Vertrauen und das Glück der Verantwortung
Wann hast Du das letzte Mal vertraut? Und, wurdest Du belohnt? Hat es geklappt oder war es eine Enttäuschung? Manchmal wird unser Vertrauen nicht eingelöst und es stellt sich die Frage: Vertrauen wir dann weniger?
Wir von ohfamoos gewinnen den Eindruck, dass Vertrauen immer mehr schwindet – nicht bei uns persönlich, jedoch innerhalb der Bevölkerung. Es gibt so viel Skepsis, viele Menschen sind misstrauisch. Viele sind erstmal GEGEN etwas, anstatt sich FÜR etwas einzusetzen. Unsere Gespräche in 2020 kreisten häufig um das Thema Vertrauen und oft zeigte sich auch bei unseren Gesprächspartnern dieses Misstrauen.
Gefühle, die wir eher diffus wahrnahmen, die jedoch fest zu sitzen scheinen.
Dabei sitzen wir in Deutschland doch auf einer Insel der fast Glückseligen, oder? Darüber, wieviel hier klappt, berichten jene, die im Ausland leben. Dirk Hilbert, ein ohfamooser Leser, ist oft baff erstaunt, dass in Deutschland so viel Unzufriedenheit grassiert: Er, der als Deutscher seit Jahrzehnten in Argentinien lebt, stellt immer wieder fest: „Deutsche wissen, trotz großer Reiselust, nicht wirklich, wie man außerhalb Deutschlands so lebt.“
Prekär sei dies besonders, wenn es andere Kontinente betrifft. „Welchen Stellenwert hat eine offene Gesellschaft mit funktionierenden politischen und gesellschaftspolitischen Systemen wirklich?“, fragt Dirk und fügt zum Vergleich an: „Argentinien ist ein Land, welches seit Jahrzehnten von verschiedenen politische Klassen ausgebeutet und hintergegangen wird. Eine funktionierende Justiz, die dem Einhalt gebietet, gibt es nicht wirklich.“ Wo das hinführe, könne jeder am Beispiel von Venezuela sehr gut beobachten. Dirks Fazit: „Südamerika bewundert an Deutschland nicht zuallererst tolle Produkte, sondern das stabile politische System. Das ist nämlich die Grundlage für alles Weitere.“
Oder wie schrieb unsere Gastautorin Jeannette Hagen, der sich folgender Verdacht aufdrängt: Wenn wir ausführen, dass uns „ANDERE daran hindern, so zu sein, wie wir gemeint sind“, haben wir plötzlich „Schuldige, die dafür verantwortlich sind, dass wir das Glück nicht finden.“
Das Glück der Verantwortung für die kleinen Dinge
Wenn also andere verantwortlich gemacht werden – sind wir dann befreit von dem, gut für uns selbst zu sorgen?
Ein fettes ohfamooses NEIN. Oder positiv formuliert: Ein kräftiges ohfamooses JA für die Bereitschaft, etwas SELBST in die Hand zu nehmen. Sich zu trauen. Mutig zu sein. Verantwortung für kleine Dinge zu übernehmen, kann so befreiend sein. Es befreit von der Last, etwas vor sich herzuschieben. Oft werden wir gefragt: Bitte schön, Ihr Ohfamoosen, ich arbeite doch so viel, für was soll ich mich denn noch einsetzen?
Damit wir nicht falsch verstanden werden: Wir meinen nicht die Krankenschwester, den Arzt oder die Kassiererin im Supermarkt. Von denen vernehmen wir auch viel weniger Krawall. Oder haben sich Pflegekräfte in den letzten Jahrzehnten, wo sie wesentlich weniger verdienten als Manager und keine Tantieme bekamen, dafür aber fast rund um die Uhr arbeiten mussten, besonders lautstark beklagt?
Wir führen auch keine Neiddebatte. Wer seine Freizeit beispielsweise gern auf dem Sportplatz oder mit seinen Kindern oder wie auch immer privat verbringt, hat dazu jedes Recht! Und es ist super, dass sich Menschen bewegen, ihre Freizeit so sinnvoll verbringen, wie es für sie richtig ist.
