Was tun, wenn die Menopause zuschlägt?
Menopause, manche schweigen sie tot, andere reden nur noch darüber. Für unsere Kolumnistin jedenfalls eins DER Themen. Und Claudia Arntz ist überzeugt: Wer sich in das Abenteuer Menopause reinstürzt, kriegt vermutlich nicht weniger Falten, wird die Krise aber leichter überstehen. Auch oder gerade dann, wenn alte Männer mit einem flirten…
Manche Frauen haben keine sichtlichen Gebrechen bei ihrer Menopause und Andere, zu denen ich leider gehöre – haben Probleme. Ich bin also betroffen und bevor sich andere Betroffene, wovon es ja nicht wenige geben soll, aufregen: Ich spreche hier nur von mir und möchte Mut machen, die Probleme von der lustigen Seite zu sehen.
Der Schlaf – oder was man so Schlaf nennt
Schlaflos war ich, über zwei Jahre. Wenn überhaupt habe ich eine Stunde geschlafen – und die nicht einmal am Stück. Mein Mann hatte trotzdem die schlechtere Laune.
Wenn ich aus Verzweiflung ab und an mal geweint habe, ging es ihm wieder besser.
Da hatte er einen Grund, sich Sorgen zu machen. Viele Ideen kamen mir in der Nacht, da hat sich Einiges zusammengesammelt. Die Kraft, diese umzusetzen, fehlte mir leider ab und an schon noch.
Der Geruch – oder war es ein Stinken?
Ich roch, …nein, ich fing an zu stinken. Ich kam aus der Dusche und stank. Gott sei Dank hatte ich Hunde und ging viel am Strand spazieren, die haben mich genauso geliebt, stanken sie ja selber nach Fisch und Krebs und Fuchskacke, in der sie sich ab und an wälzten. Ich schwöre, DAS habe ich wirklich nicht getan, aber ich stank. Mein Mann sagte nur einmal, ich würde meinem damaligem Teenagersohn alle Ehre machen – und ja, wir sind noch verheiratet.
Irgendwann war ich dankbar um Corona, von wegen Geruchssinn und so…
Das Gewicht und der Gockelhals
Das Stinken hörte auf; genauso, wie es gekommen ist, aber dann, ja dann wurde mein Haar dünner und brach ab, meine Haut trocken und mehr Falten gesellten sich zu den ersten. Den Gockelhals habe ich ignoriert, solange ich konnte. Irgendwie kamen Kilos hinzu, obwohl ich Sport mache und wirklich gesund esse, schon immer. Man liest sich ein, was man noch tun kann, und ist über Frauen frustriert, die mit Mitte 50 ein Sixpack mit sich führen, tolles, festes Haar haben und tröstet sich, dass auch dort Falten nicht zu verhindern sind.
Hormone, Steroide, Mittelchen und Pülverchen, Öle und Cremes, Keratin, Bleechmittel für die Zähne, Haarentfernungsmittel für Damenbärte und immer wieder Abnehm-Pillen und Sport für den Menobauch.
Das Gedächtnis und Hitzewallungen
Ehrlich?! Ich bin es leid mich zu vergleichen, mich nicht zu mögen, wie ich aussehe (habe ich aber nie, doch das ist eine andere Geschichte), ich tue mein Bestes und akzeptiere die Veränderung. Ich lache oft darüber, wenn ich die Schwämme, die ich gekauft habe im Kühlschrank wiederfinde, alles gut abschließe aber beim Wiederkommen die Terassentür weit offensteht oder der Schlüssel an der abgeschlossenen Tür steckt. Aber immerhin habe ich abgeschlossen.
Die Hitzewallungen atme ich weg, ich bin bekannt als Heißblüterin bei meinen neuen Nachbarn. Nachts treibe ich meinen Mann in den Wahnsinn und Frosttot, wenn ich immer, auch bei Minusgraden, das Fenster aufreiße.
Wenn ich das nicht mache, dann stöhne ich ihn wach, bis er es aufmacht.
In der Finanz- und Sparkrise eigentlich ganz praktisch, so ein 18 Grad kaltes Haus. Blöd sind die verschiedenen Meinungen, wohin man in den Urlaub fährt. Ich stehe auf Grönland, Island, Schottland und er bevorzugt Sizilien, Australien oder: „überall wo es warm ist“. Ich habe letzten Sommer mit Irland den Kompromiss gefunden, aber es hatte 28 Grad. Drei lange Wochen lang, in Motorradkleidung. Auch mein Mann hat ab und an unter der Hitze gestöhnt…
Was mich tatsächlich irritiert? Alte Männer flirten mit mir, wann hat das denn angefangen?
Junge Männer übersehen mich oder halten die Türe auf. Aber das Gute daran ist, ich habe zwei Söhne, da würde ich mir eh seltsam vorkommen.
Und dann wäre da noch der Sex
Sex, ein unerschöpfliches Thema an sich, aber wenn es nach mir ginge, könnte ich ganz locker ohne. Mich stört es nicht einmal und Gott sei Dank hat mein Mann auch heruntergefahren und sucht sich nicht den Ersatz. Das rechne ich ihm hoch an und ich reiße mich auch ab und an zusammen… und siehe da, auch in der Menopause geht es noch und macht sogar auch Spaß.
Was ich in der Menopause sonst noch raten kann
Nicht immer auf alles fokussieren, möglichst vieles annehmen und drüber lachen. Gelingt garantiert nicht immer.
Tiefs zulassen, das kann ich auch und stehe dazu, wenn ich plötzlich vor dem Fernsehen weinend sitze, weil dort ein Hund gestorben ist, der gar nicht gestorben ist.
Ich schäme mich nicht mehr für alles, wofür ich mich früher geschämt habe.
Und wenn ich auf eine Frau treffe, die mit Fächer in der Bahn ihr Gesicht fächelt, lächele ich sie wissend an, bei 12 Grad.
Die wichtigste Botschaft ist: Es geht vorbei.
Es geht vorbei und besser ist es, sich darauf einzulassen … Es wird halt nicht besser. Und wenn es ´nur` diese paar Gebrechen sind: Annehmen und sich freuen, dass man Mitte 50 und nicht Ende 70 oder 80 ist.
Eine andere Methode – und das habe ich gemacht. Ich bin auf eine kleine Insel gezogen, wo alle über 60 sind. Da bin ich das neue Küken und da dort alle so ein bisschen Althippies sind, haben wir viel zu lachen und reden nicht über Krankheiten.
Nie zurückschauen, sondern volle Kanne reinstürzen in dieses Abenteuer.
Gastautorin Claudia Arntz lebt zusammen mit ihrem Mann in England, nun schon das dritte Mal. Dazwischen lagen Wien und Holland. Im Schnitt ziehen sie alle zwei Jahre um, womit aber „bald endlich mal Schluss sein sollte“. Das Motto der geborenen Düsseldorferin lautet: Sag niemals nie! Und auch wenn bald ihre 60 anklopft, empfindet sie das Leben als zu bunt, um in den Ruhestand abzugleiten. Dafür hat sie viel zu viele Ideen und könnte ständig Neues machen.
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