Social Media – super Netzwerk oder Sog des Grauens?
„Bist du bei Facebook?“ oder „Kennst Du Snapchat?“ ChrisTine Möller hat festgestellt, dass ihre Freunde und Bekannte diese Fragen häufig mit „Nein“ beantworten. Sie und wir experimentieren viel in Sachen Social Media, über das Bloggen haben wir uns kennengelernt. In unserem Gastbeitrag erklärt ChrisTine, warum sie so manchen im Netz vermisst – und wie viel Spaß die Teilzeit-Sekretärin beim Netzwerken, Twittern & Co hat.
Ich bin achtundvierzig Jahre alt und das Tempo, in dem sich Social Media in den letzten Jahren entwickelt hat, lässt mich taumeln. Oft fragte ich mich, wie es mir gelang, dem einigermaßen zu folgen. Kaum hatte ich ein Netzwerk oder ein Tool verstanden, tauchte das Nächste aus dem Nichts auf, kaum hatte ich mir die Frage nach dem persönlichen oder beruflichen Nutzen beantwortet, taten sich neue Herausforderungen auf, kamen meine Kinder wieder mit einer neuen Kommunikationsplattform.
Meine Motivation
Ja, meine Kinder sind und waren – neben Neugierde und Spaß natürlich – der stärkste Motor, mich mit der Entwicklung kontinuierlich auseinander zu setzen. Zu denken, ich wäre zu alt für all das, war nicht mein Stil und der Drang zu wissen was im Netz läuft, wo eventuelle Gefahren lauern und die Möglichkeit, mit den Kindern weiterhin (auch) auf modernen Wegen zu kommunizieren, war mein tiefes Bedürfnis als Mutter. Bis heute sind sie die stärksten Kritiker oder größten Bewunderer meiner überschaubaren Aktivitäten in der weiten Welt des Internets.
Meine Ängste
Mit Facebook fing alles an. Damals, vor knapp zehn Jahren. Natürlich gehörte ich zu der Mehrheit von Müttern, die panisch versuchten, ihr Kind vor der schwarzen Seite des Internets zu beschützen. Aber wie? Ich eröffnete einen eigenen Account und begriff schnell, dass sich der ‚Dorfplatz der Jugend’ von Spielplätzen und Parkeingängen verlagert hatte. Sie blieben brav zuhause und verabredeten sich online. Und wow… ich durfte sogar die virtuelle ‚Freundin’ meiner Tochter sein, was wahrlich nicht jede Mutter von sich behaupten konnte. Hier und da war ich durchaus skeptisch, mir wurde aber schnell klar: Ich konnte es nicht aufhalten, also arrangierte ich mich und fand (m)einen Weg. Gleichgesinnte aus meinem Umfeld kamen erst nach und nach dazu.
Es war einfach irre, wie schnell sich Informationen über die unterschiedlichen Netzwerke verbreiten konnten. Über Twitter erfuhr ich vom Tod einer Berühmtheit noch bevor sie den letzten Atemzug tat, während das Teilen von toten Flüchtlingskindern bei Facebook in nullkommanix die wildesten öffentlichen Diskussionen auslösten. Unheimlich und dennoch… der Sog des Neuen wirbelte auch mich in die Fänge des Fortschritts, während mein gleichaltriges Umfeld immer weniger von dem verstand, was mich umtrieb.
Meine Entwicklung
… nahm ihren Lauf und heute, acht Jahre später, ist Facebook im privaten Bereich längst wieder uninteressant! Abgelöst von anderen, unzähligen Plattformen, allen voran Youtube.
Jeder sollte sich inzwischen überlegen, welche Plattform er nutzt und warum, sollte sich reduzieren auf das Sinnvollste, um nicht im Netzwerk-Burnout unter zu gehen.
Ich fing an zu bloggen. ‚Themes’, ‚SEO’, ‚Keywords’… anfangs Fremdwörter für mich, inzwischen noch kleine böhmische Dörfer. Aus den Mündern meiner Kinder flattern die Fachbegriffe im melodischen Denglisch, während ich immer wieder feststelle, dass uns – der ‚Generation Golf’ – offensichtlich etwas fehlt, um kontinuierlich und mühelos mitzuhalten.
Meiner neuen, zumindest temporären, Leidenschaft Snapchat fröne ich mit Spaßfaktor von 100%. Und ich denke gar nicht daran aufzugeben. Follower meiner Altersgruppe? Der fragende Gesichtsausdruck meiner fünf Jahre jüngeren Nachbarin? Die Gräben werden immer größer, während ich zukünftig versuchen werde, die Vorzüge des Internets auch finanziell zu nutzen.
Mein Wunsch
Ich bin achtundvierzig Jahre alt und habe viel Spaß am Netzwerken, Bloggen & Co. Ich weiß, das geht nicht jedem so, aber ich vermisse Euch. Euch Best Ager, mit denen ich, auch wenn ihr gut ohne den Schnickschnack auskommt, so gerne noch mehr bloggen, snappen und kommunizieren würde.
Nicht, weil das reale Leben im Netz stattfindet, sondern weil wir uns im Netz über das reale Leben amüsieren können! Und dafür wird´s in unserem Alter doch langsam Zeit, oder? 😉
ohfamoos-Gastautorin ChrisTine Möller ist Regionalpartnerin von LAUFMAMALAUF Berlin-Zehlendorf, 2-fache Mutter und Teilzeit-Sekretärin. Sie lebt in Berlin, hat den Spaß am Schreiben während eines Fernstudiums zur Drehbuchautorin entdeckt und bloggt seitdem über verschiedene Themen, aktuell bei www.siebenundvierzigplus.de über die aufregende Zeit der Lebensmitte.
Text: ChrisTine Möller
Fotos: ChrisTine Möller und Pixabay
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