Wie bitte? ohfamoos auf einer Mädchensitzung?

„Was Ihr hier abliefert jedes Jahr, ist echt der Hammer; ich liebe Euch!“ So die Worte von Guido Pickel, der als Moderator durch ein fast sechsstündiges Programm geführt hat. Wenn ein Mann diesen Satz rund 1000 Frauen zuruft, dann muss etwas Besonderes dahinter stecken. Der Tatort: Mitten im wilden Kölner Westen, genauer: In Köln Widdersdorf. Dort hat Elke zum 1. Mal eine sogenannte „Mädchensitzung“ im Kölner Karneval besucht. Sie war erstaunt!

Grün war an manchen Tischen die dominierende Farbe. Auf der Bühne spielt Cat Ballou.

„So viel grünes Meeresgetier hier“, auch meine neue Freundin Janny, selbst – wie ich – als NEMO verkleidet, drückt ihr Erstaunen aus. Pünktlich um 15 Uhr betreten wir das Festzelt. Ziel: Tisch 1. Wir sind über 20 „Mädchen“ im geschätzten Alter von Ende 20 bis Ü60.

Wir haben es versucht: Als NEMOs zum Karneval… Janny (li) und Elke

Frauen, die wie ich in „meinem“ kölschen Veedel Widdersdorf Mitglied im Fitnessstudio Fisico sind. Und dessen Besitzerin Jenni sportelt nicht nur gern, sie ist auch eine kleine Partymaus – und trommelt deshalb gern Leute zusammen um gemeinsam aktiv zu werden. Dieses Mal also: Die Widdersdorfer Mädchensitzung.

Als ich auf unserer Redaktionssitzung meinen Kolleginnen vorschlage, eben diese Sitzung zum Thema zu machen, höre ich: lautes Schweigen. Und ich gebe zu, auch mir war etwas unbehaglich zumute. Denn die Frage ist ja:

Passt das zu #ohfamoos, wenn sich bewusst nur Frauen im Karneval treffen?

Nach dieser genialen Sitzung, wo kölsche Musikgrößen wie die Klüngelköpp, Kasalla oder Cat Ballou auftreten, weiß ich: Passt. Denn im Gegensatz zu anderen Karnevalsfeiern stehen hier zum einen fröhlich-feiernde Frauen im Vordergrund; zum anderen geht es schlicht darum, #volldasguteLeben zu unterstreichen. Mit Tanz, Mitsingen, Lachen und Schunkeln.

Und ich bin wirklich keine Freundin von Motto-Verkleidung. Finde ich ein bisschen affig, besonders wenn man so zum Beispiel Junggesellinnen verabschiedet. Oft piefig pur. Nicht aber im Zelt der Dorfgemeinschaft Widdersdorf, die übrigens 2019 ihr 40. Jubiläum feiert. Richtig geile Kostüme haben sich die meisten ausgedacht, selbst genäht und cool geschminkt.

Augenweide: die Hennen im Festzelt.

Meine Lieblingstruppe des Abends: Hühner. Zwei ganze Straßenzüge kamen im selben Outfit, gleich 30-40 Hennen; alle dezent in weißen Federkleidern mit roten Kämmen. So hell leuchtend heben sie sich gut von all den bunten Kostümen ab, die jedoch mit ebenso großer Kreativität für genau diesen Nachmittag produziert werden. Ebenfalls ein Hingucker: Die Truppe der Zahnfeen. Wie sie so ihre überlebensgroßen Zahnbürsten schwenken, wenn z.B. Motombo, der Toilettenmann aus dem fiktiven afrikanischen Land Nfuddu, seine Witze reißt, das hat was. Eine Dorie aus unserem Team (unser Motto war UNDER THE SEA) sagt sofort: „Das brauchen wir demnächst auch, so watt zum Schwenken, weisse Bescheid!“

Ich bin ab sofort eine große Anhängerin dieser Mädchensitzung! Toll gemacht, liebe Dorfgemeinschaft Widdersdorf. Nur eine Anregung habe ich: Auch die Moderation Eures Vorsitzenden war richtig gut. Wir sagen: ohfamoos, weil kölsch und klug. Auf einer Mädchensitzung würde mir jedoch ein richtiges „Weib“ besser gefallen. Trotz aller Tradition. Vielleicht mal drüber nachdenken?

Fotos: privat

 

 

Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 25. Februar 2019 veröffentlicht
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Die Kommentare zu “Wie bitte? ohfamoos auf einer Mädchensitzung?”
  • Heike Lachnit

    Liebe Elke,
    ich kann dir so nachempfinden. Ich bin derzeit auch viel unterwegs und erlebe „gemischte“ Kappensitzungen, aber auch reine Frauensitzungen. Und ich muss sagen, Frauen unter sich können nochmal eine Schippe besser feiern.
    Noch viel Spaß und Alaaf,
    Heike

  • Petra Ludemann

    Sehr schöner Bericht.

  • Elke

    Danke, Heike, ich bin auch froh genau an dem Tag einen solch lebensfreudigen, BUNTEN Artikel platziert zu haben, an dem abends zur Primetime in der ARD ein völlig verzerrter Beitrag über dieses Viertel läuft. Ein Beitrag, wo Gräben konstruiert werden (alte gegen neue Bewohner)und wo versucht wird, das weiße Viertel innerhalb des gesamten riesigen Viertels gegeneinander zu positionieren.Humbug oder wie „der“ Kölner sagen würde: Kappes :-)))) Ja, wir sind hier im Kölner Westen total gemischt, viel junges Gemüse und mitten drin Senioren-Residenzen, alles läuft gut und mich stachelt der Beitrag nun an, es weiter zu entwickeln. Denn hier wohnen starke Menschen, die gewiss mit ziehen werden. Nicht nur im Karneval :-))


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