Im Allgäu die Lebensspur finden
Du bist jung und möchtest gerade jetzt raus? Vielleicht sogar Deine Lebensspur entdecken? Dann auf ins Allgäu zu DEIN JOB AM BERG. Die OK Bergbahnen bieten im Rahmen des Projektes ein bezahltes Orientierungspraktikum; Wohnung, Persönlichkeitscoaching und Skipass inklusive. Drei Plätze sind noch frei.
Wir hatten im Sommer bereits berichtet – über ein Angebot für die Zielgruppe Jugendliche. Gut z.B. für alle, die nach der Schule nicht wissen, was sie konkret tun sollen. Lehre? Studium? Aber welches – und auch hier stellen sich mittlerweile neue Fragen. Wie sinnvoll ist z.B. ein Online-Studium?
Was steckt hinter Dein Job am Berg?
Vielleicht ist DEIN JOB AM BERG eine gute Alternative: Inmitten der Allgäuer Alpen. Ich habe mit der Initiatorin, Katja Weigand, telefoniert. Sie sagt mir voller Lebensfreude: „Das ist allein vom Ort so spannend hier. Die Lebensqualität des Allgäus, das Draußensein, die Natur. Und ein echt tolles Miteinander!“
Eine Bildungsoffensive für junge Erwachsene – das klingt gerade jetzt, wo unser Bildungssystem inmitten der Coronakrise enorme Herausforderungen zu meistern hat, sehr verlockend. Dahinter steht das IFU Institut für Unternehmenswerte, dessen Geschäftsführerin Katja Weigand gegenüber ohfamoos erklärt: „Wir unterstützen, dass junge Menschen frühzeitig einen guten inneren Grundstein für ihr späteres Leben legen. Es geht um Selbstreflexion, inneres Wachstum und das Dienen mit Herz. Das sollte man nicht auf später schieben, sondern kann das schon jetzt durch ein Orientierungspraktikum in der Gastronomie und in begleitenden Seminaren üben.“
Lebensspur – im Allgäu kann man sie entdecken
Genau das bietet ihre Initiative für eine Saison (4-5 Monate). Sieben Jugendliche haben bereits begonnen: Zum einen ihr Geld zu verdienen, zum anderen sich selbst zu entdecken. Denn DEIN JOB AM BERG wird von einem Coaching zur Persönlichkeitsbildung und künftigen Ausrichtung begleitet. Ein Orientierungspraktikum für junge Erwachsene also, die sich nach der Schule, im Studium oder erster Ausbildung fragen: „Was kommt jetzt eigentlich? Welcher Weg ist der richtige für mich? Wo und wie kann ich mir eine Perspektive erarbeiten?“
Neben Katja Weigand, die sich seit 2012 mit dem IFU Institut für ein gesundes Betriebsklima in Unternehmen engagiert, steht Brigitte Rössler hinter dieser Initiative. Elke hat die beiden Frauen gebeten, uns mehr über ihr Projekt zu verraten.
Frau Rössler, weshalb stehen Sie als Coach für DEIN JOB AM BERG zur Verfügung?
Brigitte Rössler: Unser hart erarbeiteter, kultureller und wirtschaftlicher Fortschritt bringt, abgesehen vom Wohlstand und der Vielzahl der Möglichkeiten an Beschäftigung und Berufen, auch folgende Tatsache mit sich: Junge Menschen werden schleichend, aber immer nachhaltiger von ihrer Lebendigkeit und Natürlichkeit weggeführt. Ihr Leben gleicht schon in frühen Jahren immer mehr einem ständigen Wettlauf nach schnelleren, besseren und größeren Leistungen. Die Welt, die wir an unsere Kinder weitergeben, fühlt sich zunehmend künstlich und un-authentisch an. Sie lässt sie vereinsamen und den Kontakt zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zur Natur verlieren.
Was genau machen Sie sich zur Aufgabe in diesem Projekt?
Brigitte Rössler: Mir geht es um die Balancierung zwischen Begleitung und Förderung junger Erwachsener und die Stärkung ihrer Fähigkeiten zur Selbstbestimmung. Die jungen Menschen von heute gestalten unsere Zukunft von morgen – wenn wir diese Verantwortung in ihre Hände legen, sollten sie die Bedeutung und den Wert dieser Aufgabe kennen. Erst wenn sie gelernt haben diesen Wert einzuschätzen, wird die Gestaltung des eigenen, individuellen Lebens kostbar; Verbundenheit und Nachhaltigkeit sind dann nicht mehr bloß ein Schlagwort.
