Die 1. Ohfamoose Petition: Ein Ruck für die Bildung
Ein Ruck für die Bildung – dafür appelliert Ohfamoos in unserer 1. Petition. Ihr möchtet wissen, was mit unseren Kindern und Jugendlichen nach der Sommerpause passiert? Es ist Euch nicht konkret genug, was wir darüber lesen oder hören? Dann unterstützt bitte unsere Ohfamoose Petition. Denn auch wenn jetzt Sommerzeit ist – der Herbst kommt bestimmt. Wir fordern: Ein echter Ruck für die Bildung muss her.
Eigentlich wollte ich „nur“ mal thematisieren, welche Ratlosigkeit viele Eltern momentan in Sachen Bildung erleben und mich mit unseren ohfamoosen Leser*innen austauschen. Denn nicht nur ich frage mich, was genau passiert, wenn die Schule wieder losgeht. Und nicht nur ich lese und höre viele politische Statements – von Politikern, die betonen, dass sie oder er „alles dafür tun“, damit Schule wieder „in Präsenz“ ermöglicht wird.
Aber das haben wir ja auch nach dem 1. Lockdown gehört, oder?
Und auch andere Branchen, nicht „nur“ Schulen, mussten schließen, obwohl sie gut vorbereitet waren. Sie hatten Vorsorge getroffen und dennoch: Sie mussten ihre Geschäfte, Sportstätten oder andere Kleinbetriebe dicht machen! Droht das den Schulen auch wieder?
Wir fordern: Ein Ruck für die Bildung muss endlich her
Deshalb motivierte mich Sonja dazu, gemeinsam eine Petition für einen echten Ruck für die Bildung zu starten. Wenn Ihr mit uns lauter werden möchtet, unterschreibt sie bitte.
Was passiert mit unseren Schulen nach der Sommerpause?
Zum Hintergrund: Pandemie und Lockdown haben schlaglichtartig die lange schlummernde Bildungsmisere in Deutschland aufgezeigt. Parallel dazu gewinnt der Bundestagswahlkampf an Dynamik, zwei Bundesländer sind in diesem Sommer zudem im Landtagswahlkampf.
Man muss keine Hellseherin sein, um vorherzusagen, dass die politischen Prioritäten im Herbst und Winter nicht auf dem Thema Schule liegen werden. Und die Warnung der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot ist nachvollziehbar, so zitiert von der Berliner Zeitung:
„Wir müssen verhindern, dass wir im Herbst wieder in eine Situation schlittern, in der hektisch und ohne Differenzierung Maßnahmen beschlossen werden, die zu einem gesellschaftlichen Ausnahmezustand führen.“
Guérot und andere Wissenschaftler fordern eine Aussöhnung in der Corona-Debatte, um die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden. Dazu gehören konkrete Informationen, Versachlichung statt Angst – und Vertrauen in politische Entscheidungsträger*innen.
Yvonne Gebauer, die für Schulen zuständige Ministerin in NRW, bleibt jedoch nebulös und formulierte – angesprochen auf das Thema Luftfilter – so, Zitat: „Sollte es über die bestehenden Maßnahmen, wie testen und Maske tragen, hinaus erforderlich sein, um Präsenzunterricht zu gewährleisten, wird sich die Landesregierung dazu verhalten.“ Zukunftsweisende Bildungspolitik hört sich anders an.
Wie sorgen Kultusminister*innen vor?
Was also passiert momentan? Werden z.B. die Sommerferien genutzt, um Schulen (weiter) zu modernisieren? Was genau tun Kultusmister*innen, Schulträger, Schulen?
Medien vermitteln darüber kein klares Bild. Dabei gibt es so viele Ideen und Ansätze! Und beeindruckende Lehrer*innen, die die Mängel durch persönlichen Einsatz aufgefangen haben. Wer sich Zeit nimmt, kann allein auf #wirfürschule all das sehen, was Schule sein könnte. Aber was wird davon wann umgesetzt?!
Bei unserer Recherche haben wir dank des Journalisten und Medienmanagers Detlef Untermann zudem folgendes Dokument gefunden: Den bereits 2020 gestellten Änderungsantrag der Berliner FDP-Fraktion „Lehren und Lernen aus und nach der Coronakrise“. Da steht viel Wahres drin. Schaut mal rein in die Drucksache 18/2730-1 vom 9. Dezember 2020. Doch scheint das Thema in der Berliner Landespolitik untergegangen zu sein und der rot-rot-grüne Berliner Senat hat andere Prioritäten gesetzt.
Bitte unterstützt die Petition „Ein Ruck für die Bildung“
Wir freuen uns, wenn Ihr Euch unserer Petition anschließen wollt. Denn wir befinden uns nicht in der Sommerpause 2020, sondern sind ein ganzes Jahr weiter und unser Eindruck ist:
Es passiert viel zu wenig, um für den Herbst 2021 gerüstet zu sein.
Unser Appell ist schlicht & einfach: Stellt das Bildungsthema in der politischen Agenda endlich nach vorne. Lasst uns lauter werden. Wir brauchen einen echten Ruck für die Bildung.
In unserer Petition verweisen wir u.a. auf die viel beachtete „Ruck-Rede“ des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Das war 1997. Diese liest sich heute, fast ein Vierteljahrhundert später, so, als ob sie wieder gehalten werden müsste. Wir zitieren hier nur zwei Passagen:
- „Unser eigentliches Problem ist also ein mentales: Es ist ja nicht so, als ob wir nicht wüßten, daß wir Wirtschaft und Gesellschaft dringend modernisieren müssen. Trotzdem geht es nur mit quälender Langsamkeit voran. Uns fehlt der Schwung zur Erneuerung, die Bereitschaft, Risiken einzugehen, eingefahrene Wege zu verlassen, Neues zu wagen. Ich behaupte: Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Während die Auswirkungen des technischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt und die Folgen der Demographie für die sozialen Netze auch andere Industrieländer, etwa Japan, heimsuchen, gibt es für den Modernisierungsstau in Deutschland keine mildernden Umstände. Er ist hausgemacht, und wir haben ihn uns selbst zuzurechnen.
- Dabei leisten wir uns auch noch den Luxus, so zu tun, als hätten wir zur Erneuerung beliebig viel Zeit: Ob Steuern, Renten, Gesundheit, Bildung, selbst der Euro – zu hören sind vor allem die Stimmen der Interessengruppen und Bedenkenträger. Wer die großen Reformen verschiebt oder verhindern will, muß aber wissen, daß unser Volk insgesamt dafür einen hohen Preis zahlen wird. Ich warne alle, die es angeht, eine dieser Reformen aus wahltaktischen Gründen zu verzögern oder gar scheitern zu lassen.“
Fotos: via Unsplash und Sonja Ohly