Mangroven werden komplett unterschätzt!
Was sind Mangroven? Diese Frage kommt in Europa nicht unbedingt auf, denn Mangroven gibt es hier nicht. Aber in allen anderen Teilen der Welt kommen diese speziellen Ökosysteme in küstennahen Bereichen tropischer und subtropischer Regionen vor. Warum Mangroven auch im Klimawandel eine große Rolle spielen und warum wir Mangroven schützen müssen, hat Sonja während eines Besuchs im Jubail Mangroven Park in Abu Dhabi erfahren.
Mangroven habe ich schon öfter gesehen, zum Beispiel letztes Jahr in Kambodscha am Tonle Sap bei meinem Besuch der schwimmenden Dörfer. Aber welche bedeutende Rolle Mangroven für Menschen und Natur spielen, das war mir damals auch noch nicht klar. Erst bei einem Ausflug in den Jubail Mangrove Park in Abu Dhabi habe ich mehr über die ökologische Bedeutung dieser Pflanzen gelernt.
Der Jubail Mangrove Park
Meine Freundin Jacqueline und ich fahren gemeinsam nach Abu Dhabi, um den Mangroven Park zu besuchen. Es ist Winter und angenehm kühl, als wir ankommen. Gleich am Eingang des Parks wird man schon über die ökologische Bedeutung der Mangroven informiert. Der Eintritt kostet zwischen 1,50 und 10 Euro, je nachdem ob man läuft oder die Kayak-Tour bucht.
Jaqueline und ich gehen zu Fuß, denn es ist Ebbe. Der Boardwalk, der aus drei verschiedenen Routen besteht, führt uns durch den Mangrovenwald. Die längste Strecke ist zwei Kilometer lang, die mittlere Strecke ist 1,6 km und die kürzeste Strecke ist 1 km lang. Wir entschließen uns alles zu erkunden 🙂
Unterwegs stoßen wir immer wieder auf Infotafeln und verschieden gestaltete Aussichtsplattformen. Wie zum Beispiel die schwimmende Plattform: Eine Plattform mit einem Netz, durch das man einen genaueren Blick auf das Meeresleben werfen kann, oder den Aussichtsturm in der Mitte des Parks.
Was gibt es zu sehen?
Der Mangrovenwald ist riesig. Er besteht aus üppigen, grünen Bäumen mit komplizierten Wurzeln und einem Wasserkanal, der sich durch die Mitte schlängelt. Und hier wimmelt es von Tieren. Man kann, wenn man ein bisschen Glück hat, Hunderte von Vogel- und Pflanzenarten sehen, darunter den Rosaflamingo, den Westlichen Riffreiher und die Gefleckte Krabbe.
Aber was sind Mangroven?
Um den Park und seine Bedeutsamkeit zu verstehen, muss man erst mal wissen, was Mangroven eigentlich sind. Ich habe die wichtigsten Merkmale von Mangroven mal zusammengefasst:
Mangroven bestehen aus Bäumen und Sträuchern, die in salzhaltigem Wasser gedeihen können. Sie bilden typischerweise Übergangszonen zwischen Land und Meer. Und im Zuge des Klimawandels werden Mangroven für uns immer wichtiger, denn sie dienen:
1. Dem Küstenschutz: Mangroven wirken als natürliche Barrieren gegen Sturmfluten, Tsunamis und Küstenerosion. Die dichten Wurzelsysteme dieser Pflanzen tragen dazu bei, die Intensität von Sturmwellen zu reduzieren und schützen somit die Küstenlinie.
2. Der Biodiversität: Mangroven bieten eine einzigartige Umgebung, die eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Viele Fischarten, Krebse, Vögel und andere Organismen nutzen Mangroven als Lebensraum, da sie Nahrung und Schutz finden.
3. Der Fischerei: Mangroven dienen als Kinderstube für viele Fischarten. Viele kommerziell wichtige Fischarten verbringen einen Teil ihres Lebenszyklus in den Schutzgebieten der Mangroven, bevor sie in offenere Gewässer wandern.
Außerdem können Mangroven große Mengen an Kohlenstoff in ihren Böden, Blättern und Wurzeln speichern und dazu beitragen, den globalen Kohlenstoffkreislauf zu regulieren und den Klimawandel zu mildern.
Für viele Städte und Dörfer in Küstennähe sind Mangroven auch ein wirtschaftlicher Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Dazu gehören die Fischerei, die Holzwirtschaft und der Tourismus.
Mangroven in Gefahr
Trotz ihrer ökologischen und wirtschaftlichen Bedeutung sind Mangroven leider weltweit bedroht. Entwaldung, Landgewinnung, Wasserverschmutzung und der Klimawandel stellen ernsthafte Gefahren für diese empfindlichen Ökosysteme dar.
Auf der Seite des WWF finde ich folgende Info: Weltweit werden Mangroven für Bau- und Brennholz gerodet oder müssen für Aquakultur, Landwirtschaft oder urbane Infrastruktur weichen. Über ein Drittel der Mangrovenverluste geht dabei auf das Konto der Garnelenzucht. Aber auch Reisanbau und die Umwandlung in Soja- und Palmölplantagen sind ein großes Problem.
Letzteres geschieht vor allem in Indonesien, dem Land mit dem größten Mangrovenbestand der Welt. Insgesamt erhöhen steigende Besiedlung und Nutzung von Küstenräumen, z.B. durch Tourismus, den Druck auf Mangroven erheblich. Auch die steigende Umweltverschmutzung durch unbehandelte Abwässer, Müll und sonstige Schadstoffe schadet den wertvollen Ökosystemen.
Mangroven schützen
Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Mangroven sind daher von entscheidender Bedeutung für den Erhalt ihrer ökologischen Funktionen und die Unterstützung der Lebensgrundlagen von Gemeinden, die von ihnen abhängig sind. Abu Dhabi macht sich hier mit seinem Park alle Ehre.
Die Landschaft im Jubail Mangrove Park ist wunderschön und hier kommen Vogelbeobachter, Naturliebhaber und Fotografen voll auf ihre Kosten.
Ganz besonders hat mir auch die Installation der taiwanesischen Künstlerin Rain Wu gefallen, die einen Teil des Boardwalks überdacht. Ihre Arbeit ist konzeptionell geprägt und materialisiert sich in verschiedenen Formen und Maßstäben, von Zeichnung, Skulptur, Food-Performance bis hin zu architektonischen Installationen. Sie arbeitet oft auch mit verderblichen Materialien, um Diskussionen über unsere vielfältigen Beziehungen zur Natur anzuregen.
Wer von Euch war denn auch schon mal in einem Mangroven Wald und wenn ja, wo?
Film und Fotos: Sonja Ohly