Bist Du der Kopf- oder Bauch-Typ?
Du musst Dich entscheiden. Auf wen hörst Du mehr, Kopf oder Bauch? Wer gute Entscheidungen treffen will, sollte laut Gerd Gigerenzer, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, vor allem eins: Einen Teil der Informationen ignorieren. Weniger ist mehr? Hier kommt unser Plädoyer, öfter auf den Bauch zu hören.
Viele Menschen, vor allem Frauen, hadern mit ‚ihm’: Mal ist der Bauch zu dick,mal nicht straff genug, Schwangerschaftsstreifen oder oder. Und erst im Sommer – wird der Bikini angeschnallt, wünscht man sich schnell einen neuen Badeanzug … Dabei gibt gerade der Bauch oft gute Tipps.
Das komische Gefühl, wenn man ihn nicht ernst nimmt
Auch ich kann rückwirkend fast jede meiner wichtigen Entscheidungen darauf abklopfen, wie mein Bauch versucht hat mitzureden. Er ‚grummelte’, wenn etwas nicht stimmte. Oder gab mir zumindest so ein komisches Gefühl; wenn ich dabei war, ihn nicht ernst zu nehmen.
Seit ein paar Jahren sage ich öfter: „Aber mein Bauch sagt…“ Nur leider immer noch nicht oft genug. Richtig drauf gestoßen, wie gut Bauchgefühle oft ‚liegen’, hat mich Sabine, die ich in Köln im 1. Babyjahr kennen- und schätzen lernte. Fragte ich sie nach etwas, was mich als Mutter beschäftigte, antwortete sie oft: „Und, was sagt Dir Dein Bauch?“ Sie hatte Recht, meistens ‚wusste’ ich schon, was intuitiv richtig war; aber man verlernt solchen Gefühlen zu vertrauen, wenn man doch alles ‚schnell mal googeln’ kann. Und ist dann am Ende unsicherer als zuvor!
„Manchmal braucht man gute Intuition, wie jeder Arzt.“
Was sagt die Wissenschaft dazu? Was der Psychologieprofessor Gerd Gigerenzer sagt, ist spannend. Denn er erkundet, woher unsere Bauchgefühle und Intuitionen kommen und welcher spezifischen Logik unsere unbewusste Intelligenz folgt. Im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel sagte er:
„Manchmal braucht man gute Intuition, wie jeder Arzt. Intuition bedeutet: Man spürt, was zu tun ist, aber man kann es nicht begründen.“ Intuition beruhe auf viel Erfahrung, die jeder Experte brauche. Als Beispiel nennt er gute Fußballspieler, die intuitiv und blitzschnell reagieren – meist aber nicht erklären können, wie sie ein Tor geschossen haben.
Und der Psychologe weiß, warum viele Menschen intuitiven Entscheidungen misstrauen oder Angst haben, solche zuzulassen. Lieber vertrauten sie „oft blind Algorithmen oder Big Data, als ob diese die Lösung aller Probleme wären.“ Ein Irrtum, sagt Gigerenzer:
„Wir haben beides, Kopf und Bauch. Ist eine Situation stabil, dann kommen wir weiter, wenn wir große Datenmengen analysieren. Ist sie aber instabil, wie etwa im Finanzbereich, dann kann Big Data nur Sicherheiten vorgaukeln. Die Wettervorhersage wurde aufgrund großer Daten immer besser, aber Vorhersagen von Aktien und Wechselkursen nicht.“
Alles nur Geplapper und Gezeter?
Auch die Medien beschäftigen sich gern mit dem Thema, so formulierte der Zeit-Journalist Burkhard Straßmann:
„Höre ich mal in mich rein, vernehme ich vor allem Krach. Gegensätzliche Meinungen oder Aufforderungen reden durcheinander: das schlechte Gewissen, der innere Schweinehund, das mit Werbebotschaften getränkte Bauchgefühl, der Schutzengel und der kleine Mann im Ohr. Lässt sich aus diesem Geplapper und Gezeter wirklich ein kluges und nützliches Votum herausfiltern?“
Viele, die Entscheidungen grundsätzlich nicht so richtig gern treffen, werden aufjaulen: Genau so ist es! Bauch, Kopf, alles eben ein großes Durcheinander! Wie will man daraus schlau werden? Oder wie die kleine Tochter meiner Blogger-Kollegin Melanie mal hinterfragt hat:
„Mami, wer ist eigentlich der Boss: Der Kopf oder der Bauch?“
Nun ja, ich halte es gern mit dem, was eine Münchner Freundin oft sagt: „Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel.“ Ich mag das Wort Krüppel zwar gar nicht, aber das Zitat sagt drastisch, um was es geht: Leute, achtet darauf, was Euch Euer Innerstes anzeigt. Nehmt es ernst, lasst Bauchgefühle sprechen.
Ohfamoos fand ich, was ich kürzlich auf Facebook las:
Dort postet eine Frau: „Gestern kurz bevor ich ins Fitness-Studio ging. Mein 11Jähriger fragte, was ich denn da mache. Meine Standard-Antwort ist dann immer „Bauch, Beine, Po“ (das trifft irgendwie jeden Kurs…)! Mein Sohn darauf: „Mama, mach lieber Bauch!“
Fotos: Sonja Ohly / Schwarzer-Kaffee.net