Türchen offen halten: „Ich weiß noch nicht“

Das muss mal raus – auch wenn ich besser darin werde, mich weniger aufzuregen. Aber DAS regt mich auf: Dieses „Ich weiß noch nicht, ob ich kommen kann!“ Alle Türchen aufhalten und sich nicht festlegen (wollen). Lieber fünf Optionen jonglieren als eine feste Zusage. Dieses: Vielleicht. Und dann kurz vor Schluss absagen oder sich beschweren, dass dieser „Freizeitstress“ einfach zu viel ist.

Hallo? Mir geht es hier nicht um die, die beruflich im Hamsterrad laufen, das ist eine andere Baustelle. Was ich aber immer ätzender finde, ist: Das Optimieren der Freizeit. Denn dann artet es wirklich überall in Stress aus! Für jede Seite. Und ich gebe gern zu, ich spreche aus leidiger Erfahrung mit mir selbst 🙂 Kann deshalb aber auch sagen: Kann man ändern, wenn man wirklich will!

Immer dieses „Vielleicht“

Kennt Ihr das? Man plant was Schönes und lädt ein – und selbst von lieben Freunden kommen Antworten wie: „Ich weiß leider noch nicht, was dann ist. Vielleicht klappt es ja.“ Mittlerweile denke ich: Vielleicht? Nach so einer Antwort wäre mir lieber, es klappt nicht. Und ich bin kurz davor, das demnächst auch genau so zu sagen: „Hey, nicht schlimm, dann eben nicht.“

Offene Türen – viele Optionen.

Natürlich gibt es manchmal Termine, wo noch nicht klar ist, ob der Geburtstag gefeiert wird oder die Wochenend-Verabredung klappt. Und, ok, manchmal ist der Zeitraum, vielleicht, wirklich noch etwas lang hin. Da habe ich Verständnis. Aber ich finde, das artet aus. Heute kann man ein Fest eigentlich nicht mehr ordentlich planen, wenn man nicht ein „Save the date“ von mindestens einem Jahr im Voraus macht. Denn wir haben ja alle so viel zu tun. Und laden uns immer mehr auf.

Bitte sagt doch einfach NEIN!

Viele von uns sind so pickepacke voll mit privaten Terminen, dass es kracht. Irgendwann auch persönlich, Sonja hat ja kürzlich noch darüber geschrieben. Wie schön es ist, nicht alles machen zu müssen; es lieber langsam angehen zu lassen. Denn wer sich klar und freundlich abgrenzt, der hat seine Gründe – und so etwas ist doch völlig OK! Warum sich noch eine Option offen halten? Ein „Vielleicht“ ist so butterweich, dass es keine Lösung ist. Und ich finde es auch nicht achtsam, wenn man seinem Gegenüber so ausweicht. Lieber ein entschlossenes Nein als ein Ja, aber…

Elke im Museum Ludwig in Köln vor einer Arbeit von Gerhard Richter – Foto: A. Mertens

Tanja Peters, zusammen mit Christopher Goer und mir im ohfamoosen „Mut-Talk“, hat ein Buch geschrieben; eben über Mut. Darin postuliert sie über den Beziehungsmut:

„Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir zum Bedürfniserfüller des jeweils anderen und zeigen nicht, was uns wirklich wichtig und wertvoll ist.“

Deshalb, mein Appell an die liebe Gesellschaft „Ich weiß noch nicht“: Schluss mit all den Optionen! Verabschiedet Euch von diesem nebulösen „Ich weiß noch nicht.“ Meistens weiß man es, sagt es nur nicht. Legt Euch stattdessen fest. Klar und deutlich.

Lieber ein Wochenende bei Freunden voll auskosten als schnell, schnell früher zurück, um noch zuhause am Gartenfest der Nachbarn teilzunehmen… Lieber ein Event direkt zu- oder eben absagen, als im Vielleicht-Zustand zu schweben.

Nicht alles passt eben unter einen – ohfamoosen – Hut!

Fotos: Unsplash (Nathan Wright; Charles deluvio)

 

Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 17. Juni 2019 veröffentlicht
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Die Kommentare zu “Türchen offen halten: „Ich weiß noch nicht“”
  • Dirk G. Hilbert

    Jo! Das ging mir auch sowas von auf den Senkel. Die Argentinier sind da zum Glück pragmatischer. Die sagen eigentlich immer zu und nie ab. Auch wenn sie nicht kommen. Vielleicht gibt es dann hinterher ein, „Hab es leider nicht geschafft!“. 😉

    Aber im Ernst, ich finde das auch ziemlich ätzend. Ein Freundin von mir hatte da mal ein kurierendes Erlebnis. Sie hatte an einem Silvesterabend mehreren Einladung zugesagt und war den ganzen Abend irgendwie im Taxi unterwegs und hat nie richtig gefeiert. Den Jahreswechsel hat sie dann mit einem Taxifahrer verbracht. Danach nie wieder.


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