Zwischen Wüste, Bergen und Luxus: Vier Tage Rallye in den Emiraten

Vom Wadi bis zum roten Teppich

Vier Tage, 1.600 Kilometer, Wüste, Berge, Küste – und mittendrin wir: Jacqueline und ich bei der Mille Miglia – 1000 Miglia Experience UAE, einer Oldtimer-Rallye, die italienische Eleganz mit arabischer Gastfreundschaft verbindet. Schon zum zweiten Mal fahren wir diese Rallye und freuen uns jedesmal wieder dabei zu sein.

Showtag im Emirates Golf Club – 30. November

Der Auftakt der Rallye hätte glamouröser kaum sein können. Am 30. November fand der offizielle Showtag im Emirates Golf Club in Dubai statt – einer der renommiertesten Golfclubs Dubais, eingebettet zwischen Palmen, Fairways und der beeindruckenden Skyline der Stadt. 98 internationale Teams präsentierten hier ihre Fahrzeuge: klassische Alfa Romeos, Bentleys, Porsches – automobile Geschichte auf Rädern. Dazu kamen die Supercars der Dubai Police, die regelmäßig mit Bugatti, Lamborghini & Co. für Staunen sorgen.

Ein besonderes Highlight waren die beiden historischen Mercedes Pullman des verstorbenen Scheichs Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate, sowie der von Scheich Sultan bin Mohammed Al Qasimi, dem Herrscher von Sharjah.

Für zusätzlichen Glanz sorgte Yohann Poonawalla, der gleich sieben Rolls-Royce aus Indien einfliegen ließ – ein rollendes Museum britischer Luxusautomobile.

Jacqueline und ich erledigten die technische Abnahme, auch Scruteneering genannt, zügig. Dieses Jahr gingen wir mit einem Toyota Land Cruiser FJ43 Baujahr 1983 an den Start – offen, robust und voller Charakter. Ein bewährtes Fahrzeug für diese anspruchsvolle Rallye. Nach einem stilvollen Gala-Dinner war die Vorfreude kaum noch zu bremsen.

Rallye

Tag 1 – Von Dubai in die Berge nach Ras Al Khaimah

Am nächsten Morgen ging es los. Startnummer 53, Jacqueline wieder als bewährte Navigatorin – das Roadbook auf den Knien, Navigations-Apps auf dem Handy, ich hinter dem Steuer. Unser erster Lunch-Stopp führte uns zum Hatta Fort Hotel, idyllisch gelegen in den Hajar-Bergen nahe der omanischen Grenze. Hatta ist bekannt für seine schroffen Felslandschaften, alten Lehmfestungen und ein völlig anderes Klima als das flache, heiße Dubai.

Am Nachmittag folgte ein absolutes Highlight: die Durchfahrt durch den Sharjah Safari Park. Mit einer Spezialerlaubnis durften wir mit den eigenen Autos durch den atemberaubenden Park fahren und fühlten uns fast wie in Afrika mit den Löwen, Gazellen und Giraffen. Der Park ist mit 16 Quadratkilometern das größte Safari-Projekt außerhalb Afrikas und in verschiedene afrikanische Landschaften unterteilt.

Auf unseren Rücksitzen nahmen drei Damen aus dem Marketingteam Platz, die uns unterwegs mit spannenden Informationen versorgten: sechs neugeborene Giraffen, ein Elefantenbaby, dazu unzählige Details zur Flora und Fauna. Ein unvergessliches Erlebnis, Oldtimer, Natur und Wissen so zu verbinden.

Von dort aus ging es weiter Richtung Norden nach Ras Al Khaimah, dem nördlichsten Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate. Unsere erste Übernachtung war im InterContinental Ras Al Khaimah, direkt am Arabischen Golf gelegen. Zwei Nächte am selben Ort – ein echter Luxus bei einer Rallye. Der erste Tag verlief reibungslos: Der Toyota lief wie am Schnürchen. An dieser Stelle ein ganz besonderer Dank an Hendrik Witzmann, der uns dieses fantastische Fahrzeug zur Verfügung gestellt hat. Der Toyota Land Cruiser ist nicht umsonst eines der solidesten Autos der Welt.

