Eine Umfrage zu Flugscham

Große Ferien! Sechs Wochen am Stück – wer möchte da nicht wieder gern Kind sein. Dieses beschwingte Gefühl, der Schule am letzten Schultag den Rücken zu drehen. Aber wohin und wie verreisen? Das fragen sich vermutlich nicht wenige Eltern in diesem Jahr. Einfach so wie immer? Oder macht Ihr etwas anders als sonst? Wir haben eine Umfrage zu Flugscham für Euch.

Fast jedes Bundesland hat sie jetzt, die großen Ferien. Nur noch Bayern und Baden-Württemberg ziehen in zwei Wochen nach. Diejenigen, die nahe an Flughäfen wohnen, spüren den Ferienbeginn immer besonders stark. Allein am vergangenen Wochenende sind von Düsseldorf rund 260.000 Passagiere weg geflogen. Und das soll sich in nur sechs Ferienwochen auf fast vier Millionen Flugreisende steigern. Wohlgemerkt: Nur von einem Flughafen in wenigen Wochen. Zahlen, die ich der Rheinischen Post entnehme. Laut Flughafen-Chef Thomas Schnalke sei dies im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 3,5 Prozent, schreibt die Zeitung.

Ab in den Urlaub – wie immer mit dem Flugzeug?

Damit kein falscher Beigeschmack aufkommt: Wir fliegen selbst gern! Auf ohfamoos könnt Ihr diverse Lobeshymnen auf unsere Reiseziele lesen – vor allem Sonja berichtet auch richtig viel. Ihre Reiseberichte – ob nach Shanghai, die Seychellen oder die Kapverdischen Inseln – machen stets Spaß auf mehr.

Auch meine letzten Flugreisen nach Athen und Lesbos – die wunderschön waren, habe ich gern beschrieben. Doch würde ich heute wieder einfach so buchen? Zumindest den Kurzflug von Athen nach Lesbos würde ich versuchen zu ersetzen, denn natürlich gibt es auch gute Fährverbindungen. Und im Herbst geht es auf meine nächste Flugreise.

Flugscham: Ja oder Nein?

Damit sind wir mitten im Thema und bei der Frage, wie Ihr es handhabt. Dieses Thema: Kann ich noch mit Freude fliegen? Oder, wie DIE ZEIT fragte: „Kennen Sie Flugscham?“ Um nach der Umfrage zu berichten: Den Antworten nach zu urteilen haben „die meisten unserer Leserinnen und Leser ihr Reiseverhalten tatsächlich radikal verändert, sie setzen auf Bus, Bahn oder Radtouren und verzichten dafür auf schnellere und billigere Reiseformen.“ So die Wochenzeitung aus Hamburg.

Aber ist das tatsächlich so? Ich spüre davon wenig. Deshalb haben wir uns zu unserer eigenen kleinen Umfrage entschlossen:

Wie verreist Ihr in diesen Tagen? Welche Meinung habt Ihr darüber, wie zeitgemäßer Urlaub heutzutage aussieht? Oder ist es wie eh und je jedem selbst überlassen?

Gefallen hat uns jedenfalls die pointierte Meinung von Florian Schröder, der in seiner Glosse auf NDR zum Thema Flugscham kürzlich ausführte:

„Das Perverse ist ja nicht, dass die Leute für zwei Tage nach Spanien oder England fliegen – das Perverse ist auch nicht, dass Menschen Amerika und Asien kennenlernen wollen, um mal die Welt zu sehen. Wenn ich mir „Bauer sucht Frau“ angucke, möchte ich jedem einzelnen Teilnehmer ein Flugticket nach Asien schenken – einfach, damit er mal ein bisschen über den eigenen Tellerrand rausguckt. Das wirklich Perverse ist, dass es halb so teuer ist, von Berlin nach Stuttgart oder von Hamburg nach Zürich zu fliegen, als mit dem Auto oder der Bahn zu fahren. Das wirklich Perverse ist, dass Fliegen politisch alimentiert wird – der Staat verzichtet bei Auslandsflügen auf die Mehrwertsteuer, erhebt sie aber bei Zügen und an Tankstellen in voller Höhe.“

Wie seht Ihr das? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!

Fotos: Pixabay

 

 

 

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Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 15. Juli 2019 veröffentlicht
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Die Kommentare zu “Eine Umfrage zu Flugscham”
  • Heike Lachnit

    Wir fliegen tatsächlich sehr wenig, einfach weil es nicht meine bevorzugte Reiseart ist. Auch ich möchte irgendwann mal nach Amerika oder Kanada fliegen.
    Mein Mann erzählt jedoch von der Arbeit, dass er noch viele Kollegen hat, die fliegen, obwohl sie oft nicht schneller sind als mein Mann, der den Zug nimmt.
    Ich stimme der Meinung von Florian Schröder zu – es kann nicht sein, dass mit Billigflügen gelockt wird und das Bahnfahren im Gegenzug so teuer ist. An der Schraube gedreht und ein besseres Image der Bahn und ich könnte mir vorstellen, dass einige umsteigen werden. Vor allem in Europa oder auch in Deutschland sollte das Ungleichgewicht beseitigt werden und eine Reduzierung an Flügen möglich sein.
    LG Heike

  • Speis Johannes

    Warum Kerosin nicht besteuert wird konnte mir bisher noch keiner erklären !!?

