Kleines Glück ganz groß
Vielleicht habt ihr schon einmal vom (wirklich empfehlenswerten!) Deutschen Sport- und Olympia Museum gehört… aber auch vom kleinen Café Glück? Das steht direkt davor, auf der Rheinufer-Promenade. Wie Elke es kürzlich im Kölner Rheinauhafen gefunden hat, was es alles bietet und welche Pläne Café-Chef Michael Hamacher hat, erfahrt Ihr im folgenden Beitrag.
Kindergeburtstag im Museum, eine feine Sache. Nicht nur das, was die kompetente und im Umgang mit wuseligen Jungs talentierte Tamara den Kindern bei der zweistündigen Führung erzählt, hat Tiefgang …
Schön auch, dass man anschließend im Bistrobereich des Museums noch verweilen kann: Schnell sind die mitgebrachten Muffins, Brötchen und Popcorn auf einem Tisch verteilt, die kalten Getränke stellt mein Mann unter den Tisch. Jetzt noch was Warmes zu trinken dazu wäre fein gewesen, denke ich, aber das ehemalige Museums-Bistro gibt es nicht mehr.
Ich war früh da, bereite die kleine Feier vor und schaue durch die Panoramafenster raus auf den Rhein. Was glitzert denn da unten rechts? Ich sehe drei Leute etwas aufbauen, ein kleines Dach, mit einer Lichterkette verziert und nähere mich auch schon, indem ich die Treppe zur Promenade heruntersteige, dem … kleinen Café Glück!
Und finde: Viel Warmes. Zu trinken (köstliche Kaffee- und heiße Schokolade-Varianten), aber auch die Atmosphäre um „die Bude“ ist herzlich. Es nieselt, der Wind fegt über Rhein und Promenade – und Paula, Ira und Michael strahlen mich an. Sie werden gleich, wie jeden Samstag und Sonntag, das kleine mobile Café öffnen, bauen gerade auf.
Mensch, was ein Glück, denke ich, wenn die Jungs nach der Museumsführung einen Kakao mögen – sie werden später komplett durchnässt vom Hockeyspielen auf dem Museumsdach herunterkommen – HIER finde ich ja die heißen Getränke.
Interview mit Michael Hamacher, Chef des kleinen Café Glück
Ich komme mit Michael Hamacher, der sich mir als Chef des kleinen Café Glück vorstellt, ins Gespräch und wir vereinbaren, ganz spontan ein kleines Interview zu machen.
Wie kam es zum kleinen Café Glück?
Michael Hamacher: „Aus großer Not eigentlich, ich hatte vor etwa 6 Jahren eine fette Depression, musste mein Leben ändern und habe mit allem aufgehört, was ich bis dahin gemacht hatte.“
Was war das?
„Ich war Coach, Berater und Verkaufs-Trainer – habe Menschen befähigt, Ideen, Dienstleistungen und Produkte zu verkaufen, war z.B. auch in der großen weiten Welt des Tele-Shoppings unterwegs… mit all dem habe ich aufgehört und erst mal so eine Bude gebaut. Was ich daraus verkaufe, war in dem Moment noch gar nicht klar.“
Alles selbst gebaut?
„Komplett, ja. Und wichtig war ja auch die Frage: Was kann ich daraus verkaufen?
Es musste irgendwas mit Glück zu tun haben, denn genau das war mir abhandengekommen.
Die Idee war dann: Ich baue mir das kleine Café Glück und ich spreche mit den Menschen über genau das, was ich selbst in diesem Moment einfach so überhaupt nicht mehr empfinden konnte; das Glück!“
Ach, das bedeutet, es gibt nicht nur leckere Sachen zu kaufen, sondern Du initiierst auch Gespräche?
„Die leckeren Sachen sind eigentlich eher nebensächlich. Wir verkaufen also auch Kaffee, aber was wir eigentlich tun, ist in einem guten Kontakt zu uns und den Menschen, die uns begegnen, zu sein. So sprechen wir mit den Menschen, hören uns deren Geschichten an und wir haben natürlich auch immer etwas zu erzählen.“
Wir – das seid Ihr drei?
„Wir sind ein Team aus fünf Leuten, in erster Linie Paula und ich plus Ira, Nico und Julia. Ich bin jetzt 54 Jahre alt – Paula wird die nächste Generation machen, denn ewig macht man das nicht. Die Arbeit ist sehr körperlich und anstrengend – wir waren den gesamten Dezember z.B. täglich draußen auf dem Hafenweihnachtsmarkt und im Januar anschließend auf dem Neujahrsmarkt vor dem Schokoladenmuseum.“
Und das hier ist jetzt Euer neuer fester Standort für die nächste Zeit?