Frau Weigand, es geht um 5 Monate Orientierung – was konkret wird da passieren?
Katja Weigand: Wir unterscheiden den äußeren und inneren Weg. Zum einen haben wir besondere Betriebe ausgewählt – Gasthöfe mit Wirten, die gute Menschenkenner und versierte Lebenspraktiker sind. Hier bieten sich ideale Möglichkeiten an, im „Dienen“ für andere „echtes Führen“ zu lernen.
Dabei werden die Jugendlichen durch professionelle Coaches zur Auseinandersetzung mit auftretenden Schwierigkeiten des Lebens aufgefordert und begleitet. Eine gute Möglichkeit, die Vielzahl ganz persönlicher Qualitäten und Fähigkeiten kennenzulernen – eine wichtige Voraussetzung, damit die Wahl für das weitere Berufsleben gelingt. Die innere Bildung ist erforderlich, um die individuelle Aufgabe in dieser Welt zu finden.
Wie sieht der sogenannte innere Weg aus?
Brigitte Rössler: Mit der Gastronomie an entlegenen Orten, inmitten der Natur der Berge, haben wir Bildungsorte, die Raum geben für die Entwicklung junger Menschen. Innere Ebenen können gestärkt werden. Themen wie Beziehung, Familie, Religion, Tradition oder das Erkennen von Lebenszyklen und Lebensweisheiten können in das eigene Leben integriert werden.
Genau hier setzt eine durchdachte, professionelle und ganzheitliche Begleitung an: Durch Einzelcoachings, begleitende, angeleitete Teamcoachings (jeweils zwei Teilnehmer bilden während des Orientierungspraktikums ein verbindliches Team) und mehrtägige Workshops mit allen Teilnehmern des Projekts an externen Seminarzentren. Hier arbeiten wir gezielt an speziellen Themen wie Selbstwert, Grenzsetzung, Respekt und Wertschätzung, Nachhaltigkeit, Entfaltung des eigenen Potentials, um nur einige zu nennen.
Viele junge Menschen wissen nach der Schule nicht, welchen Weg sie einschlagen wollen; sie gehen ins Ausland, kehren zurück, hatten eine gute Zeit, die Herausforderungen des nächsten Schritts bleiben jedoch …
Katja Weigand: Genau, der aktuelle Trend, nach dem Schulabschluss eine Auszeit zu nehmen und „die Welt zu erkunden“ scheint eher ungenügend als Vorbereitung für den weiteren Lebensentwurf zu funktionieren…
Weil?
Katja Weigand: Weil die Jugendlichen meist fest verbunden bleiben mit ihrem vertrauten Umfeld. Sie werden digital von der Familie auch während ihrer Reise wie ein Kind umsorgt. Die Erfahrung, alleine lebensfähig zu sein, verliert sich in unserer Zeit der digitalen Vernetzung. Ich sehe jetzt vor Ort im Allgäu, was die Jugendliche wie selbstverständlich lernen, schon in jungen Jahren. Das, was wir ab 40 aufwärts lernen durften! Es geht um ein echtes Miteinander, auch werden wegen Corona neue Konzepte erarbeitet.
Corona potenziert fast Euer Konzept?
Katja Weigand: Ja, so fühlt es sich an. Wir lernen in der Krise. Und ich bin begeistert davon, wie stabil der Arbeitgeber ist! So partnerschaftlich kann es laufen, denn in der Krise zeigt sich ja meistens, wer da ist.
Brigitte Rössler: Junge Menschen wachsen an Aufgaben, denen sie nicht bequem ausweichen können. Sie entwickeln sich zu reifen Persönlichkeiten, wenn ihnen für ihren weiteren Lebensweg auch die Verantwortung dafür übergeben wird: für sich selbst, für die Familie, für den Kulturkreis, für die gesamte Menschheit und für die Natur und das Klima, in dem wir leben.
Für ein lebendiges und erfülltes Leben
Um ein lebendiges, erfülltes Leben führen zu können, brauchen wir eine tragfähige Verbindung zu unserem Selbst. Nur wenn du wirklich im Kontakt bist mit deinem Körper, deinen Emotionen und Wünschen für deine Zukunft, kannst du die vielfältigen Herausforderungen eines selbstständigen und „erwachsenen“ Lebens kreativ meistern. Auf dem Boden dieses Selbstkontakts wird ein Weg frei, auf dem du deine eigene Lebensspur entdecken kannst.
