Die Zeitz-Stiftung – im Herzen Afrikas
Es gibt viele Menschen, die sehr viel Geld besitzen, aber nicht alle tun etwas Sinnvolles oder Gutes mit Ihrem Vermögen. Anders Jochen Zeitz. Als CEO von Puma zog der damals junge Manager die angeschlagene Sportartikelfirma einst aus dem Sumpf. Heute ist er Chef der amerikanischen Motoradmarke Harley-Davidson. Doch das Herz des Mannheimers schlägt für Afrika. Sonja durfte sein ohfamooses Öko-Projekt in der kenianischen Savanne besuchen.
Das Segera Retreat ist die Heimat der ZEITZ-Stiftung und ein 200 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet im Herzen von Laikipia, Kenia. Jochen Zeitz hat seit seiner Kindheit ein Herz für Afrika und spricht neben fünf anderen Fremdsprachen auch Swahili. Seine Philosophie lautet, dass die Gäste bei ihrem Aufenthalt etwas über den Umweltschutz vor Ort lernen, in die Communities gehen, nicht nur auf Safari.
Im Herzen Afrikas
In Segera beruht alles auf Nachhaltigkeit und der Vision seines Gründers. Ich hatte schon in meinem ersten Bericht über das ökologische Wirtschaften im Segera Retreat berichtet. Wer Segera besuchen möchte, fliegt dorthin von Nairobi mit einem kleinen Flugzeug in 40 Minuten. Mit dem Auto dauert es ganze acht Stunden. Aber der Weg lohnt sich, um zu sehen, was Jochen Zeitz meint, wenn er sagt:
„Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Welt zweifellos verändern würde, wenn jeder von uns seinen eigenen Beitrag zum Guten leisten würde, ob klein oder groß, um die Art und Weise, wie wir leben, denken und handeln, zu verbessern, an die Grenzen zu gehen und die Verbundenheit aller zu erkennen. ”
Im 4Cs Community Center des Segera Retreats erfahre ich mehr über seine Philosophie, die Naturschutz, Gemeinschaft, Kultur und Handel in Einklang bringen sollen. Vor allem aber, wie die Ziele der Zeitz-Stiftung umgesetzt werden. Die 4C stehen für Conservation, Community, Culture und Commerce.
„Wirtschaft, Naturschutz, Kultur und der Schutz von Communities müssen Hand in Hand gehen.“ Jochen Zeitz
Eligah Mutanda, eine junge Rangerin, erklärt mir, wie die 4C Philosophie in Segera in die Tat umgesetzt wird. Dabei zeigt sie mir als erstes den wunderschönen Schmuck, der aus winzig kleinen Perlen besteht.
Während mein Enkel sich ein Armband aus den Perlen basteln darf, erklärt sie mir das Community Projekt. Es heißt SATUBO-Initiative und fördert die finanzielle Unabhängigkeit von einheimischen Frauen in den Stämmen rund um Laikipia. Perlenschmuck ist dort ein traditionelles Handwerk und speziell der Brautschmuck ist wunderschön – aber auch sehr schwer.
Die älteren einheimischen Frauen, die oft nicht lesen und schreiben können, treffen sich zu Workshops und verkaufen ihre Kunstwerke. Eligah erklärt mir, dass die gemeinsame Arbeit zum Frieden unter den früher verfeindeten Stämmen beiträgt.
Bildung für Frauen
Um diese Initiative weiter zu unterstützen, hat die ZEITZ-Stiftung einen SATUBO-Kindergarten gebaut. Er gibt den Frauen mehr Zeit und Freiheit ihrem Handwerk nachzugehen, während ihre Vorschulkinder in der Nähe sicher betreut werden.
Eligah selbst wurde in der All Women Anti-Wilderei Ranger Academy ausgebildet.
Seit 2019 haben 27 Rangerinnen die Akademie auf Segera abgeschlossen, nachdem sie intensive Auswahlverfahren, monatelange Schulungen und Feldübungen durchlaufen haben. Das Training umfasst Patrouillentaktiken, Naturschutz, Engagement in der Gemeinschaft, Tracking, Recht und Festnahme, Umgang mit Hunden und Erste Hilfe. Außerdem werden die Ranger*innen ermutigt, als Mentor*innen in ihren Gemeinden zu fungieren und andere Frauen zu stärken und ihre Bildung zu teilen.
