Walhaie im Golf von Tadjoura
Dschibuti ist für Taucher*innen ein wirklicher Geheimtipp, denn hier versammeln sich alljährlich viele Walhaie im Golf von Tadjoura. Trotzdem pilgern nur wenige Taucher*innen zu den größten Fischen der Welt. Um dieses Spektakel zu erleben, hat Sonja eine Tauchsafari gebucht. Ein so genanntes Live-Aboard. Sechs Tage verbringt sie mit ihrer Freundin Jacqueline auf dem Tauchschiff M/Y Lucy entlang der Küste Dschibutis.
Abseits der Touristenströme bietet die Region um Djibouti eine unfassbar vielfältige Unterwasserwelt, welche noch immer unberührt erscheint. Von Oktober bis Februar stehen daher die Chancen gut, Walhaie in Ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Außerdem lassen sich ganzjährig über 200 verschiedene Korallenarten, Delfine, Mantarochen, Pilotwale und verschiedene Haiarten beobachten.
Nach zwei Tagen in Dschibuti ist es endlich so weit. Wir schippern zu der im Hafen ankernden M/Y Lucy, unserem Tauchschiff (zur Erklärung: M/Y steht für Motor Yacht).
Seit M/Y Lucy 2015 vom Stapel gelaufen ist, bringt das Schiff Taucher und Taucherinnen aus der ganzen Welt zu den spektakulären Tauchgebieten Seven Brothers, Golf von Tadjoura und Goubet El Kharab, entlang der Küste Dschibutis.
Unser Tauchschiff
Insgesamt ist auf M/Y Lucy Platz für 22 Gäste. Jede Kabine hat zwei Betten, eine individuell kontrollierbare Klimaanlage, ein eigenes Badezimmer und einen kleinen Kühlschrank.
Zum Entspannen und für die Briefings vor den jeweiligen Tauchgängen gibt es eine Lounge, die voll mit HD-Bildschirm ausgestattet ist.
Oder man sitzt an der Bar oder lümmelt auf den gemütlichen Sofas. Wer es sonnig mag, der legt sich auf eine der vielen Liegen am Oberdeck. Das Tauchdeck verfügt über ausreichend Platz für das Equipment sowie Steckdosen für Kameras und Akkus.
Nachdem wir unsere Tauchsachen montiert und uns in unseren Kabinen eingerichtet haben, stechen wir auch schon in See.
Der Tagesablauf auf M/Y Lucy
Ein Tag auf einem Tauchschiff beginnt früh! Wecken um 5:30 Uhr, mit einem Tee oder Kaffee. Dann das Briefing für den ersten Tauchgang um 6:00 Uhr. Wohlgemerkt noch vor dem Frühstück. Nach dem Frühstück heißt es neue Flaschen montieren, ein bisschen chillen und um 11:00 Uhr wieder ins Wasser. Danach gibt es ein reichliches Mittagessen mit frischem Fisch, diversen Salaten und Gemüse. Der Nachtisch ist meistens Obst. Um 15:00 Uhr kommt der dritte Tauchgang des Tages, und für die ganz sportlichen noch ein Nachttauchgang um 18:00 Uhr. Langweilig wird es auf dem Boot garantiert nicht 😉
Unser erster Ankerplatz liegt vor einem Riff, das die Einheimischen Ras Koralli nennen. Zwei Fallukas, die M/Y Lucy hinter sich her zieht, bringen die Taucher*innen zum ersten Tauchplatz. Bis in 20 Meter Tiefe ist hier nicht viel los, darunter jedoch explodiert das Leben. Papageienfische und Süßlippen, Feuerfische und Schildkröten. Und zu meiner Freude viele Rochen.
Jede Menge Plankton
Es ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man eines der großartigsten Naturwunder unseres Planeten erwartet: Ringsherum liegen düstere Berge und Vulkangestein. Doch das trübe Wasser ist reich an Plankton, jene mikroskopisch kleinen Organismen, die dem größten aller Fische als Nahrung dienen: dem Walhai. Wir alle wollen ihn sehen, den gepunkteten Riesen des Meeres. Und wir werden nicht enttäuscht.
Der erste Walhai
Schon gleich am ersten Abend sehen wir unseren ersten Walhai. Um das Schiff herum schwimmen hunderte kleine Fische und dann sehen wir einen großen Schatten auf das Schiff zukommen, der nahe beim Schiff die Wasseroberfläche durchstößt. Alle zücken die Kamera.
Mit weit aufgerissenem Maul schwimmt er langsam am Schiff entlang und filtriert neben Plankton auch kleinere Fische. Bis vor wenigen Jahren ging man noch davon aus, dass sich Walhaie ausschließlich von Plankton ernähren. Forscher entdeckten jedoch, dass die größte Haiart der Welt auch Fischen bis hin zu einer Größe von Makrelen nachstellt. Der Walhai gilt dabei als aktiver Filtrierer, das heißt, er lässt das Wasser nicht nur passiv durch seinen Körper strömen, sondern saugt es durch das Aufreißen des Mauls geradezu an – bis zu 6000 Liter pro Minute pumpen diese sanften Tiere durch ihre Kiemen.
Filmen und Fotografieren unter Wasser
Und so vergehen die Tage mit tauchen und schnorcheln an verschiedenen Tauchplätzen. Dazwischen werden die Unterwasserbilder und Filme ausgewertet und untereinander geteilt.
Unsere Mittaucherin Nadine hat dieses Video erstellt.
Neben den Walhaien gibt es aber noch eine andere Besonderheit auf dieser Tauchsafari. Der Tauchplatz La Faille im Goubet-See, der auf Arabisch „Golf der Dämonen“ genannt wird.
La Faille oder The Crack
La Faille ist nach Island der zweite Tauchplatz der Welt, wo es möglich ist, zwischen zwei tektonischen Platten zu tauchen! Als Verlängerung der Goubet- Klippe markiert die Verwerfung die Trennung zwischen dem Nahen Osten und dem Indischen Ozean. Die häufigen Erdbeben bedeuten, dass keine zwei Tauchgänge gleich sind, da sich verschiedene Verwerfungen teilen, schließen, verschieben und zuvor offene Passagen möglicherweise wieder blockiert sind, während sich neue öffnen. Ein absolut denkwürdiger Tauchgang in die untergetauchten Tiefen unserer Erde, die natürlich auch fotografisch festgehalten werden.
Ein absolut magischer Urlaub – bestimmt nicht für jedermann, aber ich hoffe, Euch haben die Bilder und Videos gefallen. Allen Tauchern und Taucherinnen kann ich Dschibuti sehr empfehlen. Das Land braucht den Tourismus und unsere Unterstützung.
Fotos und Videos: Sonja Ohly, Nadine G und Ralf.
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