Blick von Jebel Jais zum Wadi Shahhah

Tag 2 – Wadis, Jebel Jais und Rollenwechsel

Nach dem Frühstück hieß es wie jeden Morgen: Öl- und Wasserstand prüfen, pünktlich am Start sein. Die erste Etappe führte uns auf den Jebel Jais, den höchsten Berg der Vereinigten Arabischen Emirate (1.934 Meter). Die kurvenreiche Straße ist ein Traum für jeden Fahrer – spektakuläre Ausblicke inklusive.

Zuvor ging es jedoch durch mehrere Wadis. Ein Wadi ist ein meist trockenes Flussbett, das nur nach starken Regenfällen Wasser führt. In den Emiraten schlängeln sich diese Wadis durch die Berge und bieten faszinierende Landschaften aus Fels, Sand und vereinzeltem Grün.

Da der Toyota nicht unser eigenes Auto war, entschieden wir uns gegen die Fahrt nach Khasab im Oman. Die Grenzformalitäten mit einem fremden Fahrzeug sind kompliziert. Außerdem sind wir dort oft zum Tauchen, und kennen Mussandam wie unsere Westentasche. Also tauschten Jacqueline und ich die Rollen. Am Nachmittag durfte ich mich im Navigieren per Roadbook versuchen. Und ja: Das ist deutlich schwieriger, als es aussieht. Es dauerte nicht lange, bis wir falsch abbogen. Mea Culpa!

An dieser Stelle nochmals ein großes Lob an Jacqueline, die uns an allen vier Tagen souverän und ruhig durch die Rallye gelotst hat.

Mille Migla

Tag 3 – Sharjah Ostküste und Abu Dhabi

Der dritte Tag stand wieder im Zeichen von Sharjah, einem der kulturell bedeutendsten Emirate und zugleich Destinationspartner der Rallye. Sharjah gilt als kulturelles Herz der VAE, bekannt für Museen, Kunst und seine traditionsbewusste Ausrichtung. Sharjah selbst ist einen eigenen Beitrag wert. Den werde ich im neuen Jahr für euch aufbereiten. Aber jetzt weiter mit der Rallye…

Wir fuhren zunächst entlang der Ostküste, wo das Hajar-Gebirge direkt ins Meer fällt. Danach ging es hinauf zum Aussichtspunkt Al Suhub, hoch über der Küste gelegen – mit fantastischem Blick auf das Meer und perfektem arabischen Kaffee.

 

Zum Mittag ging es in die Wüste. Mit alten Land Rovern wurden wir durch die Dünen in ein Beduinen Camp gebracht. Das Platinum Heritage Camp vermittelt einem das Leben in der Wüste auf eine sehr authentische Art und Weise. Angefangen vom Qahwa, dem lokalen Kaffee und dem Rosenwasser zum Erfrischen der Hände, bis hin zu den Kamelen, die vor dem Camp warteten.

Nach dem Wüstencamp ging es weiter nach Abu Dhabi, Übernachtung im Conrad Hotel, wie schon im letzten Jahr. Wir mussten uns beeilen, denn wer nicht innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters ankommt, kassiert Strafpunkte.

Tag 4 – Wüste, Autodrom und roter Teppich

Der letzte Rallyetag begann mit einer Fahrt ins Innere des Emirats Abu Dhabi nach Tilal Sweihan. Tilal Sweihan ist eine abgelegene Wüstenregion,bekannt für ihre endlosen Sanddünen, Kamelrennen und absolute Weite – echtes Empty Quarter-Feeling.

Zur Belohnung erwartete uns nach der Wüste ein exzellentes Mittagessen im St. Regis Hotel auf Saadiyat Island, einer der exklusivsten Adressen Abu Dhabis mit weißen Sandstränden und kulturellen Highlights wie dem Louvre Abu Dhabi.

