Ethische Kriterien für Unternehmen sind heute unerlässlich
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in unserer heutigen Gesellschaft ethisch korrekt zu engagieren und zu investieren. Ein Freund von Sonja, Frank H. Wilhelmi, ist seit vielen Jahren als Business Angel aktiv. Er glaubt, ethische Kriterien für Unternehmen sind heute unerlässlich. Mit seiner 30jährigen Erfahrung als CEO in mittelständigen Familienunternehmen möchte der Gründer und Investor einen neuen Blickwinkel auf unternehmerisches Wirken öffnen.
Frank wagt die Hypothese, dass der Mangel eines abgestimmten Handelns auf globaler Ebene die größten Risiken für unsere Zukunft birgt. Ergo fordert er mehr ethische Kriterien für Investments.
Ethische Kriterien für Investoren
Worauf achten Investoren und Business Angels? „Je breiter deren Wahrnehmung ist, desto eher erkennen sie Risiken. Aber das ist nicht selbstverständlich“, sagt Frank, „weil wir meist nur auf uns selbst und unsere Lebensspanne schauen und weniger global oder an die nächsten Generationen denken. Investoren starten Investments und streben erfolgreiche Exits an, damit sie ihre Reputation stärken können und immer größere Deals bekommen. Dabei gerät die Frage nach dem übergeordneten Sinn der Investments oft aus dem Blickfeld. Und so deuten Investoren die Welt weiterhin im Pippi Langstrumpf Format – ‚wie sie uns gefällt.‘ Das große Ganze wird nicht gesehen.“ Genau das möchte Frank ändern und wünscht sich mehr ethische Kriterien für Investments.
Wir stehen an der Schwelle zu einer schönen neuen Welt. Es ist ein aufregender und gleichzeitig gefährlicher Ort. (Stephen Hawking)
Frank zitiert Stephen Hawking in seiner Rede beim Business Angels Community Summit in Stuttgart. Hawking war Kosmologe, und Kosmologie ist die Wissenschaft vom Ganzen. Hawking hat sich in seinem bewegenden Leben mit der Frage beschäftigt: Wie kann ich das kleinste Teilchen des Universums mit dem großen Ganzen zusammendenken?
Und Franks Frage ist: Welchen Sinn und welche Bedeutung haben Investments im Welt-Ganzen? Hängt es im Wesentlichen davon ab, was Investoren als erstrebenswert voraussetzen, oder gleichen sie ihre Werte und Ziele mit der Gemeinschaft, in die sie hineinwirken, ab? Und wenn ja, welche Ziele sollten es sein?
Erhaltung der Lebensgrundlagen
Für Frank steht die Erhaltung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen – unsere Kinder – dabei klar an erster Stelle. Denn wenn wir dieses Ziel als kleinsten Nenner voraussetzen, müssten wir bemüht sein, dort zu investieren, wo unsere Weltgemeinschaft, unser Planet, in eine Schieflage gekommen ist.
Für ihn steht fest: Je weniger wir über die Wirkungen unserer Investments im Ganzen nachdenken, desto risikoreicher werden diese. Persönlich sollte jeder die Frage beantworten, wie sein Verhalten als Investor, Konsument, Mutter, Vater und Weltbürger die Chancen künftiger Generationen fördert – oder eben ein Risiko darstellt. Frank fordert:
Lasst uns nach Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft suchen, um Risiken zu begrenzen und die Chancen für zukünftige Generationen zu verbessern. (Frank H. Wilhelmi)
Gelingt es unserer Generation, den Planeten zu retten – und wenn ja, wie können wir sofort damit beginnen? Frank meint: Ja, es gibt die Möglichkeit ein Umdenken herbei zu führen. Sogar einen Bezugsrahmen gäbe es bereits dafür! Im September 2015 ereignete sich eine kleine Sensation, denn 193 Nationen beschlossen 17 abgestimmte Sustainable Development Goals, sogenannte SDGs. Auf deren Erreichung haben sich die Unterzeichnerstaaten verpflichtet.
Agenda 2030
Auch wenn diese Agenda 2030 selbst nicht als rechtsverbindlicher völkerrechtlicher Vertrag einzustufen ist, so enthält sie doch zahlreiche Verweise auf das Völkerrecht und gibt in weiten Teilen bereits geltendes Recht wieder. Die SDGs liefern, so erklärt Frank, einen interkulturellen, sinnstiftenden Bezugsrahmen für die Erreichung globaler Menschheitsziele zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Frank möchte Investoren dafür begeistern, die SDGs als Grundlage einer internationalen Investmentinitiative zu Grunde zu legen und bei künftigen Investments und Geschäftsmodellen zu fragen: Inwiefern sind sie geeignet, uns in mindestens einer SDG-Kategorie dem Ziel näher zu bringen?
Wirkung und Fortschritt messen
Die Wissenschaft sollte Verfahren und Methoden zur Verfügung stellen, Wirkung, Fortschritt und Effizienz in der Erreichung der Ziele zu messen. Politischen Parteien, Medien und Kommunikationsabteilungen der Unternehmen käme die Aufgabe zu, darüber zu berichten, inwieweit Ziele erreicht werden. Parallel dazu sollten Investoren Themen bzw. SDG-Fonds zur Erreichung der Ziele in ihren Ländern bilden und die Kriterien dafür weiterentwickeln.
Frank setzt sich mit seiner Initiative ferner dafür ein, dass in Unternehmen und deren Führungspersonen der Blick für die ökonomische Dimension ihres Handelns und die Wirkungen ihrer Investments für die gesamte (ökologische, soziale und kulturelle) Mitwelt erweitert wird.
Ein ohfamoose Initiative – wann fangen wir an?
Unternehmer, Gründer und Business Angel. Founder der Odem Investing Initiative für sozialverantwortliches Unternehmertum. 30 Jahre Erfahrung in inhabergeführten mittelständischen Familienunternehmen. Von 2008-2018 Co-Founder und CEO einer mittelständischen Beteiligungsgesellschaft, die sich mit Eigenkapital und unternehmerischer Begleitung an der Lösung von Nachfolgethematiken, Krisensituationen und Gründungen von KMUs beteiligt. Seit 2010 ist er Mitglied der Initiativgruppe und Jury des Hessischen Gründerpreises. Er ist u.a. Mitglied des Leitungsteams der Forschungsgruppe Wirtschaft und Finanzen am Weltethos-Institut in Tübingen, Mitglied bei CRIC. e.V., Verein für ethische Investoren, dem Deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik, European Ethics Network und akkreditierter Business Angel im Business Angel Netzwerk Deutschland e.V.. Zahlreiche Veröffentlichungen/Vorträge zu den Themen Nachhaltigkeit, CSR und sozial und global verantwortete Unternehmensführung. (www.odem-investing.com)
Fotos: Nattanan Kanchanapratt auf pixabay und privat