Der Papst ist tot
Der Papst ist tot. Mit diesen Worten erreichen uns letzte Woche die Eil-Nachrichten aus dem Vatikan. Die Welt trauert um Papst Franziskus, der am Ostermontag um 7:35 Uhr europäischer Zeit im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Und sofort fällt mir das Buch Konklave von Robert Harris ein. Der Papst ist tot. So beginnt nicht nur das spannende Buch, sondern inzwischen auch ein ebenso fesselnder Film.
Was passiert, wenn ein Papst stirbt? Diese Frage und noch viele anderen Fragen zum Vatikan und der Papstwahl sind zentrales Thema im Buch Konklave von Robert Harris. Diese spanndende Buch wurde nicht nur als Roman gefeiert, sondern 2024 unter der Regie von Edward Berger (Im Westen nichts Neues) auch auf die Kinoleinwand gebracht. Das Ergebnis: ein doppelter Genuss für Fans politischer Intrigen, religiöser Symbolik und tiefgründiger Charakterstudien.
Ein Blick ins Buch: Die geheime Wahl
Als jemand, der sich seit jeher für Religionen interessiert, war das Buch für mich ein absoluter Glücksgriff. Ich bin evangelisch aufgewachsen, mit der katholischen Kirche nicht wirklich vertraut – ihre Rituale, Traditionen und insbesondere die Beichte sind mir fremd. Während meines Studiums der Orientalistik lernte ich zwar viel über den Islam, doch die katholische Kirche faszinierte mich auf eine ganz andere Weise.
Im Jahr 2018, vor einem 12-Stunden-Flug, stieß ich am Frankfurter Flughafen in einem Buchladen auf Konklave. Schnell gekauft – und auf dem Flug regelrecht verschlungen, denn Robert Harris beschreibt darin auf brillante Weise die geheimste aller Wahlen: das Konklave. Über 100 Kardinäle, vollständig von der Welt abgeschottet, wählen hinter verschlossenen Türen den neuen Papst. Kein Kontakt zur Außenwelt, keine Nachrichten – nur Intrigen, Überzeugungskraft und göttlicher Beistand.
Ein Überraschungsgast – ein Kardinal aus Bagdad, vom verstorbenen Papst heimlich ernannt – bringt die fragile Ordnung ins Wanken. Harris verwebt kirchliche Geschichte, Politik, persönliche Traumata und globale Fragen zu einem echten Pageturner.
Besonders spannend: Die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Kirche – Traditionalisten, Modernisten, Südamerikaner, Afrikaner – kämpfen um Einfluss. Harris’ Roman basiert auf gründlicher Recherche und liefert Einblicke, die gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich sind.
Der Film: Eine Inszenierung voller Spannung und Tiefe
2024 wurde der Roman von Edward Berger verfilmt – unter dem Titel Conclave. Die Hauptrolle übernimmt niemand Geringeres als Ralph Fiennes, der den innerlich zerrissenen Kardinal Lawrence spielt. Lawrence, der zunächst widerwillig das Konklave leitet, wird im Laufe des Films in einen undurchsichtigen Machtkampf verwickelt, in dem Loyalität, Glaube und persönliche Vergangenheit aufeinanderprallen.
Ich habe den Film vor zwei Monaten gesehen und war total beeindruckt. Oft ist eine Verfilmung eines Buches ja etwas enttäuschend. Nicht in diesem Fall. Ralph Fiennes brilliert in seiner Rolle – ich musste zweimal schauen, um ihn zu erkennen. Unterstützt wird er von einem grandiosen Cast: Isabella Rossellini als kluge Schwester Agnes sowie Stanley Tucci und John Lithgow als rivalisierende Kardinäle sorgen für intensive Dialoge und emotionale Tiefe.
Der Film ist auch visuell sehr eindrucksvoll. Die barocke Opulenz des Vatikans, kombiniert mit der klaustrophobischen Enge der Sixtinischen Kapelle, erzeugt eine Atmosphäre, die dem Roman in nichts nachsteht.
Fazit: Zwei Werke, ein faszinierendes Thema
Ob Buch oder Film – Konklave unterhält auf ohfamoose Weise. Während der Roman von Robert Harris durch detaillierte Einblicke in die kirchliche Machtstruktur, Geschichte und Psychologie der Kardinäle besticht, punktet der Film mit starker Besetzung, intensiver Atmosphäre und cineastischer Wucht. Beide Werke werfen einen spannenden Blick hinter die Mauern des Vatikans und machen deutlich, wie komplex, menschlich – und zutiefst politisch – der Prozess der Papstwahl ist.
Für alle, die sich für Religion, Geschichte, Macht oder einfach gute Geschichten interessieren, ist Konklave – ob gelesen oder gesehen – ein absolutes Muss. Ich habe viel über die katholische Kirche gelernt und kann Buch und Film wärmstens empfehlen.
Und währenddessen warten wir gespannt auf den weißen Rauch!
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