  • Michèle Halder

    Also…..ich teile die Ansicht von Florian Schröder, dass es einfach falsch ist, Flüge ins Ausland nicht mit einer Steuer zu versehen. Mir missfällt die Praxis der sogenannten Billigflüge schon lange. Selbst wenn man den ökologischen Aspekt, der in heutiger Zeit ja nun wirklich eine große Rolle spielt, außer Acht lässt, setzt dieses Verramschen von einer in seiner Natur schon teuren Angelegenheit meines Erachtens nach ganz falsche Signale. Fliegen ist nicht Busfahren und sollte soviel kosten, wie es kosten muss. Mit einem Flugzeug eine Reise anzutreten sollte einfach etwas besonderes bleiben. Mit allem Schnick-Schnack, den eine besondere Sache ausmacht. Ich bin noch soweit mit einer Preispolitik einverstanden, die über Gepäckstücke oder Sitzplätze (Economy, Business oder First Class) die Preise moderiert. Damit kann man sicher schon ein paar mehr Kunden eine Reise mit einem Flugzeug anbieten. Alles andere halte ich für verfehlt. Denn auf die Dauer ruinieren Billigflüge Fluggesellschaften und kosten Arbeitsplätze. Oder aber die Menschen, die für eine solche Fluggesellschaft arbeiten müssen unter Bedingungen arbeiten, die die meisten derjenigen, die diese Fluglinien nutzen für sich selbst nicht haben wollten.
    Unsere Welt ist ein wunderbarer Ort und sollte angesehen werden. Aber sie sollte auch erhalten werden. Die Mentalität von „ich will alles, aber billig“ schadet sowohl unserer Ökologie als unseren Charakteren. Nicht alles muss immer erreichbar sein und nicht alles für jeden zur Verfügung stehen. Wenn ein Urlaub durch einen Flug zum Bestimmungsort teuer wird, dann muss man entweder länger dafür sparen oder aber einen seinem Budget gemäßen Urlaub wählen. So könnte ich hier noch stundenlang weiter referieren. Um es abzukürzen: ich bin der festen Überzeugung, dass wir zum Wohl unserer Erde verzichten lernen müssen. Verzichten auf überdimensionierte SUV’s, verzichten auf Urlaubsreisen, die wir uns in einem normalen Preisgefüge sowieso nicht leisten könnten, verzichten auf Produkte, die mit immensem Energieaufwand auf unsere Märkte kommen. Dann haben wir alle eine Chance.

  • Dieter

    Ich habe keine Flugscham, auch nicht seit das Fliegen so verteufelt wird. Meine Haltung basiert auf mehreren Gründen:
    – Ich flog und fliege grundsätzlich keine Kurzstrecken, für welche andere Transportmittel eine vernünftige Alternative bieten.
    – Ich fliege weiterhin nach Übersee, weil ich mir meine Freude, fremde Kulturen und Länder kennenzulernen, nicht durch eine übersteigerte Kritik am hiermit verbundenen CO2-Ausstoß vermiesen lasse. Wer die Zahlen sachlich analysiert, weiß, dass der Beitrag des Flugverkehrs weltweit einen vernachlässigbar geringen Anteil an den Emissionen von Klimagasen hat. Jeder kann persönlich an anderer Stelle mehr für unsere Umwelt tun als ausgerechnet durch Flugverzicht.
    – Ich bewerte die positive Wirkung des internationalen Austausches, der Begegnung mit anderen Kulturen und der persönlichen Kontakte zu Menschen im Ausland für wertvoller als die marginale CO2-Einsparung, wenn man auf Flüge verzichtet. Beruflich und im Privatleben.
    – Ich leiste meinen Beitrag zu verantwortlichem Umgang mit Umwelt und Ressourcen täglich, indem ich in München, wo ich lebe, praktisch ausschließlich öffentliche Transportmittel benutze und umweltbewusst einkaufe, mich fleischarm ernähre und insgesamt mit Achtsamkeit lebe. Ich bin der Meinung, dass Umweltbewusstsein im 99%igen Alltag zuhause mehr bewirkt als Umweltbewusstsein durch Flugverzicht während dem restlichen 1% auf Reisen.
    Ich zolle dennoch jedem meinen Respekt, der dies alles anders sieht als ich und aus eigener Überzeugung bewusst darauf verzichtet.
    Aber man sollte dies nach sorgsamer Abwägung der Fakten und seiner persönlichen Prioritätensetzung entscheiden – und nicht aus einer medial gehypten öffentlichen Empörungshaltung heraus.

  • Laumer

    Flugscham? Ich also soll mich dafür schämen, dass „zeitgemässe“ Flugzeuge eine im Prinzip 80jährige Antriebstechnik verwenden? Forscher aus aller Welt sollten sich schämen, dass sie nicht längst umweltneutrale Fluggetäte entwickelt haben! Wie wär’s damit: Co2 als Treibstoff, und als Abgas Sauerstoff? Utopie? Vielleicht. Aber die bemannte Marsmission hat eben absolute Priorität…


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