Meeresschildkröten mögen kein Plastik
Meeresschildkröten sind wunderschöne Meeresbewohner, die leider auch von Plastik lebensgefährlich bedroht werden. In Dubai gibt es schon seit 2004 eine, speziell für verletzte Meeresschildkröten, eingerichtete Rettungsstation. Warum Sonja diese Rettungsstation zusammen mit ihrem Sohn Fahim besucht hat, erfahrt ihr in ihrem Beitrag.
Vor ungefähr 2 Monaten sehe ich meinen Sohn Fahim auf Instagram mit einer kleinen Meeresschildkröte. Nanu, dachte ich, was ist denn das? Warum ist die Meeresschildkröte nicht im Wasser? Fahim hatte sie auf einem Apnoe-Tauchgang in Fujairah an der Ostküste der Vereinigten Arabischen Emirate entdeckt. Das kleine Tier war in Plastik veheddert und konnte kaum schwimmen. (Das Video dazu gibt’s am Ende des Beitrags.)
Und vor einer Woche passierte es schon wieder. Beim Tauchen vor Sir Bu Nuair, einem Naturschutzgebiet 100 km westlich von Dubai, findet Fahim diesmal eine viel größere Meeresschildkröte, die verzweifelt versucht an die Oberfläche zu schwimmen, sich aber an einer Flosse und am Hals in Plastik verheddert hat.
Die Rettung der Meeresschildkröte
Fahim schafft es, die Meeresschildkröte mit einem Messer frei zuschneiden und an die Oberfläche zu bringen. Dazu muss man wissen, dass Meeresschildkröten vier bis sieben Stunden lang den Atem anhalten können, aber sie ertrinken, wenn sie unter Wasser gefangen sind. Fahim war klar, dass die Meeresschildkröte schwer verletzt war und rief die Umweltbehörde an, die auch sofort ein Boot schickte, um das Tier in das ‚Turtle Rehabilitation Sanctuary‘, eine Rettungsstation für Meeresschildkröten im Hotel Burj Al Arab in Dubai, zu bringen.
Dort wurde die etwa 20-jährige Meeresschildkröte operiert, jedoch konnte der Tierarzt ihre Flosse leider nicht retten. Das Plastik hatte zu viel Gewebe beschädigt und so wurde die Flosse amputiert. Farah, so hat Fahim die Meeresschildkröte genannt, erholt sich mittlerweile sehr gut und frisst auch wieder normal.
Sie bekommt zwar immer noch Antibiotika, aber die Wunde heilt ab. Die Tierärzte hoffen, dass Farah lernen wird, mit nur einer vorderen Flosse zu tauchen, denn nur dann kann sie wieder ins offene Meer entlassen werden.
Besuch bei Farah
Natürlich haben wir Farah auch besucht. Sie ist zum Glück nicht alleine. In der Rettungsstation werden jedes Jahr etwa 250 Meeresschildkröten aufgenommen. In 16 Jahren sind daher schon über 2.000 Tiere in der Station behandelt worden. Oft ist das Plastik im Wasser Schuld für den Aufenthalt in der Rettungsstation. Die Schildkröten schlucken das Plastik, das dann ihren Magen blockiert und verhindert, dass sich die Tiere weiter ernähren können. Sie verhungern jämmerlich. Manchmal bleiben Plastik oder anderer Müll um ihre Flossen hängen, so wie bei Farah, die deshalb nicht auftauchen konnte.
Zum Glück gibt es für solche Fälle in Dubai die Rettungsstation. Die Station ist in zwei Rehabilitationsbereiche unterteilt. Die Erstbetreuung und Behandlung finden im Keller des Hotels statt. In der zweiten Phase kommen die Tiere in die speziell für Meeresschildkröten errichtete Lagune, wo sie wieder zu Kräften kommen können. Hier beginnen die Tiere wieder alleine zu schwimmen und sich selbst zu ernähren. Erst wenn die Tierärzte davon überzeugt sind, dass sie vollkommen gesund sind, werden sie zurück ins Meer gebracht.
Von Dubai nach Thailand
Nachdem die Tiere wieder gesund sind, werden sie mit einem Radarsender ausgestattet, ins Meer freigelassen und überwacht. So reiste 2008 eine Meeresschildkröte namens Dibba 8.600 km von Dubai nach Thailand. Diese Reise wurde bislang nur von einer anderen Schildkröte übertroffen, die von Südafrika nach Australien schwamm.
Fahim hat die Erlebnisse mit den Meeresschildkröten sehr bewegt. Eine Tageszeitung in den Emiraten berichtete schon von seinem Erlebnis und Fahim möchte nun noch mehr tun, um auf die Notlage dieser Meeresbewohner aufmerksam zu machen. Seine gerettete Schildkröte Farah wird hoffentlich auch wieder in die Wildnis entlassen, wenn sie gelernt hat mit einer Vorderflosse abzutauchen.
Aber nicht nur Meeresschildkröten sind von Plastik bedroht. Auch Kamele in den Vereinigten Arabischen Emiraten verenden, weil sie Plastik fressen. Aber dazu gibt es demnächst einen eigenen Bericht von mir.
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Fotos: Chris Whiteoak, Sonja Ohly
Videos: Sonja Ohly, Sean Dennis