„Hier sind wir bereits seit August 2022, an jedem Wochenende. Die Idee war und ist, die Promenade hier zu beleben. Hier gibt es eine wunderbare, teilweise überdachte Terrasse mit bis zu 100 Sitzplätzen … hier vorne direkt auf der Promenade nochmal 12- 15 Plätze. Wir freuen uns schon, wenn es wieder wärmer wird. Aber auch jetzt kann man es sich, vielleicht in Decken eingehüllt, schön machen.“
Was war die schönste Glücks-Geschichte, die Du bislang in all den Jahren gehört hast?
„Auweia, darüber könnte ich ein Buch schreiben. Glücksgeschichten haben ja immer – wie alles andere auch – mindestens mal zwei Seiten. So wie wir den Tag und die Sonne ja nur deshalb genießen können, weil wir die finstere Nacht und den wolkenverhangenen Himmel kennen, können wir unser Glück oft auch „nur“ vor dem Hintergrund von Leid, Traurigkeit und Verzweiflung erleben. Auch wenn es Dich vielleicht enttäuschen mag; es gibt sie nicht, DIE Glücksgeschichte ohne das, was dahinter liegt… so wie es eben auch das kleine Café Glück nicht geben würde, ohne mein ganz persönliches Leid.“
Das enttäuscht uns gar nicht, wir von ohfamoos haben ja auch nicht „DIE“ eine Geschichte…
„Mich berühren die kleinen Geschichten und vor allen Dingen: Die kleinen Gesten meiner Gäste. Wir haben ein großes Herz und zu Beginn war es für mich ganz normal, Menschen, denen es gerade (auch finanziell) nicht so gut geht, auf ein warmes Getränk einzuladen. Mit der Zeit haben meine Gäste solche Situationen miterlebt und wollten sich deshalb irgendwie beteiligen. Daraus ist dann unser Glas mit Wertmarken entstanden.
„Bist Du in Not? Dann nimm Dir eine Wertmarke und bestell Dir, wonach Dir ist!“
„Geht es Dir gerade gut? Dann kauf eine Wertmarke und hinterlass auf der Rückseite einen netten Gruß!“
Was für eine schöne Idee!
„Ja, der Moment, in dem ein Mensch in Not den ersten Schluck von dem warmen Kakao trinkt, zu dem er gerade von einem wildfremden Menschen eingeladen wurde, einfach so – das ist sehr berührend mitzuerleben. Und wenn er oder sie dann noch die nette Nachricht auf der Rückseite der Wertmarke liest und versteht: Du bist nicht allein. Das berührt uns immer wieder sehr. Wir lieben diese Momente.“
Hat sich Deine Vorstellung von Glück in den letzten Jahren quasi jobbedingt verändert?
„Na ja, ich komme ja aus der Welt des „höher, schneller, weiter“, wo man einen Porsche brauchte um vielleicht einen Moment glücklich zu sein, wenn der Auspuff so schön im Tunnel röhrt 🙂 … am kleinen Café Glück geht es „nur“ um das kleine Glück, was oft dadurch entsteht, das man kurz innehält und im Kontakt zu einem anderen Menschen … bei einer leckeren Tasse Kaffee… ist.
Das Glück ist ja tatsächlich immer und in jedem Moment schon da.
Wir ändern, mit dem was und wie wir es tun, einfach „nur“ ein klitzekleines bisschen die Perspektive. Und das kann einen riesengroßen Unterschied ausmachen.“
Wenn ich Dir zum Schluss viel Glück wünsche, denkst Du was?
„Dankeschön, liebe Elke.
Ich denke; das ist nicht einfach nur nett. Es ist schlau und das Beste, was Du wirklich jedem Menschen wünschen solltest. Warum? Weil, wenn Dein Wunsch in Erfüllung geht, dann bist Du nur von glücklichen Menschen umgeben. Wie schön! Glück, Liebe und Zufriedenheit, einfach alles Gute, was Du den Menschen um Dich herum wünschst, führt einfach „nur“ dazu, dass Du ein tolles Leben in sehr guter Gesellschaft führst. Nichts macht mehr Sinn, als sich genau dafür einzusetzen!“
Text und Fotos: Elke Tonscheidt