Die Tempel von Angkor
Die größte Tempelanlage der Welt findet man in Siem Reap in Kambodscha. Weniger als eine Flugstunde von Bangkok entfernt sind die Tempel von Angkor unbedingt eine Reise wert. Bei Sonja stehen die Tempel schon lange auf ihrer „Bucket list“. Den Abstecher von Bangkok nach Kambodscha hat sie gemacht, um sich die Khmer Tempel anzuschauen.
Den kalten europäischen Winter nicht in Europa zu verbringen ist eine feine Sache. Tauchen in Phuket, Freunde in Chonburi besuchen und die Chance, den größten Tempelkomplex der Welt zu besuchen. Wer möchte das nicht?
Auf nach Siem Reap
Von Bangkok aus fliegt man mit Air Asia, einer thailändischen Billigfluglinie, in einer Stunde nach Siem Reap, Kambodscha. Die kleine, entzückende Stadt lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Aus aller Welt treffe ich Menschen, die sich die Tempel von Angkor anschauen wollen, meine Sitznachbarin im Flugzeug besucht Siem Reap schon zum siebten Mal. Nach Corona hat sich der Tourismus in Siem Reap zwar erholt, aber von den 7000 Besuchern täglich pro Tempel ist die Stadt noch weit entfernt.
Unser entzückendes Hotel liegt in der Nähe des Königspalasts in Siem Reap. Im Kolonialstil gehalten ist das Gebäude nur zwei Stockwerke hoch und von einer Vielfalt von Palmen und anderen Pflanzen umgeben. Die Innenräume sind geschmackvoll mit Lotusblüten geschmückt. Auch die anderen Gebäude in Siem Reap sind niedrig gehalten. Von Hochhäusern keine Spur. Grund dafür ist, dass kein Gebäude die Höhe von Angkor Wat (68m) überschreiten darf.
Die Tempel von Angkor
Früh am nächsten Morgen werden wir von einem Tourguide abgeholt. Unsere erste Station ist die Ticketstation. Ein 3-Tagesticket kostet 62US$ pro Person und damit kann man alle Tempel in Angkor besuchen, denn es gibt nicht nur den berühmten Tempel Angkor Wat.
Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 qkm wurden während des 10. Jahrhunderts nacheinander mehrere Städte – und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel – errichtet. Auf Wikipedia lese ich, dass bis heute bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt wurden. Außerdem gibt es Vermutungen, dass im Großraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches der Khmer bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 qkm gelebt haben könnten. Ein Besuch des Angkor National Museums vor dem Besuch der Tempel ist empfehlenswert. Das archäologische Museum widmet sich der Sammlung, Erhaltung und Präsentation von Angkor-Artefakten und bietet Informationen und Aufklärung über Kunst und Kultur der Khmer-Zivilisation vom 9. bis 14. Jahrhundert.
Die kleine Tempel Tour
Wer zum ersten Mal in Siem Reap ist oder nur wenig Zeit zur Verfügung hat, bucht am besten die kleine Tour zuerst. Sie enthält die wichtigsten Tempel und ist somit quasi die Standardroute der meisten Touristen und beginnt mit Angkor Wat, dem größten Tempelkomplex der Welt. Die große Tour führt zu den etwas weiter entlegenen Tempeln.
Es gibt verschieden Möglichkeiten zu den Tempeln zu gelangen. Beliebt sind die sogenannten Tuk-tuks. Tuk-tuks sind motorisierte dreirädrige Rikschas, die man fast überall in Thailand sieht. Der Name kommt von dem Geräusch, das ihre Motoren machen, wenn sie durch die Straßen stottern. Wer sportlich unterwegs ist, kann sich auch ein Fahrrad mieten. Wir hatten uns für ein Auto entschieden, um zwischendurch die Klimaanlage genießen zu können, denn das Wetter ist um diese Jahreszeit schwül warm und erreicht tagsüber 34 Grad Celsius.
Um nach Angkor Wat zu kommen, führt eine gerade Straße aus Siem Reap hinaus. Es dauert etwa 20 Minuten bevor wir den Parkplatz für Angkor Wat erreichen. Weder Autos, Tuk-tuks noch Fahrräder dürfen in die Tempelanlage hinein.
Angkor Wat
Angkor Wat ist völlig von Wasser umgeben und wir gelangen über eine moderne „Floating Bridge“ in das innere Areal. Der Wassergraben ist zwischen 170 und 190 Meter breit und umschließt das innere Areal. Er soll den Ur-Ozean darstellen.
Zusammen mit den zahlreichen Sandsteinbauten der Tempelanlage stellt Angkor Wat ein symbolisches Universum dar. Im Zentrum steht der markante Tempel mit fünf nach Lotusblüten geformten Türmen. Für den Bau wurden Sandsteinblöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten. Viele der Tempelwände sind mit Figuren dekoriert, die Tänzerinnen – so genannte Apsaras – darstellen. Dabei hat jede Figur eigene, besondere Merkmale, so dass sie sich untereinander nicht gleichen.
Die Tempel Bayon und Ta Prohm
Wir fahren weiter zu dem Tempel von Bayon, der von spielenden Affen umgeben ist und besuchen auch den durch Lara Croft und den Film „Tomb Raider“ berühmt gewordenen Tempel von Ta Prohm. Der teilweise von Bäumen verschlungene Tempel trägt bis heute umgangssprachlich den Namen „Tomb Raider Tempel“. Der Film Tomb Raider aus dem Jahr 2001 war die erste große westliche Kinoproduktion in Kambodscha seit Ende des blutigen Rote Khmer Regimes und hat maßgeblich zum Wiederaufkommen der Popularität von Angkor Wat und Kambodscha als Reiseland beigetragen.
Nach der kleinen Tour, die doch über sieben Stunden gedauert hat, sind wir erschöpft. Der nächste Tag wird uns zum Tonle-Sap-See führen, dem größten See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Aber das wird ein neuer Beitrag hier auf ohfamoos.
Kambodscha gestern und heute
Die Geschichte Kambodschas, der Khmer und des alten Kambuja ist faszinierend, die jüngere Geschichte ist grausam. Von Hindu Gottheiten, buddhistischem Glauben bis hin zu dem Tod von 1,6 Millionen Kambodschanern unter Pol Pot berichtet der Potsdamer Historiker Bernd Stöver in seinem Buch: „Geschichte Kambodschas. Von Angkor bis zur Gegenwart“. Wer sich für Kambodscha außerhalb des Tempeltourismus interessiert, dem empfehle ich dieses Buch.
Nebst diesem Beitrag haben wir 2014 schon einmal über Kambodscha berichtet, denn mein Schulfreund Michael Wenz versucht, speziell den vielen Waisenkindern Kambodschas zu helfen. Hier ist seine Geschichte:
Fotos: Sonja Ohly