Hund in Pflege – so veränderte Lotta unser Leben
Einen Hund in Pflege zu nehmen für mehr als zwei Wochen – eine gute Idee? Wie sehr krempelt ein Tier den Alltag um? Was muss man berücksichtigen, wie sehr verliebt man sich in den Vierbeiner? Was mit einem Pflegehund so alles passiert, beschreibt Elke in einem kleinen Protokoll.
Wir hatten haarigen Besuch: Von Lotta, der 5jährigen Hundedame von Lennart und Christiane, die ihre Reise in die USA nicht absagen wollten: Die Hundesitterin, die sonst aufpasst, war krank geworden. So hatte man für Lotta via Facebook einen Platz gesucht, um sie für 17 Tage in gute Hände zu geben. Die haben wir – und nun war sie also da.
Tag 1 – Stürmische Begrüßung im Garten
Lotta zieht ein. Nach der Übergabe im Eiscafé geht es sofort in unseren Garten, den Lotta nun regelmäßig nutzen wird. Das Gute: Sie bellt nicht, sondern ist auch dort „chillig“, wie Lennart, der sich auf Instagram ihr CEO nennt 🙂 , sie gern beschreibt. Damit hebt sie sich schon mal wohltuend von anderen Hunden in der Nachbarschaft ab.
Mein Sohn freut sich sehr, als er aus der Schule kommt und unser Gast also nun „richtig“ da ist. Probenacht war ja Ausnahmesituation, jetzt also 17 Tage mit Vierbeiner. Bällchen werfen im Garten, so nehmen wir uns vor, soll ab jetzt jeden Tag Programm sein, denn das mag Lotta mega gern.
Nach einem Abendspaziergang mit Lotta über die Felder im Abendrot habe ich das Gefühl, dass sie sich bei uns wohl fühlen wird – und ihre Familie zumindest jetzt noch nicht vermisst. Ob das so bleiben wird?
Tag 2 – Besorgte Nachbarn können beruhigt werden
Nach dem Morgenspaziergang treffe ich einen Nachbarn auf der Straße: „Wirklich nur zur Pflege, ja?“, fragt er mich besorgt. Ich hatte am Abend zuvor die Nachbarschaft via Whats-App-Gruppe informiert, dass Lotta nun für gut zwei Wochen bei uns ist. So einige Hunde sind ja deutschlandweit gerade während der Coronazeit „angeschafft“ worden, obwohl wenig Zeit für sie ist – man kennt entsprechende Berichte über Hunde in der Coronakrise. Ich beruhige ihn gern, weiß ich doch, wieviel Arbeit ein Hund macht. Aber zur Pflege, das habe ich Sohnemann schon immer versprochen, geht das – wenn er mithilft.
Tag 3 – Ein Yoghurteis im Cellino
Es ist – noch – schönes Wetter und ich nutze es, um nach einem ausgiebigen Spaziergang ein bisschen Sonne im Eiscafé zu tanken. Der Wetterbericht für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes… kaltes Schmuddelwetter kündigt sich an. Lotta bekommt – sie ist dafür im Cellino bekannt – ihr Bällchen Yoghurteis, steckt abwechselnd ihre Zunge und ihre Nase tief in den kleinen Eisbecher.
Apropos Nase:
Natürlich machen wir auch Nasenfotos, denn Lottas Nase kennen sagenhafte 105.000 Follower auf Instagram, wo sie Lottadadog heißt.
Ein Insta-Dog: Natürlich weiß ich, wie gut Tiere im Netz ankommen, aber richtig beschäftigt habe ich mich mit dem Thema erst, als ich hörte:
Auch „unsere“ Lotta ist ein kleiner Insta-Star. Und ich staune, wer da alles für seine Tiere Accounts anlegt. So viele Millionen Follower lieben allein Golden Retriever. Und Lottas Nase scheint anzukommen…
Tag 4 – Spürbar anders
Samstag ist bei uns meistens Fußball angesagt, mein Mann noch auf Dienstreise und ich schlage vor, ins Geißbockheim, dem Clubhaus des FC, zu fahren. Meine Devise ist: Wenn schon Fußball, dann irgendwo „richtig“, im Stadion z.B. Auch im FC-Clubhaus kann man wunderbar Bundesliga schauen, vor allem natürlich, wenn der FC spielt.
