Der Wasser-Philosoph
Wir berichten gerne von außergewöhnlichen Menschen und Projekten, und wir berichten immer wieder über das Thema Natur. Gerade jetzt haben viele von uns Zeit die Natur anzuschauen. Aber sie verändert sich ständig, denn im Anthropozän gehen wir nicht sorgfältig mit der Natur um. Jemand, der das gerne ändern möchte ist Pascal Rösler, der Wasser-Philosoph. Pascal ist ein Mann, der sich ganz der Natur und vor allem dem Wasser verschrieben hat. Der Unternehmer hat uns seine Geschichte erzählt.
Pascal sagt über sich selbst, dass er in einer Krise geboren wurde. Im März 1973, der Ölkrise, der ersten ökonomischen Krise nach dem 2. Weltkrieg und er ist der Ansicht, dass diese Krise eigentlich ein Wendepunkt für unsere Gesellschaft hätte sein müssen. Man hätte die Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen und die Endlichkeit von Rohstoffen erkennen müssen – hat man aber leider nicht. Zwei Krisen weiter, die geplatzte Dotcom Blase in 2000 und die Finanzkrise 2008, bringen Pascal an seinen eigenen Wendepunkt. Arbeitslosigkeit und Jobsuche bescheren dem Diplom-Kaufmann eine innere Unruhe, die ihn immer wieder auf das Wasser treibt, denn dort findet er Ruhe, um nachzudenken. Und kurz vor seinem 40. Geburtstag fragt er sich, ob er wirklich das macht, was er liebt.
Die Ruhe, die er braucht, um diese Frage zu beantworten findet Pascal beim Windsurfen und Stand-Up Paddeling. Inspiriert durch das Buch Lass die Mitarbeiter surfen gehen von Yvon Chouinard, dem Gründer von Patagonia und Mitgründer von 1% for the Planet, gründet Pascal 2013 sein eigenes Unternehmen mit dem er Menschen für einen neuen Lebensweg inspirieren möchte.
Als Pascal im März 2016 wieder einmal seine Runden mit dem Stand-Up-Paddle-Board auf dem Starnberger See dreht und dabei die unheimliche Kraft des Wassers spürt, wird ihm bewusst, welche große Bedeutung das Wasser für unser Leben hat. Bis dahin hatte er all die Jahre, in denen er als Windsurfer und Stand-Up-Paddler schon auf dem Wasser war, diese ganz besondere Verbindung noch nicht gespürt. Aber an diesem Tag erkennt er, was das Wasser für uns bedeutet: Leben.
Wasser ist Leben – Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser: Aus Wasser besteht alles und ins Wasser kehrt alles zurück.
Noch auf dem Wasser fasst er den Entschluss, für das Wasser – die Natur – Verantwortung zu übernehmen und etwas zurückzugeben. Seine Idee: Mit dem Stand-Up-Paddle Board von München über Isar und Donau nach Wien und für jeden Flusskilometer Spenden für das Wasser sammeln.
Pascal folgt seiner Intuition und am 20. Juli 2016 ist es soweit: Er geht in München an den Start und erreicht nach 505 Flusskilometern und zwölf Tagen am 31. Juli 2016 Wien – und er sammelt EUR 8.500 Spenden für lokale Wasserschutzprojekte. Dieser Erfolg und der unglaubliche „Flow“ auf der gesamten Tour machen ihm klar: Dies ist nur der Anfang!
Wasser trägt uns – Wasser reinigt unsere Seelen und trägt uns durchs Leben.
In den nächsten Monaten reift in ihm die Idee, einen gemeinnützigen Verein mit dem Ziel der Verbesserung und des Erhalts von Qualität und Quantität des Wassers zu gründen und seine SUP-Natur-Tour bis ins Schwarze Meer fortzusetzen. Mit der Gründung des gemeinnützigen Vereins Pure Water for Generations macht Pascal den ersten Schritt.
Große Ideen fangen ganz klein an!
2017 paddelt Pascal ganze 2.467 Kilometer von München über Isar und Donau auf dem Stand-Up-Paddle Board bis ans Schwarze Meer – 360 Stunden auf dem SUP, etwa 600.000 Paddelschläge und am Ziel ein stattlicher Vollbart.
Auf dieser Wasser-Reise entwickelt er seine Vision: Die Donau soll bis 2042 Trinkwasserqualität haben. Damit diese Vision Realität werden kann, muss jeder Fluss, der in die Donau mündet, wieder in sein ökologisches Gleichgewicht kommen.
Einer dieser Flüsse ist die über den Inn in die Donau fließende Salzach, die Pascal im Jahr 2018 bepaddelt. Die Geschichte dieser ungewöhnlichen Reise erzählt sein Dokumentar-Film Die Seele der Salzach.
Einmal wilder Alpenfluss dann träge fließende und aufgestaute Wasserstraße. Vom Ursprung in einer Höhe von 2.300 Metern bis zur breiten Salzachmündung erlebt Pascal die unterschiedlichen Facetten und kommt mit vielen Menschen ins Gespräch. Auch von diesen Begegnungen erzählt der Film.
Die Zukunft des Wassers
Auch Pascals Verein nimmt Formen an und gewinnt Mitstreiter*innen. Langfristig will man die Qualität und Quantität des Wassers in Bächen und Flüssen, in Seen und Meeren sowie im Boden (Grundwasser) verbessern und für die folgenden Generationen erhalten. Pure Water for Generations will die Renaturierung von Bächen und Flüssen vorantreiben. Neues Leben für Flüsse und Bäche soll durch die Wiederherstellung von eigendynamischen Gewässerentwicklungen, dem Anlegen von Gewässerlandstreifen, der Herstellung eines Gewässerkontinuums sowie der Schaffung von Überschwemmungsbecken erreicht werden.
Wasserschultage
Außerdem möchte Pascal mehr Menschen für das Thema Wasser begeistern und sensibilisieren. Daher fördert er mit seinem Verein eine Vielzahl an Bildungsprojekten rund um Wasser und Gewässer. Hierzu zählen Veranstaltungen und Workshops in Schulen. Mehr als 1.500 Schülern hat Pascal an seinen Wasserschultagen in Bayern für sein Wasser inspirieren können. Jetzt möchte er seine Wasserschultage auf ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz ausweiten.
Ein wesentlicher Bestandteil der Wasserschultage ist der Dokumentarfilm „2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer“ von Anton Zabriskie und Matthias Obermeier, die Pascal an 20 Tagen während seiner Reise bis ins Schwarze Meer mit der Kamera begleitet haben und die Auseinandersetzung mit der Belastung für die Natur durch Industrialisierung, Ausbau der Flüsse und dem immer präsenten Plastik-Müll.
Wasser wieder erleben – Nur wenn wir das Wasser und die Natur wieder erleben, dann spüren wir die Bedeutung für unser Leben.
Pascal Rösler hat seine Bestimmung gefunden. Er versucht im Einklang mit der Natur zu leben und fragt sich täglich, was man wirklich zum Leben braucht. Sein Umweltdenken setzt er um und versucht seinen Konsum auf die wesentlichen Dinge zu beschränken. So trägt er von Mai bis Oktober nur zwei kurze Hosen: eine aus Hirschleder und eine aus Hanf! Seine Vision Pure Water for Generations will er weiter vorantreiben. Sein Motto dazu heißt Panta Rhei – Alles fließt ….
Fotos: @Pure Water for Generations