Danach ging es zum letzten Streckenabschnitt: ins Dubai Autodrome. Wie an jedem Tag stand dort eine Time-Trial-Prüfung an, gefolgt von einer freien Runde auf der Rennstrecke. Im Toyota Land Cruiser war das… sagen wir: solide. Ein Porsche hätte hier definitiv mehr Spaß gemacht.

Ein bisschen Rallye Terminologie:

In einer Oldtimer-Rallye, so wie die Mille Miglia, ist neben der taeglichen Average Time Pruefungen (oder ‚ist eine der beiden taeglichen Pruefungen‘?), die Time-Trial Prüfung (Deutsch: Wertungsprüfung) ein entscheidendes Wettbewerbselement, bei dem es nicht um Höchstgeschwindigkeit, sondern um Präzision geht. Die Teilnehmer müssen eine vorgegebene Strecke in einer exakt definierten Sollzeit absolvieren, die oft bis auf die Hundertstelsekunde gemessen wird. Druckschläuche am Start, den verschiedenen Zwischenabschnitten und am Ziel erfassen dabei den genauen Zeitpunkt der Durchfahrt des Fahrzeugs. Sowohl zu schnelles als auch zu langsames Fahren führt zu Strafpunkten, wobei jede Abweichung von der Idealzeit das Gesamtergebnis verschlechtert. Der Beifahrer nutzt dabei Stoppuhren und Schnittabwicklungstabellen, um den Fahrer über die aktuelle Zeitvorgabe zu informieren. Diese Prüfungen fanden dreimal am Tag statt und erfordern eine perfekte Abstimmung zwischen Fahrer und Navigator.

Finish line

Die Finish Line

Gegen 18 Uhr erreichten wir schließlich das Ziel im Dubai International Financial Centre (DIFC) – einem der modernsten Geschäftsviertel der Stadt. Über den roten Teppich fuhren wir ins Ziel, kommentiert als:
“Favourite team – very approachable and likeable.” Was will man mehr?

Unsere letzte Nacht durften wir in den Emirates Towers gegenüber dem DIFC verbringen und dort am letzten Dinner die Siegerehrung mitverfolgen. Unter klarem Himmel mit Blick auf das Museum of the Future genossen wir das Ende unseres Abenteuers und waren glücklich.

Nach 1.600 km erreichten wir Platz 28 von 98 qualifizierten Teams und Platz 13 in unserer Kategorie (13 von 41). Ein großartiges Ergebnis – vor allem angesichts der starken internationalen Konkurrenz. Vier intensive, erschöpfende, aber unglaublich schöne Tage liegen hinter uns. Die 1000 Miglia Experience UAE ist weit mehr als eine Rallye: Sie ist eine Reise durch Landschaften, Kulturen und Geschichten – und eine fantastische Gelegenheit neue Menschen kennen zu lernen. Da wären zB. Coco und Nick in ihrem Bentley 4.5 von 1928, die beiden haben uns schwer beeindruckt. Ob Jacqueline und ich auch mal so einen richtigen Oldtimer fahren werden?

Wenn jemand einen für uns hat, wir wären bereit. 🙂

Es gibt noch so viele Bilder und Videos zu unserem Abenteuer. Ich werde versuchen einen kleinen Film zusammenzuschneiden und ihn hier einfügen.

Wer an unserer ersten Rallye interessiert ist, der findet den Beitrag hier

Sonja Ohly
Sonja Ohly
Sonja ist die schreibende Nomadin und Chefin vom Dienst bei ohfamoos. Die begeisterte Taucherin ist auf der ganzen Welt unterwegs und beschreibt gerne als Reiseblogger ihre Destinationen. Ebenfalls großes Interesse zeigt sie für Politik und engagiert sich als PR Tante probono für eine Demokratische Bürgerliste und den Sportverein in ihrer Heimatkommune.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 21. Dezember 2025 veröffentlicht
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