„Spürbar anders“ auch der Klacks Sahne, den Lotta – statt Eisbällchen – auf einem Bierdeckel serviert bekommt 🙂 Und das Wetter? Tatsächlich ebenfalls anders geworden, es beginnt die Phase des Abtrocknens und Abrubbelns…
Tag 5 – Hundefreilaufflächen und Leberwurst in Tuben
Als ich einen Hund hatte, gab es das noch nicht: Hundefreilaufflächen. Heute suche ich für uns eine im Netz und die Familie fährt in den Kölner Heinzelmännchenweg. (Ja, den gibt es wirklich.) Dort im Park erfahren wir, dass das Ordnungsamt „gerade durch sei“ – denn einen Hund außerhalb der Freilaufflächen anzuleinen, kann teuer werden:
„Verstöße gegen die Anleinpflicht stellen eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Verwarngeld bis 55 Euro oder einem Bußgeld bis 500 Euro geahndet werden kann.“
Und wir erfahren auch, dass es Leberwurst für Hunde in Tuben gibt – eine Dame mit Bordercollie zaubert eine aus ihrer Tasche. Was es alles gibt…
Durchgefroren suchen wir ein Café in benachbarten Köln-Ehrenfeld, stoßen auf die Tierliebhaberin und superfreundliche Besitzerin des Café Mimilou: Sie serviert Lotta einen ganzen Teller mit Gurken. Retriever sind bekannt dafür, fast alles zu futtern und wir wissen, dass sie auch vegetarische Kost nicht meidet 🙂
Tag 6 – Tütchen raus … und die warmen Würstchen rein
Ich hatte meinen Sohn vorgewarnt! Eines Tages muss auch er in die … packen. Heißt: Tütchen raus und Lottas „Häufchen“ einsammeln. Hundekotbeutel sind etwas sehr Spezielles. Wer das noch nie machen musste: Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl… ich erspare Euch Einzelheiten. Aus den USA, wohin ich das Foto auch sende, lesen wir: „You are our hero today, Paul 🙂 “
Für uns ist schon heute klar: Die schönsten Momente mit Lotta sind abends, wenn sie mit uns chillt, ihr Kopf aus dem Hundeschlafkorb herauslugt und tief schnaubt, träumt und sich immer gern streicheln lässt.
Tag 7 – Der Hundesitter kommt
Heute ist Highlight: Fred kommt. Fred, ein rüstiger Rentner aus Lottas Nachbarschaft, der nun bei uns Hundesitter ist (und noch ein paarmal vorbeikommen wird).
Gold wert, solche Menschen. Fred kommt auch bei jedem Wetter, um Lotta für ein paar Stunden abzuholen, und hat stets ein Leckerli dabei, oder zwei 🙂 .
Tag 9 – Lotta blutet
Es ist ja bereits durchgeklungen, dass Lotta unser Leben etwas umkrempelt.
Richtig umstellen muss ich, als ich kleine Blutflecken auf dem Parkett entdecke. Das Windelhöschen, das wir bei der Übergabe aller wichtigen Dinge wie zwei Hundekörbe, Futter, Leckerli, drei Bürsten, diverse Leinen, Spielzeug etc. bekamen, war eigentlich nur vorsorglich dabei, denn es hieß: „Erst wenn wir wieder da sind, wird Lotta läufig.“
Den richtigen Riecher hatte aber bereits ein Nachbarsrüde, der schon eine Woche zuvor hinter Lotta her war wie ein „Verrückter“ (so sagte Frauchen selbst :-). Ich war wirklich ahnungslos, putze das Parkett nun täglich mehrfach und wenn es gar nicht anders geht, muss Lotta in das pinkfarbene Teil schlüpfen. Was wir ihr aber gern ersparen.
Draußen müssen wir jetzt sehr aufpassen, wenn Rüden um die Ecke biegen und die läufige Hündin immer an der Leine führen. Schade.
