„Monsieur Orient-Express“ – ein Visionär!
Wie wird aus einem jungen Visionär ein „Monsieur Orient-Express“? Nach der Lektüre dieses Buches wissen wir es. Der österreichische Autor Gerhard J. Rekel beschreibt im folgenden Gastbeitrag sein Werk, für das er jahrelang recherchiert hat. Vielleicht gerade in unserer aktuellen Zeit eine erhellende, wahre Geschichte, die zeigt: Wir können so stark sein, wenn wir etwas wirklich erreichen wollen, trotz vieler Widerstände.
Krieg im Osten, Krieg im Orient, Weihnachten vor der Tür. Es könnte dunkel werden. Doch es gibt Lichtblicke: Jemand, der Okzident und Orient verbunden hat. Mit einer Brücke. Diese Verbindung ist der berühmteste Zug der Welt: der Orient-Express. Die Story eines mutigen Visionärs, die Hoffnung macht.
Georges Nagelmackers stellt nicht nur den ersten Speisewagen und den Orient-Express auf die Schienen, er verbindet auch alle Metropolen Europas mit 150 Nachtzügen. Oder wie es sein einziger noch lebender Verwandter ausdrückt: „Georges Nagelmackers hat etwas komplett Neues für Europa eingeleitet: Er hat es vollbracht, Grenzen zu überwinden ohne Krieg zu führen.“
Agatha Christie reiste auf seinen Spuren
Agatha Christie und Graham Greene machen ihn zum Bestseller, Hollywood verewigt ihn in vielen Streifen. Bis heute beflügelt der „König der Züge“ bei den meisten Menschen eine Sehnsucht nach Abenteuern, exotischer Ferne und romantischen Erlebnissen. Was ist die Geschichte des Orient-Express, wer hat ihn durchgesetzt, welche Intention steckte dahinter?
Am Vorabend des Deutsch-Französischen Krieges 1870 stehen die Zeichen in Europa auf Abgrenzung: Nationalismus und Protektionismus erstarken, viele europäischen Länder streben eine Großmachtstellung an und schotten sich ab. In dieser Zeit setzt sich Nagelmackers in den Kopf, die europäischen Staaten zu verbinden. Fast 40 Jahre kämpft er für seine Idee, mehrmals schrammt er an Pleiten vorbei, die meisten Zeitgenossen halten seine Pläne weder ökonomisch noch politisch für umsetzbar. Trotz Vorurteilen, Fremdenhass und bürokratischer Hindernisse gelingt es dem Eisenbahn-Pionier, Paris mit Konstantinopel zu verbinden und mit seiner Firma, der Compagnie Internationale Wagon-Lits, ein Netzwerk von Nachtzugverbindungen aufzubauen.
Orient-Express: Eine dramatische Liebesgeschichte
Plötzlich sitzen einander im Speisewagen die Großen aus Politik, Wirtschaft und Kunst gegenüber, Schicksale verschiedenster Nationalitäten treffen aufeinander, eine Epoche des Austausches beginnt. Der „Orient-Express“ löst bei Lesern und Filmzusehern eine spezielle Emotion aus. Die Reisenden erhalten ein Gefühl für Entfernung, betrachten, Städte, Dörfer, Menschen, entdecken Details. Der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk bringt es auf den Punkt: „Man genießt die Schönheit der Welt durch ein Abteilfenster.“
Georges Nagelmackers Leben ist eine atemberaubende Erfolgsbiographie, die erst auf Grund einer unerfüllten Liebesbeziehung an Fahrt gewinnt. Auch privat kämpft Nagelmackers jahrelang auf unkonventionelle Art um das Ja-Wort seiner großen Liebe. Sein Leben entwickelt sich zu einem dramatischen Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Scheitern und Triumph, erlittenem Spott und großer Verehrung. Vor allem aber ist es eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die zwischen Paris und Konstantinopel ihre Erfüllung findet.
Die Premierenfahrt: ein Abenteuer zwischen Orient und Okzident
Die Premierenreise des Orient-Express von 1883 ist so spannend, als hätte sie Agatha Christie geschrieben: Obwohl Nagelmackers die erste Fahrt akribisch vorbereitet, die besten Speisen servieren lässt, den Fahrplan, den Service und die Mitarbeiter selbst überwacht, kommt es alle paar Stunden zu unvorhergesehenen Ereignissen. Der Zug vor ihnen wird überfallen, eine Gruppe Musiker kapert den Speisewagen, dann werden die Reisenden genötigt, bei heftigen Regen und durch Schlamm der spontanen Einladung des rumänischen Königs auf sein neues Schloss zu folgen – und schließlich muss Nagelmackers sogar einen Stier aus dem Gleisbett locken, der justament den Weg für den Zug nicht freimachen will.
Die Methode Nagelmackers
Nagelmackers Leben ist ein Plädoyer für die hartnäckige Verfolgung einer Vision, das raffinierte Spiel über die Bande und den Glauben an den Umweg: geografisch, politisch und menschlich. Mit unglaublicher Konsequenz beharrt der Ausnahme-Unternehmer über dreißig Jahre lang auf seinen Zielen, nur in Planung und Details verhält er sich hochgradig flexibel – das ist die „Methode Nagelmackers“. Bis heute stehen die „Compagnie Internationale des Wagons-Lits“ und der Orient-Express für eine europäische Vision, in der das Fremde nicht Angst sondern Faszination erweckt.
Gastautor Gerhard J. Rekel liebte schon als Kind den „Duft der Eisenbahn“ – seine Großväter waren Lokführer. 1965 in Graz geboren absolvierte er die Filmakademie Wien (Drehbuch & Regie). Er verfasste die Geschichten für mehrere TATORTe und realisierte als Regisseur Wissenschaftsdokumentationen für ARTE, ZDF und andere Sender. Sein Terra X – Film „Orient-Express – ein Zug schreibt Geschichte“ erreichte mehr als sechs Millionen Zuseher und wurde in Japan, Portugal, USA und weiteren Staaten gesendet.
Direkt zum Buch „Monsieur Orient-Express“.
Wer sich zudem für andere Bücher Rekels interessiert, findet hier sein Repertoire.
Fotonachweis: Hist. Bilder & Plakate: „Sammlung Jürgen Klein, Mönchengladbach“, Foto Gerhard Rekel und Baudouin Nagelmackers: Adnane Korchyou.
Sie sind/Du bist Autor und möchten in unserem Blog ebenfalls ein Werk beschreiben? Oder etwas anderes als Gastautor veröffentlichen? Dann uns gerne kontaktieren, so wie es auch Gerhard J. Rekel gemacht hat – wir freuen uns über die Kontaktaufnahme.
Kommentare
„Monsieur Orient-Express“ – ein Visionär! — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>