Zucker – ein dickes Geschäft
Wir wissen: Wer gesund leben möchte, sollte auf seine Ernährungsgewohnheiten schauen. Und landet da schnell beim Zucker… Wer sich durchringt, seinen Zuckerkonsum zu senken, kommt dabei nicht umher, die Verpackungen von Lebensmitteln zu studieren. Denn ein Müsliriegel kann mehr Zucker enthalten als eine Tafel Schokolade – und sind nicht Grillsaucen dann besonders lecker, wenn sie süßlich schmecken?
Gastautorin Michèle Halder beschäftigt sich im folgenden Artikel mit dem Dickmacher Zucker und alternativen Produkten, die uns clevere Marketingstrategen empfehlen. Aber sind sie wirklich gesünder?
Der Sommer, auch gerne Bikini- oder Badesaison genannt, naht. In guter alter Tradition kneifen wir in unseren Winterspeck und hoffen, bis zum Sommerurlaub die selig mit Plätzchen, Kuchen, Schokolade oder Marzipan angefutterten Pfunde oder Pfündchen loszuwerden.
Frauenzeitschriften, die wir beim Friseur, Arzt oder im Netz lesen, bieten sensationelle Diäten an. Nicht etwa durch Halbieren der Zuckermenge, die wir im Laufe eines Tages unbewusst oder bewusst zu uns nehmen, sondern durch das Verwenden sensationeller Alternativen. Der Hauptbösewicht ist schnell ausgemacht: der Dickmacher Zucker.
Das süße Leben
Damit bin ich beim Thema. Wir Menschen lieben es süß. Egal, ob wir Kinder oder Erwachsene sind, der Geschmack von Süßem macht uns froh. Der Geschmack „süß“ befeuert das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Wir nutzen das Adjektiv süß in Zusammenhängen, die mit Nahrungsmitteln gar nichts zu tun haben, um etwas Schönes zu beschreiben. Wir sprechen von zuckersüßem Lächeln, einem süßen Baby oder Kind und finden Bilder oder Videos von Katzenkindern und Welpen ganz süß.
Süß bedeutet schnelle Energielieferung für unseren Körper.
Wir wissen: Zucker wird in großem Stil von der Nahrungsmittelindustrie genutzt und leider auch oft missbraucht, um Geschmack zu verstärken. Süß soll uns dazu zu bringen, mehr von einem bestimmten Nahrungsmittel zu essen, als es gut für uns ist. Deshalb wird Zucker in alles und jedes hineingemischt, man muss nur mal genauer die Schildchen an Dosen, Gläsern und sonstigen Verpackungen anschauen, die über die Zutaten informieren.
Versteckter Zucker
Alles in allem nehmen wir zumeist viel mehr Zucker zu uns, als gut und sinnvoll für uns ist. Und natürlich hat die Industrie das Unbehagen auf Seiten der Verbraucher*innen erkannt – und reagiert. Wer weiß, wie man Zutatenlisten richtig liest, findet schnell den „versteckten Zucker“.
Clevere Marketingstrategen haben also unser Dilemma längst erkannt und machen aus unserer Not ein ganz dickes Geschäft. Denn die Alternativen zum unserem Haushaltszucker, die uns verkauft werden, bieten eine viel höhere Gewinnspanne als der gute alte Rübenzucker. Dadurch, dass diese Zuckersorten auch noch aus fernen Ländern zu uns kommen, weitgehend unbearbeitet sind und daher viel „natürlicher“ aussehen, pflanzt man den Gedanken in unseren Verstand:
Diese Zuckersorten sind gesund oder zumindest gesünder. Gesünder von was, bleibt offen.
Die Exoten
So gibt es seit einiger Zeit Palmzucker, Kokosblütenzucker, Rohrzucker Birkenzucker und was weiß ich nicht was noch. Die Exoten Rohr-, Palm- und Kokosblütenzucker werden dadurch gewonnen, dass die Rohstoffe teilweise stundenlang über offenen Feuern irgendwo in den Tropen gekocht, eingedickt und getrocknet werden. Das wird natürlich so nicht laut publiziert, denn neben den langen Transportwegen per Schiff oder Flugzeug ist das Bild von qualmenden, offenen Feuern in Palmhütten nicht förderlich in Zeiten von Klimaerwärmung.
Birkenzucker ist die einzige nicht-tropische Alternative. Unter den Alternativ-Zuckern also einer, der einen verhältnismäßig geringen CO²-Fußabdruck hinterlässt. Unter seinem anderen Namen Xylith ist er schon lange bekannt und wurde auch als Süßungsmittel in diätischen Lebensmitteln verwendet. Er ist allerdings auch schon in Verdacht geraten, eher schädlich zu sein. Der Name ist ebenso etwas irreführend, da Xylith gar nicht nur aus Birkenholz gewonnen wird, sondern unter anderem auch aus Maiskolbenresten, Stroh und Getreidekleien.
Leider sind diese „neuen“ Zucker aus meiner Sicht nicht ein klitzekleines bisschen gesünder als unser guter alter Rübenzucker.
Denn egal welcher Zucker, keiner enthält irgendwelche Nährstoffe oder Mineralien. Zucker ist einfach nur süß. Darum mögen wir ihn. Wer wirklich Wert darauf legt, seine Lebensmittel so naturbelassen wie möglich zu sich zu nehmen, kann auf weniger raffinierten Zucker aus Rüben zurückgreifen. Der ist dann braun und grobkörnig wie Rohrzucker und schmeckt sogar sehr ähnlich.
Honig – die Alternative
Alternativ kann man Honig nehmen, der in Deutschland gewonnen wurde. Das hilft unseren Imkern und ruft uns ins Gedächtnis, unter welchen erschwerten Bedingungen eine Biene heutzutage ihre Arbeit macht.
Man könnte natürlich auch versuchen, durch sein Konsumverhalten die Nahrungsmittelhersteller dazu zu bringen, uns weniger Zucker oder Zuckerersatzstoffe unterzujubeln. Vielleicht nehmen wir für unsere eigenen Rezepte immer wieder einmal etwas weniger Zucker und gewöhnen unseren Geschmack ein wenig um.
Ich komme zu dem Schluss: Die Sache mit dem Zucker ist so wie mit allem – in Maßen genossen ist er ganz OK.
Michèle Halder gehört zu den Gastautorinnen von ohfamoos, die regelmäßig für unseren Blog schreiben.
Fotos: Pixabay
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