Trennung: „Wichtig ist Respekt“ – sagt ein Mann!
Bislang kamen in unserer Trennungs-Reihe „nur“ Frauen zu Wort. Das ändert sich jetzt. Matthias*, der getrennt heute so ganz anders lebt als früher, hat mit uns gesprochen. Der gebürtige Badener und Vater zweier Töchter lebt im früheren Wochenendhäuschen in Brandenburg, telefoniert mit seiner Ex-Frau fast täglich. Im ohfamoos-Interview macht er ihr Komplimente und der Mann erklärt, warum die Trennung genau richtig war.
Matthias, Eure Trennung ist nun vier Jahre her. Wie siehst Du Euch heute?
Ich glaube, es geht uns allen besser. Wir haben weiter ein sehr gutes Verhältnis. Auch den Kindern geht es gut: Sie fahren oft mit meiner Ex-Frau zu meine Mutter und die berichtete mir kürzlich auch, wie gut es den dreien ginge. Das freut mich total.
Und Du persönlich?
Ich genieße mein Leben in Freiheit sehr; ich kann tun und lassen, was ich will, muss keinerlei Rücksichten mehr nehmen. Als wir zusammen kamen – wir haben uns 1989 kennengelernt und 1994 geheiratet – konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir uns jemals trennen würden. Heute weiß ich, es hat uns sogar gut getan.
Warum ist es möglich, dass Ihr heute fast besser befreundet seid als früher?
Weil wir uns immer sehr geschätzt und geachtet haben. Bis heute.
Wenn die Interessen der Partner auseinandergehen…
Auch in der Trennungsphase?
Genau! Wir hatten nie richtig Streit, wir haben uns, wie sagt man so schön, auseinander gelebt. Frühere gemeinsame Interessen waren plötzlich eben nur noch das Interesse eines Partners, es entwickelte sich schlicht auseinander, ja.
Hast Du ein Beispiel?
Ich spiele heute begeistert Golf. Das Komische ist: Sie hat mich sogar zum Golfspielen gebracht. Während sie dann aber ihre Liebe zur Kunst entwickelt hat, bin ich beim Golf geblieben. Also ich habe auch andere Interessen (lacht), aber Kunst ist nicht so meins …
Welche Rolle spielten und spielen die Kinder?
Meine Kinder waren und sind die wichtigsten Menschen für mich. Ich sehe sie auch oft, gerade jetzt zum Beispiel, während wir dieses Interview machen, ist meine ältere bei mir. Sie hat gerade Abi gemacht. Auch die jüngere, jetzt 14, kommt fast jedes Wochenende zum Golfspielen.
Und als Ihr Euch getrennt habt, war das nicht schwierig mit den Kindern?
Wir haben es erklären können. Unser Vorteil zu anderen war sicher, dass es keinen Zoff gab, noch nicht mal Streit. Und wie sagte mir meine damals Vierzehnjährige: „Papa, Du bist ja da, wenn ich Dich brauche.“ Wir wohnen keine 60 km auseinander, da kann man wirklich schnell beisammen sein, wenn man will. Uns war wichtig, dass die Kinder es verstehen. Und das tun sie.
Du hast mehrfach betont, wie wichtig Dir die heutige Freundschaft zu Deiner Ex-Frau ist. Vor welchen Herausforderungen steht diese Beziehung heute? Worauf muss man(n) aufpassen?
Wichtig bleibt der gegenseitige Respekt. Und dass man akzeptiert, dass der/die andere einfach andere Interessen hat. Damals hatten wir wohl beide oft das Gefühl, uns gegenseitig einzuschränken. Ich habe sie zu Kunstevents begleitet, wo ich mich „gut“ benehmen musste (lacht) … Heute muss ich das nicht mehr, sie hat alle Freiheiten – und ich suche mir die Leute, die ich neu kennenlerne, selbst aus.
Nach der Trennung kommen die Komplimente
Unter welchen Bedingungen wärst Du heute wieder bereit eine eheähnliche Verbindung einzugehen?
Kann ich mir momentan einfach überhaupt nicht vorstellen. Ich fühle mich so, wie ich lebe, total wohl. Und außerdem müsste ich dann ja eine Frau kennenlernen, die wie sie ist. Das ist 26 Jahre her. Das gibt es heute nicht ein 2. Mal …
Was für ein schönes Statement. Fast eine Liebeserklärung… Weiß sie das?
Was?
Wie Du über sie denkst, sprichst? Da spricht echt so viel Wertschätzung raus!
(Stutzt) Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber vielleicht liest sie das hier ja mal… (lacht)
Danke für das Interview und wenn Du mir ihre E-Mail verrätst, werde ich ihr gern den Link schicken…
*Name von der Redaktion geändert
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Fotos: privat und pixabay