Das Flüstern der Bienen und die Spanische Grippe
Ein „warmherziger Familienroman“, der wochenlang auf den Bestsellerlisten in Mexiko stand: So wirbt der Ullstein-Verlag für „Das Flüstern der Bienen“. Das machte uns neugierig. Michèle Halder, eine unserer Gastautorinnen, hat ihn für uns mit großer Freude gelesen. Hier ihre positive Würdigung.
Das Flüstern der Bienen, so poetisch wie sein Titel, so poetisch ist der Roman. Die Poesie fasziniert mich und noch mehr das Talent von Sofía Segovia, „ein wenig Magie in eine Erzählung zu streuen“. So lobte bereits die Washington Post in einer Kritik.
Mexiko zur Zeit der Spanischen Grippe
Die Autorin nimmt uns im Jahr 1910 mit nach Mexiko – in einer Zeit, die von Krieg, einer schrecklichen Seuche und Elend geprägt war; also alles andere als romantisch, eine sehr dunkle Zeit. Aber Sofía Segovias Sprache deckt einen Schleier von Zärtlichkeit darüber, hellt sie dadurch auf. Und so werden Menschen, Begegnungen und vor allem die Natur im Mexiko des Bürgerkrieges und der Spanischen Grippe zu einem Bildnis, das viele Wunder birgt.
Die Geschichte spielt in der kleinen mexikanischen Stadt Linares. Dort erzählt man sich noch immer von dem Tag, an dem die alte Nana Reja ein Baby unter einer Brücke gefunden hat, von einem Bienenschwarm umhüllt. Das Baby, da missgebildet, ist den abergläubischen Dorfbewohnern nicht sofort willkommen. Doch nehmen die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales den kleinen stummen Jungen bei sich auf. Schon bald wird der wilde Simonopio geliebt wie ihr eigenes Kind.
Während die Spanische Grippe die Region trifft und um sie herum die mexikanische Revolution wütet, beginnen sie den Instinkten des Jungen zu vertrauen: Ihm, der nicht sprechen kann, der aber dem Flüstern der Bienen lauscht. Dieses Vertrauen in die übernatürlichen Instinkte Simonopios wird die Familie am Ende vor dem größten Verhängnis bewahren.
Und immer wieder ist es die Liebe, die sich durch die Geschichte zieht.
Was mir vor allem gefällt: Wie ein roter Faden ist die Liebe präsent: Die Liebe zur Natur, die Liebe zum Land und die Liebe zu den Menschen, seien ihre Charaktere noch so kompliziert.
Das Flüstern der Bienen als guter Begleiter
Sofía Segovia, die zunächst eigentlich Journalistin werden wollte und dann ihre Liebe für fiktives Schreiben entdeckte, schenkt ihren Leser*innen einen Streifzug durch die Zeit und ihre eigene Fantasie. Sie gibt uns Licht und Hoffnung und zeigt uns eine andere Perspektive auf in einer Zeit, die uns nicht nur emotional vor große Herausforderungen gestellt hat.
Ohfamooses Fazit: Das Buch „Das Flüstern der Bienen“ ist gerade jetzt, in der wir selbst mit einer Pandemie kämpfen, ein guter Begleiter. Die Lektüre macht bewusst, dass wir nicht die ersten Menschen sind, die das erleben müssen.
Sofía Segovia, geboren in Monterrey, Mexiko, studierte dort Kommunikationswissenschaften. Sie schrieb zunächst mehrere Stücke für das Theater, arbeitete als Ghostwriterin und unterrichtete Kreatives Schreiben. „Das Flüstern der Bienen“ ist ihr zweiter Roman, mit dem sie auch international von Kritikern hoch gelobt wird. Heute reist sie dorthin, wo ihre Romane sie hinführen, lebt aber mit ihrem Ehemann, drei Kindern und drei Haustieren in den Bergen von Monterrey.
Tipp: Wer die Schriftstellerin besser kennenlernen möchte, dem empfehlen wir dieses Interview mit Sofia Segovia.
Foto via Ullstein Buchverlag GmbH
Michèle Halder, die das Buch rezensiert hat, ist eine unserer ohfamoosen Gastautor*innen.
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