Tag 10 – Lotta geht mit ins Büro
Heute geht Lotta mit in ein Büro. Dort gibt es auch eine Hündin und die beiden kommen gut klar. Lotta kennt „Büroarbeit“, weil sie oft mit Frauchen dorthin mitgeht. Bürohunde sollen ja für die Gemeinschaft in Büros und deren Produktivität durchaus hilfreich sein.
Tag 11 – Ausflug in die Eifel
Einen Tag später sitzt Lotta wieder im Auto – sie fährt übrigens gern und problemlos mit. Heute geht es zu Freunden in die Eifel, die uns dort ihr neues Ferienhaus zeigen möchten. Ein Tag, an dem sich auch mal die Sonne zeigt und an dem sie nach dem Spazierengehen kräftig abgeduscht wird. Später darf sie am Kamin liegen und ein anderer Gast sagt: „Ach, das ist gar nicht Euer Hund, hab ich nicht gemerkt.“ Lotta passt sich schnell an, wie sagt man: Ein idealer Familienhund.
Tag 15 – Und schon wieder hat es geschneit in der Nacht
Langsam nervt das Wetter, die Handtücher zum Lotta-Saubermachen sind schon wieder in der Waschmaschine, nicht nur der Gartenboden ist durchgeweicht, irgendwie ist überall Matsche.
Da ich heute einen Termin in der Stadt habe, muss Lotta drei Stunden allein bleiben, das klappt aber – nach ausgiebigen Spaziergang am Morgen – super. Und wer jemals Hundebesitzer war, weiß, wie sehr sich Hunde freuen, wenn man zurückkommt. Wie sagte mal eine Freundin: „Würde sich nur mein Mann einmal so freuen 🙂 „.
Tag 17 – Tschüss Lotta, Du warst sehr brav
Auch über viele andere Momente könnte ich noch ausgiebig schreiben, denn mit Hund passieren einfach ganz andere Dinge. Wie sehr sich unser Sohn mit Lotta angefreundet hat, wäre ein schönes Thema. Wie kuschelig es ist, wenn man abends neben Lotta verweilt und ihr so samtiges Fell streichelt. Wie sensibel Lotta auf die Stimmungen von uns Menschen reagiert. Wen man kennenlernt, während man mit ihr spazieren geht. Was es mittlerweile für eine Tierfutter-Industrie gibt (ich war Hundefutter nachkaufen und in zwei Tiermärkten – Holla, die Waldfee, was für ein Konsumangebot für Tiere bzw. deren Besitzer*innen).
Heute wird Lotta abgeholt – und wir ziehen folgendes Fazit nach zweieinhalb Wochen Lotta:
Sie hat einen tollen Charakter, sich sofort in unsere Familie eingefügt, ist verspielt und hat uns gern ganz nah an sich rangelassen. Danke, Du liebes Tier!
Du möchtest Dir einen Hund anschaffen? Dann gebe ich Dir noch folgende Gedanken mit auf den Weg:
- Zu bedenken ist vorab in jedem Fall, wieviel Zeit ein Hund in Anspruch nimmt. Drei bis viermal am Tag rausgehen sollte ein Hund – und das bei jedem Wetter.
- Dass Kinder immer und konsequent helfen, halte ich für einen Glücksfall. Zu häufig verblasst das Interesse, denn ein Hund gibt zwar viel Freude und stärkt das Selbstbewusstsein, ist aber auch richtig Arbeit.
- Wer sich einen Hund anschafft, sollte vorher wissen, was er kostet – erst recht bedenken, was ist, wenn er mal krank wird.
- Es ist eine gute Lösung, einen Hund mit ins Büro zu nehmen, aber geht das in Deinem Büro? Unbedingt vorher prüfen.
- Wohin mit dem Hund, wenn man in Urlaub will und Leute wie uns 🙂 nicht findet? Es gibt Hundepensionen, aber wie findet man die richtige? Dafür gibt es Hunde-Portale, die das Thema gut beschreiben, wie z.B. Dogco.
Wir sind jedenfalls froh, Lotta kennengelernt zu haben und freuen uns auf ein Wiedersehen.
Fotos: P. und Elke Tonscheidt, Hans-Jürgen Greve