Slow City
Wir müssen das Rad ja nicht immer wieder neu erfinden. Ideen können wir uns auch abgucken. Das spart Zeit und Geld. Während meiner Italienreise kam mir der Gedanke mehrmals, denn ich fand es spannend, wie diese alten italienischen Städtchen ihre wunderschönen Kirchen und Piazzas vor Autos und Verkehr schützen. Ich nenne das Slow City!
Eine ganz besondere Idee für Slow City wurde in Spoleto verwirklicht. Die komplette Innenstadt ist für Autos von Nichtanwohnern gesperrt. Der ganze Ort ist eine Fußgängerzone. Gleich am Ortsrand befinden sich Schilder, die darauf hinweisen, dass der Ortskern für Autos gesperrt ist. Besucher können ihre Fahrzeuge an verschiedenen Stellen um die Stadt herum in unterirdischen Parkplätzen parken. Von dort aus hat man dann die Möglichkeit durch diverse Tunnel in die Innenstadt zu den Sehenswürdigkeiten zu kommen.
Die Tunnel sind breit angelegt und haben Laufbänder in beide Richtungen. In der Mitte befindet sich ein breiter Fußweg. Man stellt sich einfach auf ein Laufband und schon geht es los. Per Lift kommt man dann an der gewünschten Stelle in der Innenstadt wieder nach oben. Eine ohfamoose Idee.
Slow City Perugia
Auch in Perugia hat man sich Gedanken gemacht. Es gibt nur wenige Hotels in der beeindruckenden Altstadt, die hoch oben auf einem Berg liegt. Die Gässchen sind klein und die Straßen mit Touristen aller Herren Länder prall gefüllt. Auch hier versucht man den öffentlichen Verkehr zu verringern, zumal die Parkmöglichkeiten für die immer größer werdenden Autos gering sind. Zu bestimmten Tageszeiten ist eine Sondererlaubnis erforderlich, um mit dem Auto in die Innenstadt fahren zu dürfen. Autos können auf einem der großen Parkplätze in den unteren Stadtteilen abgestellt werden und die Innenstadt ist von dort über Rolltreppen durch die Rocca Paolina zu erreichen. Seit 2008 verbindet außerdem die Minimetrò Perugia mit sieben Stationen die unteren Stadtteile mit der Altstadt. Die Minimetro hat kleine Kabinen für ungefähr 20 Leute und fährt alle 3-5 Minuten hinauf und hinunter.
Natürlich gibt es auch in Deutschland verkehrsberuhigte Innenstädte, Hochseilbahnen und ähnliches, aber wir diskutieren immer noch über Fahrverbote in den Innenstädten *stöhn*.
Doch der Impuls diesen Beitrag zu schreiben kommt nicht aus der Politik, sondern von einem kleinen Jungen in Köln-Widdersdorf. Dort hatten Elke und ich zu einem World Café eingeladen, um Ideen für das Veedel zu sammeln. Und auch in Widdersdorf ist Verkehr ein Problem. Die Idee des Jungen war eine Seilbahn zu bauen, damit Kinder sicher zur Schule kommen. Ich fand das out-of-the-box Denken des Jungen sehr ohfamoos, denn um in Zukunft umweltfreundlicher unterwegs zu sein, brauchen wir neue Ideen.
Video und Foto: Sonja Ohly