Es soll ein Team von 15 Teilnehmer/innen entstehen. Welche Voraussetzungen gibt es?
Katja Weigand: Wer sich in seinem Leben in möglichst vielen Aspekten erfahren und kennenlernen möchte, ist bei uns richtig. Unsere Seminare sind ein lebendiger und unmittelbarer Weg des Lernens, der alle Ebenen miteinbezieht: das Leben selbst mit all seinen Anforderungen, z.B. im Gastronomiehandwerk, aber auch den Körper, die Gefühle, das Denken und die inneren Räume von Stille und Verbundenheit. Letzteres schauen wir uns vor allem gemeinsam in den Workshops an. Es geht um persönliche Entwicklung und innere Reifung – beides braucht Zeit, Geduld, Beständigkeit und jemanden, der dich in diesem „Neuland“ eine Zeit lang an die Hand nimmt. Dafür schaffen wir eine liebevolle und warmherzige Atmosphäre. Teilnehmer bringen die Entschiedenheit und den Mut mit, sich dieser inneren Herausforderung zu stellen.
Brigitte Rössler: Wer früh genug Zeit in seine Persönlichkeitsentwicklung steckt, erspart sich für spätere Zeiten Umwege und die oft mühsame Suche nach sich selbst! Wer das möchte, ist genau richtig bei uns.
Vielen Dank für die Infos!
So sieht die Orientierungszeit aus
DEIN JOB AM BERG bietet jungen Menschen ab 18 Jahren die Möglichkeit einer fünfmonatigen Orientierungszeit, die nun erstmals in Oberstdorf/Allgäu und Kleinwalsertal stattfindet. Dahinter stehen Katja Weigand und Brigitte Rössler, deren Herzensanliegen es ist zu vermitteln, was junge Erwachsene für ihren Lebensweg wirklich brauchen. Die Teilnehmer arbeiten in ausgewählten Partnerbetrieben der Gastronomie mit, erhalten Praktikumsverträge und ein Gehalt. Die Arbeitgeber stellen auch günstige Unterkünfte zur Verfügung und bezuschussen die Persönlichkeitsentwicklung. Und auch wenn momentan aufgrund der Corona-Beschränkungen einiges nicht angeboten werden kann – „sobald die Skigebiete öffnen, ist ganz viel Arbeit da, werden viele gebraucht“, ist sich Katja sicher.
Die Arbeit in der Gastronomie wird mit diversen Themen-Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung beruflich begleitet. Dafür sorgt die psychologische Beraterin Brigitte Rössler – momentan auch das Online. Dafür sind mehr Einzel-Coachings möglich. Und stets geht es darum, eine eigene Vision für das Leben zu entwickeln. Dafür braucht es das Wissen, wie dieser Weg zu beschreiten ist, und das Vertrauen, diesen Weg auch selbstständig gehen zu können.
Einen ausführlichen Überblick über die konkreten Inhalte der unterschiedlichen Workshops schickt Katja Weigand gerne auf Anfrage zu. Ein kleiner Einblick in den 2. Themenworkshop bereits an dieser Stelle: Hier geht es beispielsweise um die Frage, wo die Stärken jedes Einzelnen liegen und herauszufinden, wo noch ein bisschen mehr Unterstützung guttun würde! Dabei geht es um Fragen wie: Was bedeutet „guter Führungsstil“? Bist du in der Lage, deine Stärken (deine Macht) gut für dich UND den anderen einzusetzen? Bist du bereit auch mal zu „dienen“, um ein wirklich guter Leader zu werden? Kannst du Grenzen setzen?
Am Ende der Projektlaufzeit stellt das IFU Institut für Unternehmenswerte allen Teilnehmern ein Zertifikat aus.
Ohfamoos, wer sich auf eine Reise zu sich selbst begeben kann… und das schon in jungen Jahren! Und wir finden: Was kann Besseres passieren, als jetzt in der Krise etwas Sinnvolles zu tun?
Alle Fakten zu Dein Job am Berg – dort kannst Du Dich auch bewerben. In diesem Film wird ebenfalls gut deutlich, worum es in dieser Orientierungszeit geht und wie Du Deine Lebensspur finden kannst. Momentan sind die Teilnehmer*innen zwischen 18 und 23 Jahren alt, fünf Mädchen und zwei Jungs. Drei Plätze sind noch frei.
Übrigens: Wer noch Partnerbetrieb werden möchte, schreibe an: arbeitgeber@dein-job-am-berg.de
Fotos: Anja Epkes / privat