Schwierig wird es für uns jedoch, wenn sich die, die im „Gedöns“ öffentlicher Verantwortung nicht sonderlich auffallen, massiv be-schweren. Wenn die, die ihre Freiheit berechtigt anderweitig wahrnehmen, rummaulen: Das und jenes laufe bei uns schief; was alles nicht möglich sei, was alles nicht geht. Welch‘ ein Jammer.
Hallo? Alles ist möglich, wenn Du willst. Vielleicht nicht über Wasser laufen, aber Platz für Engagement gibt es doch in Deutschland überall!
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- Wie viele Menschen arbeiten allein in der oft anstrengenden Lokalpolitik und schlagen sich Abend für Abend in öden, nicht enden wollenden Sitzungen die Zeit um die Ohren?
- So viele setzen sich allein in Klassenpflegschaften dafür ein, unsere maroden Bildungsinstitutionen zu modernisieren.
- Auch in Institutionen oder Vereinen wie Kinderschutz- oder Tierschutzbund engagieren sich sehr viele Menschen.
- Wie viele sind kirchlich unterwegs, gerade an den heiligen Wochenenden? Oder finden ihr Glück in Sportvereinen?
- Nicht zu vergessen all die, die Petitionen für was auch immer schreiben.
Die Liste ließe sich endlos verlängern. Wir zitieren gerne den Ex-Bundestagsabgeordneten Stephan Eisel, der sich in einem ohfamoosen Gastbeitrag zum Thema Bürgerräte wie folgt geäußert hat:
„Wer mitmachen will, kann mitmachen. Wer Einfluss nehmen will, kann dies tun. Auf nichts reagieren die Gewählten schneller (und manchmal auch nervöser) als auf die direkte Ansprache ihrer Mitbürger. Gerade in der Kommunalpolitik besteht eher die Gefahr des übermäßigen Einflusses kleiner lautstarker Initiativen als die der Ignoranz gegenüber Wünschen aus der Bevölkerung.“
All jene, die im Moment misstrauisch sind, empfinden wahrscheinlich auch ein bisschen Angst. Angst enttäuscht zu werden, Angst, das Glück nicht zu finden. Aber Psychologen und Hirnforscher wie Niels Birbaumer wissen:
Vertrauen wird stärker, je weniger Angst wir haben.
Laut Definition ist Vertrauen „die subjektive Überzeugung (oder auch das Gefühl) von der Redlichkeit einer anderen Person“. Wer vertraut, glaubt, dass die Aussagen oder Handlungen des anderen wahr und aufrichtig sind. Ohne dieses Vertrauen funktioniert keine Gesellschaft. Es ist der Kitt, der (vertrauensvolle) Beziehungen erst ermöglicht. Private genauso wie berufliche.
Wendet Euch also Menschen zu, die Euer Vertrauen verdienen, denn Vertrauen kann man nicht befehlen, es wird gegeben. Und dafür benötigt es die folgenden fünf Grundregeln.
- Kommunizieren (= nicht nur reden, auch zuhören).
- Authentisch bleiben.
- Ehrlich sein.
- Offen mit Fehlern umgehen.
- Zeit geben, denn diese braucht Vertrauen sehr.
Wir von ohfamoos schließen mit unserem persönlichem Jahresrückblick. Wie könnte er anders sein als positiv?!
Wenn wir aus 2020 nur mitnähmen, uns darum zu bemühen, wieder mehr zu vertrauen, wäre ein großer Schritt in Richtung Zuversicht getan. Und die Hoffnung, dass wir 2021 gut „wuppen“ werden, bekommt mehr Berechtigung.
Es kommt auf uns an!
Hallo Redaktion ihr erwähnt einen Dirk Hilbert in Argentinien . Ichbhatte einen Dirk als besten Freund durchbringen Schicksalsschlag musste er umziehen und wir verloren uns aus den Augen . Habe erfahren er ist nach Argentinien ausgewandert .
Könnten sie mir vielleicht E Mail übermitteln in ihm oder Kontaktdaten damit ich Kontakt aufnehmen kann.
Ich bin Markus aus Heiligenhaus Isenbügel Germany . Ich hoffe das klappt
Wir freuen uns, dass Ihr es tatsächlich geschafft habt, wie wir hörten. Wie ohfamoos! 🙂