And the winner is … Birkenau!
Ein Bücherschrank für Birkenau. Auf der diesjährigen Bundesgartenschau wurde das Los gezogen. Der 1000. BOKX Bücherschrank geht also erneut auf Reisen. Elke war dabei, als die Entscheidung fiel, und moderierte auf der BUGA ein buntes Programm rund um Bücherschränke.

Hans-Jürgen Greve hat eine ganz besondere „Lostrommel“ gebaut: einen Mini-Bücherschrank.
Birkenau, ich gebe zu, die Gemeinde kannte ich bislang nicht. Als Michael Schnellbach, der Chef der BUGA23, das Los zieht und bekannt gibt, dass Birkenau den 1000. Bücherschrank gewinnt, muss ich nachfragen. Birkenau, wo liegt denn diese Stadt?
Birkenau ist in Südhessen angesiedelt und gar nicht weit von Mannheim, wo die Bundesgartenschau dieses Jahr stattfindet, entfernt. Jemand aus diesem Städtchen im Odenwald hatte sich – so wie weitere 280 andere Menschen – beworben, um den 1000. Bücherschrank zu gewinnen.
Genau den hatte die Kölner Genossenschaft Urbanlife zur bundesweiten Verlosung auf die BUGA in Mannheim gestellt. Dort parkte er sozusagen, bereit dafür, eines Tages in neue gute Hände übergeben zu werden. Am 29. September fiel die Entscheidung, wohin es gehen wird …
Jetzt also heißt es für Hans-Jürgen Greve (Foto) und sein Team: Sobald die BUGA ihre Pforten schließt, wird der 1000. Bücherschrank nach Birkenau gefahren. Die Kontaktaufnahme zur Gemeinde ist im Gange, denn der Zuwachs muss ja koordiniert werden. Wo genau soll das gute Stück hin?
Die Bewegung hinter den Bücherschränken
Hans-Jürgen Greve, der kluge Kopf hinter den Offenen BOKX-Bücherschränken, weiß, wieviel dahintersteckt, bis ein solcher Bücherschrank gut platziert ist. Was er auch weiß, jenseits der vielen Absprachen mit städtischen Ämtern:
„Es ist eigentlich nie das Problem, so einen Schrank finanziert zu bekommen.“
Denn Sparkassen, Banken und andere Institutionen haben meistens ein großes Interesse daran, ein solches Stadtmöbel mit zu finanzieren. Zu lukrativ und bedeutsam ist es, einen Offenen Bücherschrank in einer Gemeinde zu integrieren. Warum? Weil eine wahre Bewegung rund um die Bücherschränke entstanden ist!
Wie das zu verstehen ist, erklärt der Stadtplaner und Architekt Greve, der übrigens die ersten 120 Bücherschränke auch selbst geschweißt hat in seiner Manufaktur in Köln, so: „Bücherschränke sind natürlich erstmal dafür da, dass sich Menschen Bücher teilen.“
„Aber was dann vor Ort entsteht, ist so dynamisch und facettenreich, dass man ganz genau hinschauen sollte.“

Das Team von Urbanlife und Stiftung Neuer Raum – sie haben die Verlosungsfeier des 1000. Bücherschrankes auf der BUGA vorbereitet. Elke (oben 2. v.r.) hat moderiert.
Auf der Bundesgartenschau in Mannheim konnte man nicht nur zuschauen, man konnte auch mithören. Diverse Bücherpat*innen waren vor Ort, um gemeinsam mit den „Bücherschrank-Influencern“ (so nenne ich ab sofort alle, die zusammen mit Urbanlife dafür sorgen, dass möglichst viele dieser Schränke unters Volk kommen 🙂 ) dafür zu sorgen, dass bekannter wird, was sich tagtäglich an Offenen Bücherschränken abspielt.
Das berichten Bücherpat*innen von ihren Bücherschränken

Nina Roller (links) und Andrea Sachtleben, moderiert von Elke Tonscheidt. Hier, am Tisch der Nationen, fand die Verlosungsfeier statt. Michael Ehmann von der Abendakademie, ganz vorn, hört aufmerksam zu.
So berichtete Michael Ehmann, Hausmeister der Abendakademie Mannheim, vor deren Eingangsbereich der 1. Bücherschrank Mannheims steht, davon, dass „sein“ Schrank mindestens dreimal am Tag (!) aufgeräumt werde. So groß sei die Fluktuation, so groß das Interesse der Bürger*innen. Und erwähnte dabei den rührigen Senior, der genau das aus freien Stücken auch mache!
Die Autorin Brigitte Hohlfeld erzählte, wie aufmerksam die Nachbarschaft sei – in Sorge darüber, dass auch niemand Bücher aus dem Schrank im großen Stil stehle!
„Eines Tages räumte mein Mann den Schrank auf – und weil es regnete, hatte er sich ein Regencape übergezogen. Eine Frau von gegenüber sah das, dachte einen Bücherdieb zu beobachten und informierte die Polizei. Mein Mann, ein früherer Bibliothekar, staunte nicht schlecht, als er sich plötzlich gegenüber der Polizei ausweisen musste …“
Der Trend zum Zweit- oder Drittschrank auch in Kleinstädten
Andere erzählten davon, wie positive sich ein Viertel verändere. Nicht nur Lesen, ganz viel Kommunikation finde an Bücherschränken statt. So installieren manche Städte erst einen Schrank, später noch einen oder mehr. Wer einmal in Frankfurt darauf achtet, wird an die Hundert BOKX-Bücherschränke finden – aber auch in Kleinstädten geht der Trend deutlich zum Zweit- oder Drittschrank. In Mannheim gibt es acht.
Nun also Birkenau. Und bevor die Stadt diesen einweihen wird, arbeiten Hans-Jürgen Greve und sein Team weiter an der Erfolgsgeschichte rund um die Offenen Bücherschränke der Marke BOKX. So wird Kompagnon Thomas Linden, Journalist und Kurator aus Köln, weiter Kraft und Energie in das Projekt Lese- und Sprachförderung an Kitas legen. Denn nicht nur Linden weiß:
„Wenn Kinder möglichst früh in Kontakt mit Büchern kommen und wir sie unterstützen können, daraus Geschichten zu erzählen, ist das für ihre Entwicklung so wertvoll.“

Thomas Linden – auch der Journalist erfreut sich an der Lostrommel.
Zusammen mit Pädagogen geht Linden in Kitas und Kindergärten, um das Lesen populär zu halten. „Wir arbeiten dann bevorzugt mit großen Bilderbüchern“, erzählt er, „und wir zeigen auch, wie man einen Bücherschrank putzt und pflegt. In dem Alter haben die Kinder da noch große Freude dran …“
Um solche und viele andere Aktivitäten mit Bücherschränken zu fördern, hat Greve vor Jahren die Stiftung Neuer Raum gegründet, Linden diese inhaltlich stark mitgeprägt.
Eine Stiftung, die dafür sorgt, dass Bücherschränke über das Lesen und Verteilen von Büchern hinaus attraktiv und lebendig sind.
Auch deshalb kooperiert ohfamoos gern mit dieser Stiftung.
Fotos: Elke Tonscheidt