Das Leben tobt im Hause von Sven Pistor
Fußball und Sven Pistor: Ein Millionenpublikum hört diesem Mann seit über zwei Jahrzehnten zu. Immer samstags, wenn er auf Sendung ist: Sven Pistor ist DIE Stimme der Liga Live auf WDR2. Wer sich also für Fußball interessiert, der kennt ihn. Elke hatte das Vergnügen, mit ihm beim Wochenmarkt-Einkauf zu sprechen. Über das, was ihn glücklich macht.
Was haben eine Krimi-Autorin und ein Fußballmoderator gemeinsam?
Wusste ich auch erst nicht… Aber: Sie sind verschwägert. Das erfahre ich, als mir Elke Pistor von ihrem neuen Krimi erzählt – und dabei erwähnt, dass „der Sven“ doch ihr Schwager sei. DER Sven? Na klar, der WDR-Mann, den vermutlich alle Fußballfans kennen, zumindest seine Stimme. Selbst ich 🙂
Denn Sven Pistor unterhält in Bundesligazeiten jeden Samstagnachmittag rund eine Million Zuhörer*innen auf WDR2, seit 22 Jahren! Und er macht Fußball-Podcasts und einiges mehr. Ich habe ihn angerufen und mich mit ihm auf einem seiner Kölner Lieblingsplätze (Markt, nicht Stadion :-)) verabredet.
Mit Sven Pistor auf dem Niehler Wochenmarkt
Da stehe ich also, auf dem Wochenmarkt in Köln-Niehl, es ist noch nicht ganz hell, aber die Markthändler*innen packen emsig Ware auf ihre Verkaufstheken. Es ist kalt – und es ist übersichtlich, das hatte mir Sven bereits am Telefon gesagt. Nur vier, maximal fünf Wagen machten den traditionsreichen Markt aus, den er bereits seit 14 Jahren besucht. Und immer ginge ihm dort das Herz auf. Ein „Kaffeebud-Gefühl“. Man kennt sich, man schätzt sich.
Als Sven erscheint, und der Halbschwede ist mit seinen 1,94m nicht zu übersehen, ist es mit der Ruhe vorbei. Hier ein Schwätzchen, dort ein kurzes Gespräch. Vor allem der Fischhändler, ein Leverkusen-Fan aus dem Bergischen, redet gern über… natürlich, Fußball.
Ich schnappe mir Sven für unser vereinbartes Interview.
Gefühlt macht heute jeder Postcast, Du auch. Warum?
Sven Pistor: Weil ich Fußballgeschichte total relevant finde – in einer Zeit, in der Fußball immer weniger spürbar wird. Ganz viele fühlen sich zurückgelassen, fast wie so wie eine Schlangenhaut. Sich dann zurückzubesinnen, zu fragen: Warum liebe ich den Fußball, und über die Menschen und Geschichten, die ihn geprägt haben, zu sprechen: Das ist mir eine echte Herzensangelegenheit. Und ich glaube, das bringt den Menschen etwas zurück…
… vielleicht ein kleines Stückchen Glück?
Das wäre doch schön…
… und ist jedenfalls mein Antrieb hier auf ohfamoos, dem Blog für voll das gute Leben. Den Leser*innen etwas Positives vermitteln. Deshalb: Was macht für Dich voll das gute Leben aus?
Gemeinsamkeiten suchen und gemeinsame schöne Momente kreieren, ich glaube, da gibt es eine große Sehnsucht nach.
Wie hier heute morgen?
Genau. Nicht das Spaltende suchen, nicht hingehen und sagen: Das läuft so nicht. Sondern sagen: Cool, da können wir uns drauf verständigen. Das ist eine große Aufgabe in der Gesellschaft, das wieder hinzukriegen.
Was macht Dich glücklich, im Job und im Privaten?
Familie macht mich glücklich, ich bin 100prozentiger family guy, lebe da Gemeinsamkeit, Loyalität und habe das gerade in der Coronazeit als eine glückliche Festung wahrgenommen. Schweden macht mich glücklich, angeln und auf dem See sein, wir haben da ein kleines, altes Bötchen. Da bin ich ziemlich easy, was Glück angeht.
Und im Fußball?
Hymnen. Je älter ich werde, desto häufiger kriege ich tränende Augen, wenn Menschen zusammen Hymnen singen und die Gemeinsamkeit zelebrieren.
Die Hymne des IFK Göteburg hat mich mit voller Wucht getroffen, als ich 2022 dort war. Die haben für mich die allerschönste Hymne, die es gibt und weil ich auch den Text verstehe, hat sie mich komplett emotional aufgewühlt. Das macht mich glücklich, ja.
Und natürlich die Liga Live. Wenn ich Samstagnachmittag, 15.30 Uhr, im Studio stehe, und die Leute vielleicht nochmal das warme Badewasser nachlaufen lassen oder im Baumarkt sind oder grillen und ich weiß: Ich bin deren Sven am Samstag, ich schmeiß den Laden in der Liga und die Leute haben ´nen guten Tag, dann erfahre ich eine Riesensinnhaftigkeit in meinem Beruf. Das ist das, worum es geht.
Zurück zur Familie – Du hast zwei Jungs im besten Fußball-Alter…
(lacht) … im besten Jungs-Alter; Teenager, 14 und 12 – man muss sagen, das Leben tobt im Hause Pistor!
Gelesen habe ich zudem: Deine Frau ist nicht so für Fußball – und trotzdem habt Ihr ein tolles Verhältnis jenseits des Fußballs …
(lacht) 100 Prozent richtig, vielleicht ist auch der Zauber einer funktionierenden Beziehung der, dass man nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern jeder auch seine Bereiche hat. In Sachen Fußball ist sie, das muss ich so sagen, komplett ahnungslos.
Sie hört sich die Sendung auch nicht an?
Natürlich wird sie immer mehr reingezogen, weil die Jungs ja auch on fire sind – sie geht da auch mit. Aber sie ist in Sichtweite des Dortmunder Stadions groß geworden und hatte noch nie Ahnung, wer gerade in der Dortmunder Mannschaft spielt.
Das verletzt sie nicht, wenn Du das so sagst?
Nein, da lacht sie drüber.
Danke für den netten Einkauf heute morgen!
(Wir haben übrigens beide, ohne uns abzusprechen, bei der Metzgerin aus Erftstadt Maultaschen gekauft 🙂 )
Über Sven Pistor: Gäbe es keinen Fußball, wäre Sven Pistor Lehrer geworden – er hat in Bonn Geographie und Sozialwissenschaften studiert. Parallel zum Studio fing er beim WDR an und irgendwann kam die Frage, ob er nicht die Bundesliga Sendung moderieren wolle… Da war Pistor fast 29 Jahre alt und beim Sender stand ein Generationswechsel an. Seit 2009 präsentiert der 50jährige Kölner „Alle gegen Pistor“, bei dem 100.000 Menschen gegen ihn den Ausgang der Bundesligaspiele tippen.
Zudem tritt der Halbschwede (seine Mutter ist Schwedin, sein Vater Kölner) auf den Bühnen des Westens mit seinem Fußball-Kulturprogramm auf. Und: Zusammen mit Burkhard Hupe produziert er „Jogo Bonito“.
Hier erfahrt Ihr noch mehr über Sven Pistor.
Fotos: privat und Elke Tonscheidt