichen Endgeräten von Laptop, PC, Handys oder Tablets, irgendwie funktioniert‘s. Alle 15 Kids sind mit Kamera, Mikro und Lautsprecher an Bord – und das System hält auch die 90 Minuten plus Nachspielzeit durch; schließlich feiern wir ja einen Fußball-Geburtstag. Und eine der ersten Erkenntnisse schon mal vorab:
So ein virtueller Kindergeburtstag ist viel intensiver, man sieht sich die ganze Zeit, interagiert – und in Ruhe Kakaotrinken (wobei megaout bei 10-jährigen) bzw. Kuchenessen müssen der Virtualität zum Opfer fallen.
Auch von einer anderen Idee müssen wir uns verabschieden: Interaktive Antworten der Fragespiele über den Chat sind schwierig, weil – gerade an den Tablets – die Kids auf die Schnelle die Chat-Funktion nicht finden. Da heißt es, agil und flexibel zu reagieren. Aber das tut der ganzen Sache keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, denn alle Kids sind froh, sich endlich mal wiederzusehen.
Ablauf und Spiele für den virtuellen Kindergeburtstag
Wir beginnen mit der Begrüßung und einer kurzen Einführung in Zoom, unsere digitale Natives haben natürlich viel schneller als wir Digital Immigrants verstanden, wie das Programm funktioniert. Vielleicht wäre es doch gut gewesen, die Möglichkeiten der User einzuschränken. Das kommt mir so in Gedanken, als die ersten selbst gemalten Striche auf der vorbereiteten Powerpoint auftauchen. Aber meine Frau und ich moderieren darüber gekonnt hinweg.
Wie es sich für einen ordentlichen Kindergeburtstag gehört, starten wir mit „Happy Birthday“ und sogar die Freunde aus dem 80 Kilometer entfernten Schwarzwald konnten kommen. So schafft der Kindergeburtstag für Freunde aus der Ferne Nähe; und sie können teilnehmen.
Die Klassiker der 70er und 80er
Bei den Spielen greifen wir auf die Klassiker aus unseren Kinder- und Jugendtagen zurück. Dalli Klick mit Fußball-Stars, WM-Pokal und Stadion-Erraten klappt super und die Kinder haben Spaß. Wo man das findet, verraten wir am Ende des Artikels. Wir finden: Das ist Spitze!
Aber neben Hans Rosenthal (und später Kai Pflaume) ist auch Siggi Harreis (und später Guido Cantz) mit den Montagsmalern zu Gast, was sich bei Zoom super einfach über das „eingebaute“ Whiteboard realisieren lässt und die Kinder Begriffe wie Tor, aber auch rote Karte und Abseits erraten. Als dann Max auch selbst malt, wird mir klar, da stecken auch noch viele Möglichkeiten drin, wie die Kids selbst produktiv werden können, wenn die Maus zum Stift wird. Wim Thoelke und den Großen Preis haben wir diesmal zu Hause gelassen, auch wenn’s dafür ebenfalls schöne Vorlagen m Netz gibt. Wie gesagt, siehe unten.
YouTube-Parade im virtuellen Kindergeburtstag
Auch in YouTube wird man für virtuelle Fußball-Kindergeburtstage fündig. Das Raten von Kinderbildern internationaler Fußball-Stars stellt sich zwar als zu schwer heraus, aber bei den verpixelten Fußballern aus aller Welt kann es nicht schnell genug gehen – die Zeit rast dahin.
Das gemeinsame Anschauen einer Fußball-YouTube-Highlight-Parade ist auch Fun, denn alle Kinder haben einen Clip vorab eingesandt. Und es ist schon lustig, was Fußball so an schönen Schmunzel-Momenten produziert. Ich spüre da auch eine Sehnsucht bei den Kids, bald wieder selbst auf dem Platz zu stehen – Corona ist dann wohl doch ein A….loch.
Hybrid-Geschichten funktionieren nicht wirklich – noch nicht
Mit der Überlegung: Bewegung ist gut, haben wir auch zwei Hybrid-Spiele „eingebaut“. Fazit: Funktioniert nicht, u.a. weil die Kinder sich nicht so richtig sehen und austauschen können. Beim Pfennig-Fußball, das bei uns in Schulpausen so beliebt war, kommt einfach keine richtige Stimmung auf. Wobei ich den Eindruck hatte, die Kids haben dieses Spiel noch gar nicht gekannt und wer weiß, vielleicht wird es ja jetzt auf dem einen oder anderen Wohnzimmertisch als Alternative zu Playstation oder Netflix schon ausprobiert. Und auch das Thema Stopptanz mit integrierter Luftballon-Jonglage ist nicht so der Hit. Wobei das mit dem Einspielen von Musik ganz gut funktioniert, aber der Rest dann halt nicht so – holen wir nächstes Jahr dann mal ordentlich in der Soccer Halle nach, dort geht’s dann auch wieder mit richtigen Fußbällen. Schließlich braucht dann niemand mehr auf Glasschränke oder Bodenvasen zu achten.
Am Ende gilt:
Es war richtig, den Kindergeburtstag nicht ausfallen zu lassen und der virtuelle Kindergeburtstag ist eine Alternative – mit ein paar Limitierungen, wenn man die Maßstäbe der analogen Welt anlegt. Es ist schade, wenn Geschenkübergaben oder das gemeinsame Feiern an der Kaffeetafel oder beim abschließenden Abend ausfallen müssen. Und nicht zuletzt: Die Mitgebsel-Tüte stehen immer noch bei uns, weil wir sie aktuell nicht übergeben können. Doch am Ende gilt:
90 Minuten Social Distancing gemeinsam im Geburtstags-Café „Virtuelle Welt“ verbringen, ist besser als gar keine Begegnung.
Daniel Wensauer-Sieber, ohfamooser Gastautor, Ehemann, Vater und Unternehmensberater, ist reiselustig sowie experimentierfreudig. Sein erster Gastbeitrag beschäftigte sich mit dem Reisen via Interrail – zusammen mit seiner Familie war er in Italien unterwegs.
Daniel empfiehlt Euch diese Spiele bzw. Anleitungen:
Vorlage für Dalli klick und Anleitung
Fotos: via Pixabay
Das geht auch mit und für Erwachsene. Letztens habe ich zu einem virtuellen Kaminabend eingeladen – selbstverständlich mit Essen. Wie das geht, kann man hier erfahren: https://opas-blog.de/2020/04/07/virtueller-kaminabend/. Am Ostermontag gibt‘s das traditionelle Familienessen – auf die gleiche virtuelle Weise.