Cappuccino mit Luca
Vor ein paar Tagen in Niedersachsen kann Sonja ihr Glück kaum fassen: Beim Bummeln durch die Innenstadt von Braunschweig sieht sie eine Eisdiele mit Außengastronomie und da sitzen Menschen und trinken Cappuccino. Wie geht das denn? Die Antwort heißt Luca!
In Hessen sind, während ich diesen Beitrag schreibe, alle Restaurants und Cafés leider immer noch geschlossen. Und wenn ich in meiner Heimatstadt Lich einen Cappuccino trinken möchte, muss ich ihn mir zuhause selbst zubereiten oder aus einem To-Go Pappbecher schlürfen. Daher bin ich sehr verwundert, in Braunschweig voll besetzte Außenbereiche von Cafés und Restaurants zu sehen. Als Hessin kenne ich die Bestimmungen der jeweiligen Bundesländer nicht wirklich und stelle verblüfft fest, dass in Niedersachsen die Außengastronomie geöffnet ist. Aber sich einfach hinsetzen und Cappuccino bestellen – nein, so einfach geht es dann doch nicht. Als ich einen Tisch ansteuere, fragt mich der Kellner, ob ich Luca habe.
Wer oder was ist Luca?
Luca ist eine App für Iphone und Android, auf die mittlerweile viele Bundesländer für das sogenannte Contact Tracing setzen. Luca soll die Kontaktverfolgung für Besuche von Events, Gastronomie und Geschäften erleichtern und die Aufgabe übernehmen, die bisher Listen oder Formulare auf Papier erfüllten.
Die Luca-App ist für alle Nutzer und Nutzerinnen und auch für Betriebe und Unternehmen kostenlos. Wer sich die Luca-App auf sein Handy lädt, gibt einmalig seine Kontaktdaten an. Durch den Scan eines QR-Codes im Restaurant oder Geschäft werden die Daten dann automatisch verschlüsselt und erfasst. Luca weiß dann, wann man wo war. Wird später eine Person positiv auf das Coronavirus getestet, kann das Gesundheitsamt abrufen, wer zur gleichen Zeit am selben Ort war. Hinter Luca steckt die Berliner culture4life GmbH. Das ist, anders als die offizielle Corona-Warn-App, ein kommerzieller Anbieter, an dem auch Kulturschaffende wie Smudo und die Band „Die Fantastischen Vier“ beteiligt sind.
Luca auf dem Handy
Ich hatte schon von der App gehört, aber sie bislang noch nie gebraucht und nicht auf mein Handy geladen. In Niedersachsen jedoch sieht man fast in jedem Restaurant oder Geschäft den Luca-QR-Code. Das Downloaden geht schnell und auch die Anmeldung in der App ist einfach. Mit Luca auf dem Handy scanne ich den QR-Code des Restaurants und bin eingecheckt.
Ich brauche jetzt nur noch einen Impfnachweis oder einen negativen Schnelltest vorzuzeigen und schon bekomme ich einen Cappuccino. Die Schnelltestzentren findet man in den größeren Städten an jeder Ecke und die Antigen Schnelltests sind meistens kostenlos.
Da ich meinen Impfausweis und Pass immer bei mir trage, ist mein Caféaufenthalt kein Problem. Ich bekomme meinen Cappuccino, zelebriere den Genuss und bin dankbar für das bisschen Normalität. Für mich ist das Ein- und Auschecken per Luca-App auf alle Fälle einfacher, als sich schriftlich eintragen zu müssen.
Die Vorteile der App
Luca bietet neben der Kontaktnachverfolgung auch eine Art Kontaktdatenverwaltung. Hier werden neben persönlichen Daten auch die Aufenthaltsorte gesammelt, die man besucht hat. So können in einem Infektionsfall die Gesundheitsämter, die Luca an ihr System angebunden haben, alle Kontaktpersonen informieren.
Die offizielle Corona-Warn-App (CWA) kann jedoch nur über ein Infektionsrisiko informieren, falls infizierte Personen die App verwenden, stets ihr Bluetooth eingeschaltet haben und ihr positives Testergebnis in der App eintragen. Die CWA gibt also bestenfalls eine Information über ein Infektionsrisiko. Das heißt: Anwender*innen müssen selbst aktiv werden und sich mit ihrem Gesundheitsamt in Verbindung setzen. Bei Luca können Gesundheitsämter auf Kontaktdaten zugreifen und Anwender informieren. (Quelle: Verbraucherzentrale)
Kritik der Datenschützer
Die Kritik der Datenschützer zur Luca-App werden jeden Tag lauter. Bei Luca erklären die Betreiber, dass alle Daten auf Servern in Deutschland verschlüsselt gespeichert werden und ausschließlich Gesundheitsämter die Daten wieder entschlüsseln können. Somit sei es nicht möglich, dass Geschäftsleute oder die App-Anbieter selbst auf persönliche Daten der Nutzer*innen zugreifen können. Deshalb wäre auch beispielsweise das Nutzen der Daten zu Werbezwecken nicht möglich. Um der Kritik vorzubeugen ist inzwischen auch der gesamte Luca-Quellcode öffentlich gemacht worden und komplett einsehbar. Und mal ehrlich, sicherer als die schriftlichen Kontaktformulare ist das doch auf jeden Fall.
Daher mein persönliches Fazit: Angesichts des praktischen Nutzens der App (kein handschriftliches Ausfüllen von Kontaktformularen) scheint mir nach aktuellem Stand das Risiko in der derzeitigen Krise wohl vertretbar zu sein. Ich werde Luca auch gerne weiterhin nutzen, wenn ich so endlich wieder einen Cappuccino mit Freunden im Café genießen kann.
Fotos: Sonja Ohly