Kinder in Not: Wo aus Not Hoffnung wird
„Optimist ist nicht, wer glaubt, dass alles gut wird. Optimist ist, wer alles dafür tut, dass es gut wird. Und dafür kämpfen wir, jeden Tag.“ Mit diesem Satz leitet Verena Batchelor, die für „Kinder in Not“ e.V. arbeitet, ihren Gastbeitrag für ohfamoos ein. Die Aktionsgruppe, die auf Initiative der bekannten Unternehmerin Gisela Wirtgen gegründet wurde, ist unser Charity-Partner für die 4. ohfamoose Unkonferenz.
Wir haben Verena gebeten, uns über die Maßnahmen von „Kinder in Not“ zu informieren, die ihr besonders am Herzen liegen und die zeigen: Hilfe kommt an. Eingedenk unserer Mission: Wir berichten über das, was in der Welt klappt. Übrigens steht „Kinder in Not“ laut Verena auch dafür: „Bei uns gelangt jeder gespendete Euro und jeder Patenschaftsbetrag ohne jeglichen Abzug von Verwaltungskosten zu 100% an sein Ziel.“ (Am Ende des Gastbeitrags könnt Ihr noch mehr darüber erfahren, wie diese Aktionsgruppe arbeitet!)
Jedes Kind, das nicht verhungert, ist ein Erfolg
Unsere Erfolge unterscheiden sich je nachdem, ob es um Humanitäre Hilfe, Wiederaufbaumaßnahmen oder langfristige Entwicklungszusammenarbeit geht. Für uns als Hilfsorganisation ist es in Krisensituationen zunächst oberstes Gebot, Leben zu retten. So hat die Aktionsgruppe im letzten Jahr während der Corona Pandemie hauptsächlich Nothilfe leisten können.
Wir finden: Jedes Kind, das nicht verhungert, ist ein Erfolg unserer Arbeit. Aber eine unserer Säulen ist die Nachhaltigkeit, die Hilfe zur Selbsthilfe. Echter und langfristiger Erfolg heißt für uns, wenn sich zum Beispiel die Berufschancen einer Gemeinschaft verbessern und das auch so bleibt, wenn wir uns zurückziehen. Solch positive Wirkungen zeigen sich oft erst nach Jahren.
Wir können auf einige Erfolgsgeschichten der letzten Jahre zurückblicken und könnten ganze Bücher damit füllen – ein wichtiger Motivator unserer Arbeit. Denn jedes einzelne Kind, dem wir helfen ist für uns ein Erfolg. Das sind zu viele, um sie im Detail zu beschreiben. Daher habe ich folgende Top 3 “Herzensgeschichten” ausgesucht:
Alegria auf den Philippinen – heute ein fortschrittlicher Ort
Hier fing vor 36 Jahren alles an: die St. Peter Academy in der philippinischen Gemeinde Alegria ist das allererste Projekt der Aktionsgruppe. An unserem Gründungsprojekt wird deutlich:
Veränderung braucht Zeit und auch ein bisschen Mut – dann kann sie viel bewirken.
Vor allem braucht sie aber Menschen, die kontinuierlich dazu beisteuern, Veränderungen überhaupt möglich zu machen. Für die Familien der ehemals von Armut gebeutelten Gemeinde hat sich die investierte Zeit und Mut gelohnt. Seit Gründung der Aktionsgruppe arbeiten wir konsequent nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe.“ Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch das Potenzial hat, mit ein bisschen Hilfe ein Leben in Würde für sich und zukünftige Generationen aufzubauen, egal, unter welchen Bedingungen er aufwächst oder lebt – und dass nachhaltige Entwicklung nur so möglich ist.
Kinder in Not und die Hilfe zur Selbsthilfe
Durch die langjährige Unterstützung unserer Spender*innen und Paten*innen ist Alegria heute ein fortschrittlicher Ort. Auf dem wöchentlichen Obst- und Gemüsemarkt verkaufen Bauern aus den Bergen ihre Produkte. Es gibt ein kleines Restaurant und zwischenzeitlich kommen auch Touristen in den Ort, die in den vereinzelten kleinen Geschäften einkaufen. Dazu kommt, dass die St. Peter High-School seit kurzem durch staatliche Zuschüsse auf eigenen Füßen stehen kann.
Anup in Indien kann laufen
Heute ist Anup ein fröhlicher, siebenjähriger Junge aus dem indischen Sendhwa. Er lacht viel und spielt am liebsten Verstecken. Doch auch wenn man es ihm hinter seinen strahlenden, braunen Augen nicht ansieht, seine Geschichte begann mit einem sehr traurigen Kapitel.
Vor wenigen Jahren wurde der Junge mit Down Syndrom von seinen Eltern in unserem Behindertenheim Snehasadan für nur vermeintlich wenige Monate abgegeben. Doch seit dem Tag des Abschieds meldeten sich die Eltern nicht wieder im Heim, obwohl die Schwestern immer wieder den Kontakt suchten. Schließlich mussten sie feststellen, dass die Eltern schon seit einiger Zeit verzogen und somit unauffindbar waren.
