Der Papstpalast in der Provence
Den zweiten Teil meines Reiseberichts durch Frankreich, Spanien und Portugal schreibe ich, während ich am Pool liege. Unter Palmen auf Sal, einer der Kapverdischen Inseln – im Urlaub. Den Unterschied zwischen einer Reise und einem Urlaub habe ich hier im Blog ja schon beschrieben. Aber unser Motto im Januar heißt #durchstarten. Deshalb heute die zweite Etappe meiner Reise durch Frankreich und ganz speziell der Papstpalast in Avignon.
Die zweite Etappe meiner Reise führt uns nach Avignon. Jeder kennt natürlich das Lied der Brücke, viel beeindruckender ist jedoch der Palast der Päpste mit all seinen Schätzen. Ein imposantes Gebäude mit einem riesigen, von Kastanien beschatteten Vorplatz. Kein Anstehen bei den Tickets, ganz ohfamoos! Und dann etwas Neues. Jeder Besucher bekommt ein Tablet in die Hand gedrückt, welches mit einem Kopfhörer verbunden ist. Auf dem sogenannten Histopad sehe ich die Wegbeschreibung zum Start der Tour. Durch einen grünen Innenhof gelangen wir in den ersten Saal. Hier fordert uns das Tablet auf, ein Symbol auf einem Stein im jeweiligen Saal zu scannen – und schon höre ich die Informationen zur Geschichte des Palastes.
Der Papstpalast in der Provence
Der Papstpalast war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste und ist wohl das bekannteste und imposanteste Gebäude in Avignon. Von außen sieht der Papstpalast wie eine Burg oder Festungsanlage aus, aber von innen wirkt er eher wie ein Schloss. Die riesige Anlage unterteilt sich in den Alten Palast (erbaut 1334–1342) und den Neuen Palast (erbaut 1342–1370). Mit ungefähr 15.000 m² Nutzfläche ist er eines der größten Feudalschlösser seiner Zeit. Mehrere Innenhöfe und Säle kann man besichtigen, leider sind die Räume aber überwiegend leer. Die Möbel wurden wahrscheinlich während der französischen Revolution geplündert oder zerstört, erfahre ich während der Besichtigung. Aber jetzt kommt das Histopad voll zum Einsatz.
Dank des Histopads und der 3D-Technologie sehe ich, wie die Räume vor 800 Jahren aussahen, wie man darin lebte und wie sie sich entwickelten. Ich begebe mich auf eine Zeitreise, bei der Unsichtbares sichtbar wird! Das Histopad zeigt spektakuläre historische Inszenierungen der Räume, die ausschließlich von einem wissenschaftlichen Ausschuss in Frankreich erarbeitet wurden. Ich bin begeistert von den Farben und der Einrichtung der riesigen Säle. Besonders bemerkenswert ist, wie gerade Kinder spielend leicht mit dem Gerät umgehen und das Museum für sie zu einer Entdeckungsreise wird. Der Papstpalast ist mein ohfamooser Tipp für Familien mit Kindern. Mehr dazu findet Ihr auf www.palais-des-papes.com Natürlich gehört der Palast mit der Altstadt zum Weltkulturerbe.
Auch die Innenstadt von Avignon ist entzückend. Kleine Cafés laden zum Verweilen ein und natürlich kann man hier die wunderbaren Stoffe der Provence kaufen. Mit so einer Tischdecke holt man sich gleich etwas Sonne und Lebensfreude auf seinen Frühstückstisch zu Hause. Die Auswahl ist riesig.
Noch ein Spaziergang zur Brücke von Avignon und schon ziehen wir weiter. Wer auf alte Bauwerke steht, sollte unbedingt einen Abstecher nach Nîmes machen. Nicht nur das Kolosseum ist beeindruckend.
Nîmes und die Antike
Das im 1. Jahrhundert n.Chr. Nîmes nach Vorbild des römischen Kolosseums erbaute Amphitheater zählt zu den besterhaltenen der Welt. Und: Hier finden die in der Region verbreiteten Corridas (Stierkämpfe) auch heute noch statt. Doch nein, ich habe keinen besucht, sondern bin weiter zum Tempel spaziert. Der römische Tempel in Nîmes ist aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und weltweit der letzte noch vollständig erhaltene Tempel der Antike.
Er wurde unter Kaiser Augustus erbaut und steht, etwas unwirklich anmutend, mitten in der Stadt gegenüber dem Carré d’Art, dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, entworfen vom Architekten Sir Norman Foster.
Erwähnenswert sind auch die Jardins de la Fontaine, die Gärten der Fontäne, die „Wiege“ der römischen Stadt. Sie wurden im 18. Jahrhundert unter Ludwig XV um eine Quelle herum erbaut. Über den ganzen Platz verteilt schmücken Statuen und Vasen aus Marmor den in französischer Gartenbaustilweise errichteten Garten.
Montpellier ist Leben Pur
Unsere letzte Destination, bevor wir die Grenze nach Spanien passieren, ist Montpellier. Wie auch in den Städten zuvor haben wir uns ein Hotelzimmer in der Altstadt ausgesucht. Die Herausforderung ist jedes Mal die gleiche: mit einem großen Auto in die Parkhäuser der Altstadt ohne Kratzer am Fahrzeug zu kommen. Hier ist Millimeterarbeit angesagt. Und nicht wenige Male steht mir der Schweiß auf der Stirn.
Aber auch dieses Mal ist es geschafft. Hoch oben in der Altstadt beziehen wir unser typisch französisches Hotel. Wie gut, dass wir nur unsere kleinen Rollkoffer dabeihaben, denn unser Zimmer ist klein, aber voller Liebe zum Detail eingerichtet – und natürlich super zentral. Wir stellen die Koffer ab und erkunden die Stadt. Die großen Torbögen und die steilen Straßen der Altstadt sind imposant. Montpellier hat keinen nennenswerten antiken Hintergrund, aber die Stadt strotzt voller Leben und auf den Straßen herrscht ein reges Treiben. Straßenbands spielen Jazz, Kinder rennen umher und das Joie de Vivre (die Lebensfreude) ist intensiv spürbar. Das bestätigt sich auch beim Abendessen. Wir bekommen einen Tisch in einem Gasthaus in der Nähe unseres Hotels. Jung und Alt trifft hier zusammen und was mir sofort auffällt: kein einziges Smartphone ist zu sehen. Die Menschen reden miteinander, tauschen sich aus und lachen viel. Die Speisekarte ist zwar klein – aber alles, was wir bestellen, zergeht auf der Zunge und ist frisch zubereitet.
Am nächsten Tag wird es weitergehen nach Spanien. Ob unser Gaumen dort auch so verwöhnt wird? Wir wissen es nicht.
Die erste Etappe meiner Reise könnt ihr hier nachlesen.
Fotos: Sonja Ohly