Tourismus als integrativer Prozess
Am Tag zuvor hatten wir das Canine Unit der Ranger*innen schon besucht. Meine Enkel durften die Bluthunde waschen und mit ihnen auf Spurensuche gehen. Oft sind die Ranger*innen mit ihren Hunden Wilderern auf der Spur, die immer wieder im Gebiet ihr Unwesen treiben und Tiere erlegen oder fangen.
Zurück zum 4Cs Center. Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wird in Segera besonders großgeschrieben. Nicht nur bei der Zubereitung von Speisen aus Segeras eigenem Garten und dem Honig der einheimischen Imker, auch das Energie-, Wasser- und Abfallmanagement sind nachhaltig angelegt. So ist das Warmwasser im ganzen Gebiet solar beheizt. Die Solarpanels werden auch zur Energiegewinnung eingesetzt und während der Regenzeit werden in Auffangbecken 800 000 Liter gesammelt. Plastikflaschen gibt es hier keine.
„Nur ökologisches Wirtschaften ist auf Dauer profitabel.“ Jochen Zeitz
Nachdem die Zeitz-Stiftung sechs Schulen in Kenia gebaut hat (einschließlich einer Waterbank-Schule, die von LEED Architecture als „Grünste Schule der Welt“ ausgezeichnet wurde), soll bis 2028 Platz für weitere 2.500 Kinder geschaffen werden. Die Schulen ermöglichen den Schüler*innen Regenwasser zu sammeln und Gemüse anzubauen, das sie ihren Familien mit nach Hause nehmen können.
Baum des Lebens
Durch den Klimawandel erlebt Kenia gerade einen alarmierenden Rückgang der bewaldeten Fläche – allein im letzten Jahrzehnt einen Rückgang von zehn auf sechs Prozent. Leider führt die Entwaldung nicht nur zu Bodenerosion, sondern hat auch schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Grundwasserreserven. Dem soll die Initiative Tree of Life der Zeitz-Stiftung entgegenwirken. Ziel ist es in den kommenden Jahren über 2 Millionen einheimische Bäume zu pflanzen.
The Long Run
Zum Ende der Führung erklärt mit Eligah noch das Tourismusprojekt: The Long Run
Dieses wurde ebenfalls wurde von der ZEITZ-Stiftung gegründet und ist eine unabhängige, registrierte Wohltätigkeitsorganisation von naturbasierten Tourismusunternehmen. Die Bewegung ist global und wächst stetig. Ziel ist es, einen gesunden und produktiven Planeten für die Nachwelt zu erhalten. Insgesamt schützt The Long Run jetzt schon über 23 Millionen Hektar Biodiversität und verbessert das Leben von 750.000 Menschen. Vorbild für The Long Run-Mitglieder ist Zeitzs Philosophie der 4Cs.
Ein Herz für Afrika
Ich stehe ziemlich sprachlos vor Eligah, als sie lächelnd die Führung beendet. Sie ist sichtlich stolz und freut sich über mein reges Interesse am Community Center und ihrer Arbeit. Das Ziel von Jochen Zeitz, einen qualitativ hochwertigen Tourismusbetrieb klimaneutral zu führen und Besucher dafür zu begeistern, ist bei mir voll und ganz aufgegangen.
Chapeau, Herr Zeitz, ein ohfamooser Beitrag für #volldasguteleben.
Fotos: Sonja Ohly
Mehr über die Zeitz Stiftung
Die 2008 von Jochen Zeitz gegründete ZEITZ-Stiftung für Interkulturelle Ökosphärensicherheit ist eine in Deutschland und Kenia registrierte gemeinnützige Organisation. Die Mission der ZEITZ-Stiftung ist es, Projekte zu schaffen und zu unterstützen, die ein integratives, ganzheitliches Paradigma des Naturschutzes fördern, das die Lebensgrundlagen verbessert und den interkulturellen Dialog fördert und gleichzeitig eine lang anhaltende positive Wirkung und Nachhaltigkeit erzielt.
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