Die 4 größten Mythen über Resilienz
Als Beriwan Almaami, die mit Elke befreundet ist, vor einigen Jahren ihr Resilienz-Konzept für eine staatliche Zertifizierung einreichte, war Resilienz für sie genau das: Ein Konzept. Ein Mittel zum Zweck. Was sie selbst damals nicht wusste: Resilienz sollte ihr gesamtes Leben verändern. Lest ihren 1. Gastartikel hier auf ohoo! Denn ohne es zu wissen, hatte sie damit auch das wunderschönste Kapitel ihres Lebens aufgeschlagen.
Für mich als Trainerin und Coach ist es die wichtigste Devise, mit gutem Beispiel voranzugehen. So auch beim Thema Resilienz. Die letzten Jahre war ich also nicht nur Trainerin und Coach für Resilienz, sondern vor allem auch Schülerin. Auf diesem Weg habe ich so viel gelernt – und eine Sache erstaunt mich immer wieder:
Es kursieren sehr viele Mythen herum, die manchen Menschen ein falsches Bild von Resilienz geben.
In diesem Artikel möchte ich dir daher 4 Mythen vorstellen und sie aufdecken, damit du ein realistischeres Bild bekommst.
Was bedeutet Resilienz?
Der Begriff Resilienz stammt ursprünglich aus der Materialwissenschaft und beschreibt die Fähigkeit eines Materials, nach Verformung wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Später wurde der Begriff in die Psychologie übertragen. Dort meint Resilienz die seelische und psychische Widerstandskraft eines Menschen – also die Fähigkeit, trotz Stress, Krisen oder Rückschlägen psychisch gesund zu bleiben und sich sogar weiterzuentwickeln.
Mythos 1: Resiliente Menschen fühlen sich nie gestresst
In meiner Arbeit begegnet mir dieser Mythos so oft. Und ich finde ihn fast schon gefährlich, denn er erschafft ein nahezu unerreichbares und dadurch demotivierendes Ziel: „Ich kann es doch nie im Leben schaffen, nie gestresst zu sein. Dann brauche ich ja erst gar nicht meine Resilienz trainieren.“
Resiliente Menschen fühlen genauso Stress wie du und ich. Der Unterschied? Sie haben gelernt, diesen Stress als Treibstoff zu nutzen, anstatt sich davon lähmen zu lassen. Stell dir vor, Stress wäre wie ein wildes Pferd. Nicht-resiliente Menschen lassen sich von diesem Pferd durch die Gegend schleifen – so, wie es für das Pferd passt. Resiliente Menschen hingegen haben gelernt, dieses Pferd zu reiten und somit auch viel fokussierter auf ihre Ziele zuzureiten.
Dabei ist es nicht vordergründig, wie viel Stress man empfindet oder ob man sich „danach“ fühlt, etwas zu tun. Resiliente Menschen haben lediglich verstanden: Emotionen sollten nicht die eigenen Handlungen beeinflussen.
Mythos 2: Resiliente Menschen sind immer positiv
Diesen Mythos finde ich besonders schwierig. Er suggeriert, dass wir negative Gefühle unterdrücken müssen, um resilient zu sein.
Echte Resilienz bedeutet nicht, dass du ständig mit einem aufgesetzten Lächeln durchs Leben gehst. Es bedeutet, dass du all deine Gefühle – ja, auch die unangenehmen – akzeptierst und trotzdem handlungsfähig bleibst. Resiliente Menschen erlauben sich, wütend, traurig oder frustriert zu sein – ABER diese Emotionen behindern sie nicht und machen sie auch nicht handlungsunfähig. Sie wissen, wie sie diese Gefühle nutzen können, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.
Mythos 3: Resilienz ist eine rein mentale Stärke
Okay, das ist einer meiner Lieblingsmythen zum Aufklären! Viele denken, Resilienz bezieht sich nur auf die Psyche. Aber lass mich dir sagen: Resilienz ist so viel mehr als das!
Resilienz umfasst ganz verschiedene Ebenen. Lass mich dir einige Fragen stellen, damit du meinen Punkt besser nachvollziehen kannst: Ein resilienter Geist in einem erschöpften Körper? Das funktioniert nicht lange, oder? Funktioniert mentale Resilienz dauerhaft in einem toxischen Umfeld? Oder stell dir folgende Frage: Könntest du langfristig resilient sein, wenn du in einem Land/Ort wohnst, wo menschenfeindliches Gedankengut herrscht?
Resilienz bezieht sich nicht nur auf die mentale Widerstandsfähigkeit, sondern auch auf deine Beziehung zu deinem Körper, deinen Mitmenschen, die Gesellschaft, das Land und so vieles mehr.
Je mehr dieser Ebenen miteinander harmonieren, desto resilienter wirst du dich fühlen.
Mythos 4: Resiliente Menschen sind wie Teflon
Dieser Mythos lässt resiliente Menschen wie Superhelden erscheinen, oder? Aber lass mich dir ein Geheimnis verraten: Auch die resilientesten Menschen, die ich kenne, haben Momente, in denen sie sich verletzlich und überfordert fühlen. Sie weinen, sie schreien und sie stecken für einen Moment den Kopf in den Sand.
Was ist dann der Unterschied zwischen resilienten und unresilienten Menschen?
Resiliente Menschen haben einen gesunden Filter in sich aktiviert, der ihnen hilft, verwundbar zu bleiben und trotzdem nicht zu sehr zu leiden. Sie laufen nicht mit einer undurchdringlichen Rüstung herum, sondern lernen anhand ihrer Herausforderungen, wie sie den sweet spot zwischen Mitfühlen und Handlungsfähigkeit leben können.
Resilienz ist ein lebenslanges Training. Und auch, wenn ich dir sehr gerne eine Patentlösung geben würde, mittels der du deine Resilienz aufbauen kannst: Es gibt diese Lösung nicht.
Der Aufbau von Resilienz ist ein stetiger Wachstumsprozess.
In diesem Prozess lernst du, den inneren Coach zu aktivieren und für dich selbst die beste Begleitung zu werden. Es ist ein wunderschöner Weg der Selbst-Heilung und Selbst-Erkenntnis, der dich an die Ziele bringen wird. Das Besondere ist dabei aber, dass du mittels Resilienz den Weg selbst wirst viel mehr genießen können.
Sehr ansprechender Beitrag! Es ist gut, dass mit den Mythen aufgeräumt wird. Das Bild mit dem Pferd ist sehr klug und einprägsam. Danke für diesen inspirierenden Einblick!