Die Liebe. Die Lust. Und das Schicksal.
Isabel Allende, die kleine große Erzählerin, scheint mir ebenso sympathisch wie lebensverliebt. Einmal, vor Jahren, habe ich sie während einer Lesung in der Hamburger Laeiszhalle erlebt. Daran erinnerte ich mich kürzlich auf der Suche nach einer guten Geschichte in schöner Sprache. „Der japanische Liebhaber“ fiel mir in die Hände. Ein Buch über die Liebe, die Lust und das Schicksal, ich war überrascht, wie sehr mich dieses Buch berührt hat.
Allendes Roman „Der japanische Liebhaber“ aus 2015 ist eine wahre Hymne auf die eine schicksalhafte Liebe, die kein irdisches Leben braucht. Eine Hymne, die für das Ausleben von Liebeslust und Sinnesfreuden steht. Der Roman streift dabei ein ganzes Paket an Lebensthemen: Flucht und Lebensglück, Familie und Freundschaft, Gesellschaftskritik und –entwicklung, Judenverfolgung und Internierung der Japaner, Homosexualität, Altern und Krankheit. Das Wesentliche aus dieser Themenvielfalt arbeitete die Autorin geschickt und fast spannend heraus.
Eine Lebensgeschichte
Die Lebensgeschichte der Alma Belasco steht im Mittelpunkt der Geschichte. Der Erzählstrang zwischen den 20-ger Jahren und 2010 nimmt uns mit auf ihre ganz persönliche Entwicklung, zeichnet dabei ein intimes Porträt einer sehr eigensinnigen Frau, die ich sicher gemocht hätte.
Tragische und glückliche Zeiten, Erfolg und Fehltritte begleiten sie im Laufe ihres Lebens bis zum späten Ende. Und immer bin ich auf ihrer Seite, möchte, dass sich Alma das Gute zeigt. Denn ich ahne, dass sich hinter ihrer rauhen Schale eine große Verletzlichkeit verbirgt. Und ein Lebenshunger, den nur jemand entwickelt, der beinahe alles verloren hätte. Dass Alma ein so buntes und intensives Leben gelebt hat, verdankt sie ihrer Neugierde und Entschlusskraft. Der Kunst. Ihrer Familie. Ihrem Mann. Und ihrem japanischen Liebhaber.
Es werden manche Geheimnisse gelüftet, unaufgeregt, schlussfolgernd rückwärts quasi. Und ich finde keines konstruiert. Die Geschichten Ihrer Gefährten werden dabei geschickt und interessant mit der ihren verwoben. Manchmal liefern sie uns sogar ein paar überraschende Lebensweisheiten.
Liebe ohne Kitsch
Ohne jegliche Form von Kitsch, ohne unnötig zu romantisieren oder überflüssig zu dramatisieren, eher schlicht und ergreifend, erzählt dieser Roman von Liebe. In ihrer reinsten Form. Sie durchwebt den Erzählteppich konsequent. Der japanische Liebhaber, Ichi, ist ein Mann, der sie gefunden hat. Am Ende, als alter Mann, schreibt er seiner Alma:“ (…)Würde ich in drei Tagen sterben, womit würde ich die verbleibenden füllen wollen? Mit nichts! Ich würde mich von allem leer machen, außer von der Liebe.“
Wer für Mußestunden auf der heimischen Terrasse oder im Urlaub noch eine Lektüre sucht… . „Der japanische Liebhaber“ berührt, unterhält und inspiriert. In gewohnt feinem Sprachstil der kleinen, großen Isabel Allende.
Viel Freude beim Lesen!
Text: Cornelia Lütge
Fotos: privat, unsplash
Buch bestellt, wird ein Geschenk… Danke, Cornelia.
Ohoo! Schön, dass die Inspiration angekommen ist. Hoffentlich erfreut sich die/der Beschenkte ebenso daran.