Kinder mit Behinderung werden einfach abgegeben
Dies ist leider kein Einzelschicksal. Nicht selten erleben die Schwestern, wie ein Kind mit Behinderung einfach abgegeben und nicht wieder besucht wird. Leider sind auch noch heutzutage die Stigmata für Menschen mit Behinderungen in Indien sehr groß, oft werden sie als „Strafe Gottes“ angesehen. Anups Schicksal ging uns allen damals sehr nahe.
Bei unserer jüngsten Projektreise nach Indien Anfang 2020 kam es zum Treffen zwischen Anup und Gisela Wirtgen. Anup, der noch vor wenigen Monaten nicht in der Lage war zu stehen oder zu gehen, lief ihr strahlend in die Arme.
Durch monatelange Physiotherapie war es gelungen, dem Jungen ganz neue Zukunftsperspektiven zu ermöglichen.
Ihm ist heute die Schwere seiner Gehbehinderung kaum noch anzusehen. Er ist glücklich, selbstbewusst und fröhlich – ein kleines Wunder und eine wichtige Erinnerung daran, nicht aufzugeben. Durch weitere Förderung wird es Anup gelingen, in der Zukunft wortwörtlich auf eigenen Beinen stehen zu können.
Strahlende Sterntaler in Brasilien
Das Leben in den Favelas, den brasilianischen Armutsgebieten, ist hart. Rosa und Jon wären um ein Haar auch in die Fänge der Glück-versprechenden Drogen- und Waffenhändler geraten. Ansehen und Wohlstand versprachen ihnen die Gangs – eine Alternative sahen die beiden zu dem Zeitpunkt nicht. Doch sie hatten Glück: Unsere Projektpartnerin Regina wurde auf die unterernährten Kinder aufmerksam und nahm sie in der Kindertagesstätte Sterntaler auf.
Erst nach und nach wurde ihr bewusst, wie prekär es um die beiden Kinder stand. Der Vater war verschollen. Die Mutter konnte sich nicht um sie kümmern, war selbst stark drogenabhängig. Plötzlich starb sie an einer Überdosis.
Regina beschloss zu helfen und adoptierte kurzerhand Rosa und Jon.
Durch die liebevolle Aufnahme von Regina und einem Leben in der Tagesstätte konnten die beiden erst die Grundschule, dann die weiterführende Schule abschließen.
Heute arbeiten Rosa und Jon als angehende Erzieher*innen in der Sterntaler-Krippe, wo sie andere Kinder aus schwierigen Lebenssituationen unterstützen – ein Kreislauf schließt sich. Durch ihre eigenen Erfahrungen können sie sich besonders gut in ihre Lage ihrer Schützlinge hineinversetzen. Nach der Arbeit besuchen beide zurzeit noch die Abendschule, um die Berufsausbildung im kommenden Jahr abzuschließen. „Sterntaler“ wird sie natürlich übernehmen.
Die Aktionsgruppe “Kinder in Not” e.V. wurde 1983 auf Initiative der Unternehmerin Gisela Wirtgen gegründet. Anlass war der Hilferuf eines Paters von den Philippinen: Seine High School, die St. Peter Academy, war teilweise abgebrannt und die rund 270 Schülerinnen und Schüler aus ärmsten Verhältnissen befürchteten die Schließung der Einrichtung. Das Elend, das Gisela Wirtgen bei ihrem Besuch der Schule sah, rüttelte sie auf und sie beschloss zu helfen.
Aktuell unterhält bzw. unterstützt die Aktionsgruppe mehr als 50 Hilfsprojekte auf den Philippinen, in Indien und Brasilien. Die Basis der Arbeit bilden neben gezielten oder freien Spenden mehrere tausend Patenschaften für Kinder, Jugendliche und Projekte, die von Einzelpersonen, Familien, Schulen, Vereinen und Firmen übernommen werden.
Als besonders transparente Hilfsorganisation anerkannt
Eins ist Verena Batchelor besonders wichtig: „Bei uns gelangt jeder gespendete Euro und jeder Patenschaftsbetrag ohne jeglichen Abzug von Verwaltungskosten zu 100% an sein Ziel. Daher tragen wir auch das Spendensiegel für seriöse Spendenorganisationen des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI), sind vom Finanzamt Neuwied als gemeinnützige Einrichtung anerkannt und von der Initiative für Transparente Zivilgesellschaft als besonders transparente Hilfsorganisation ausgezeichnet.“
Dass „Kinder in Not“ e.V. Charity-Partner für die 4. ohfamoose Unkonferenz ist, „freut uns sehr“, sagt sie. „Alle, die uns mit einer Spende, egal ob groß oder klein, oder der Übernahme einer Patenschaft unterstützen möchten, sind willkommen! Nur gemeinsam können wir auch in Zukunft wichtige „Hilfe zur Selbsthilfe“ für die Kinder, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, ermöglichen.“
Verena Batchelor studierte Kunstgeschichte, Film und Werbung an der University of Nottingham, schloss dort 2010 mit dem Master ab. Nach ihrem Studium arbeitete sie in England als Videoproduzentin und im Anschluss für einige Jahre als Account Direktorin in einer Werbe- und Marketingagentur. 2019 zog sie mit Mann, Baby und Riesen-Hund zurück ins Rheinland und ist seitdem bei der Aktionsgruppe „Kinder in Not“ e.V. im Marketing, PR und in der Kommunikation tätig.
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