Das Heiligtum der Wahrheit
Es gibt viele beeindruckende Gebäude auf der Welt. Sonja hat ein solches in Pattaya in Thailand entdeckt: The Sanctuary of Truth oder das Heiligtum der Wahrheit. Was es mit dem majestätischen Holzbau in Form eines buddhistischen Tempels auf sich hat, hat sie für ohfamoos erkundet.
Das Heiligtum der Wahrheit ist ein architektonisches Wunderwerk. Ich staune, als ich das eindrucksvolle Gebäude sehe, das vollständig aus Holz und ohne Metallnägel gebaut ist. Schon von der höher gelegenen Aussichtsplattform aus sehe ich den majestätischen Bau in all seiner Pracht, obwohl er immer noch nicht vollendet ist. Begonnen wurden die Arbeiten an dem Museum 1981 und es wird geschätzt, dass sie frühestens 2025 abgeschlossen sein werden. Aber auch dieses Datum könnte sich verzögern, denn die tropische Umgebung Pattayas lässt die Holzkonstruktionen schnell verwittern, so dass Teile, die schon fertig gestellt sind, ständig ersetzt werden müssen.
Die Idee des Lek Viriyaphan
Das Sanctuary of Truth, wie es in Pattaya ausgeschildert ist, steht direkt am Golf von Thailand in einem wunderschönen, mit kleinen Bächen durchzogenem Areal. Die Idee für das Museum hatte der 1914 geborene thailändische Geschäftsmann Lek Viriyaphan. Während seines Studiums in Shanghai, China, begann er zu reisen und sich für Kunst, Kultur, sowie den Religionen und Lebensphilosophien Asiens zu interessieren. Das Museum spiegelt somit die religiöse Philosophie der Vergänglichkeit wider und verfügt über vier Flügel, die jeweils der thailändischen, khmerischen, chinesischen und indischen religiösen Ikonographie gewidmet sind.
Hier werden die exquisiten Bautechniken der Vergangenheit angewandt und die handwerklichen Fähigkeiten der Holzbearbeitung in Thailand hervorgehoben. Das Museum ist zwar kein Tempel, jedoch herrscht auch hier die strenge Kleiderordnung: Frauen müssen ihre Knie und Oberarme bedecken, genau wie bei jedem Besuch eines Tempels in Thailand. Zum Glück hatte ich mich vorher schlau gemacht und trug eine Hose und ein T-Shirt mit Ärmeln.
Ein Museum für die Wahrheit des Lebens
Lek Viriyaphan versucht im Sanctuary of Truth den Weg zur Entdeckung der Wahrheit des Lebens darzustellen. So erzählen z.B. die fünf Spitzen des Monuments die Missionen des Menschen und in den sieben Bereichen des Museums erklärt er anhand von Schnitzereien und Skulpturen seine sieben Lebenswahrheiten. Bevor wir das Museum betreten dürfen, wird uns ein Helm gereicht, denn die Bauarbeiten gehen weiter voran. Wir werden durch eine große Halle geleitet, wo ich den Künstlern und Künstlerinnen beim Schnitzen zuschaue.
Riesige Skulpturen, runde Verzierungen entstehen hier unter den fähigen Händen der Künstler*innen. Dann ist es endlich so weit, wir dürfen die Treppe zum Museum erklimmen.
Sieben Wahrheiten
Schon die Treppe symbolisiert den Weg zur Entdeckung der Wahrheit des Lebens: Wer sind wir? Woher sind wir gekommen? Und was ist der Sinn des Lebens?
Die geschwungene Treppe ist mit Figuren von Wasserlebewesen geschnitzt, die stromaufwärts zum Museum schwimmen. Das Museum stellt die Wahrheit des Lebens dar, während die Strömungen, die aus dem Museum fließen, den gesellschaftlichen Trend – Technologie und Materialismus – darstellen, die uns von der Wahrheit des Lebens wegtreiben. Die Fische sind wir, die gegen den Strom schwimmen, um wieder zur Wahrheit des Lebens zurückzufinden.
Gleich zu Beginn der Führung kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Die gewaltigen Skulpturen, die riesigen Hallen, die alle mit wunderschönen Schnitzereien verziert sind, verschlagen mir den Atem. Ich kann nur jedem zu einer Führung raten, denn ohne die Erklärungen sind die Skulpturen zwar bewundernswert, aber deren Sinn erschließt sich uns nicht. Die Führungen gibt es unter anderem auch auf Deutsch.
Im inneren des Museums werden in verschiedenen Hallen die sieben Wahrheiten dargestellt. Die Erste Wahrheit stellt sich der Frage: „Wer sind wir und woher kommen wir?“ und repräsentiert das Prinzip der menschlichen Gleichheit, unabhängig von Rasse, Religion und Status. Durch die Elemente Erde, Wasser, Wind und Feuer wird dargestellt, dass wir alle den gleichen Ursprung haben.
Das Konzept des Lek Viriyaphan
Und so geht die Führung weiter. Das Konzept des Erfinders wird mir schnell klar: Es gilt der Spirale von Gier und Neid zu entsagen, sich selbst zu erkennen und würdevoll und achtsam mit unseren Mitmenschen und der Natur umzugehen, um schlussendlich Frieden für sich und die Welt zu finden. Ein nobler Gedanke und für uns vielleicht der Weg in die Zukunft?
Nach zwei Stunden ist die Führung beendet und ich verlasse das Heiligtum der Wahrheit, die Eindrücke aber bleiben haften. So viele Eindrücke, so viele Weisheiten und Wahrheiten, dass ich sicher bin, ich werde noch einmal herkommen, um es noch besser zu verstehen.
Ein ganz ohfamooses Museum!
Info:
Wer Thailand und die Region Chon Buri und Pattaya bereist, sollte unbedingt das Museum besuchen. Der Eintritt kostet 500 Baht (14 €) pro Person, Kinder zahlen die Hälfte.
Fotos und Film: Sonja Ohly