Hallo, warum diese Unzufriedenheit?
Unzufriedenheit scheint ja derzeit an der Tagesordnung. Unzufriedenheit mit der Politik, Unzufriedenheit mit der Gesellschaft, Unzufriedenheit mit sich selbst. Am Beispiel ‚Schönheit‘ möchte ich versuchen, der Unzufriedenheit auf die Pelle zu rücken.
Laut Dr. Rolf Merkle, Diplompsychologe und Autor, sind in Deutschland angeblich nur noch 10 Prozent der Frauen mit ihrem Körper zufrieden. Die anderen 90 Prozent haben ein Problem mit ihrem Körper und Aussehen. Dieses Phänomen betrifft übrigens auch immer mehr Männer. Das sind erschreckende Fakten, wenn man bedenkt, wie belastend Unzufriedenheit ist.
Unzufriedene Menschen sind mürrisch, gereizt, lustlos, aggressiv, ungeduldig, sie reagieren auf die Fliege an der Wand; und nicht selten spüren auch die Mitmenschen diese Unzufriedenheit.
Aber wie wird man denn so unzufrieden?
Nun, jetzt bitte mal ganz genau lesen, das machen wir uns nämlich alles selbst!!! Denn Unzufriedenheit entsteht in unseren Gedanken, in unserem eigenen Hirn. Jeder macht seine eigenen Regeln und lebt mit seinem eigenen, subjektiven Wertesystemen. Geprägt werden solche Werte natürlich mit Einfluss von außen, wie z.B. der Werbung.
Nehmen wir wieder das Beispiel Schönheit: da strahlen uns Streichholzfrauen auf Magazinseiten an, deren
pechschwarze Wimpern gefühlte 3 cm lang sind, Amazonen die allesamt absolut faltenfrei sind und die weißesten Zähne haben. Alles bestens ‚photogeshopped‘. Tja, und schon haben wir das Idealbild im Hirn, einen Parameter für Schönheit – unser subjektives Wertesystem ist da. Und es basiert auf einer Lüge.
Hier müssten wir eigentlich schon unseren zweiten Aufruf starten. Der erste geht in Richtung Medien, der zweite müsste heißen: Macht verantwortungsvolle Werbung!
Denn hier nimmt das Elend seinen Lauf. Unsere Hirn sagt: Das will ich auch! Und schon geht es weiter: wir müssen Entscheidungen treffen, und in unserer Konsumgesellschaft liegt das zweite Übel. Es gibt zu viel von allem. Im Supermarkt finde ich 20 verschiedene Zahnpasta-Produkte. Wir müssen uns entscheiden und Entscheidungen treffen ist schwer. Ergo, wir haben Stress.
Unsere verrückte Konsumgesellschaft
Da sieht mein Freund eine Tagescreme für 480 Euro im Duty Free und fragt mich entgeistert, ob das ein Scherz sei. Er konnte es einfach nicht glauben, dass Frauen so etwas kaufen.
Ist es an der Zeit darüber nachzudenken, was wir wirklich brauchen? Meine Mutter hatte keinen ‚ultra-curl‘ Mascara und sie war zufrieden. Als ich acht Wochen durch Neuseeland reiste, habe ich keinen einzigen Tag Make-up getragen, es war toll. Der Verzicht auf die Schminkerei bescherte mir Zeit.
Sollten wir vielleicht auf mehr verzichten? Hätten wir dann etwas mehr Zeit nachzudenken, an welchen Werten wir uns da eigentlich orientieren?
Nur so viel. Mein Budget für Kosmetik liegt bei weniger als 10 Euro im Monat. Das finde ich ohfamoos.
Fotos: Ela Mergels