Crowdfunding gegen den Klimawandel
„Hallo Elke und Sonja, ich bin Lou von Unverpackt Umgedacht. Wir haben einen Weg gefunden plastikfreies Einkaufen unabhängig vom Wohnort zu machen!“ Lou Walker meldet sich bei uns per Mail aus Berlin, mit einem konkreten Wunsch: Seit dieser Woche läuft die Crowdfunding-Kampagne für den Klimawandel von Unverpackt Umgedacht auf Startnext. Ob ohfamoos das Thema aufgreifen könne, fragt sie. Können wir. Und bei unserer Recherche stoßen wir auf: Kushel. Ein Start-Up in Hamburg, das gerade ziemlich abgeht…
Schon länger haben wir Startnext im Blick – die 2010 gegründete erste deutsche Crowdfunding-Plattform, die Gründer*innen, Erfinder*innen und Kreativen die Chance gibt, ihre Ideen vorzustellen, mit der Unterstützung möglichst vieler Menschen zu finanzieren und so eine Community aufzubauen. Wer wissen will, was zum Beispiel Start-Ups gerade so aushecken, der findet hier super spannende Projekte! Oft sind sie einzigartig, manches Mal auch verwandt: So haben sich bereits 62 Unverpackt-Läden über Startnext finanziert, mit steigender Tendenz:
„In Zahlen ausgedrückt bedeutet das unglaubliche 1,72 Mio. € gesammelte Unterstützungssumme von über 30.000 Unterstützer*innen.“
Und schon die nächsten Unverpackt-Gründer haben ihre Kampagnen gestartet, ob aktuell für Erftstadt oder Erding.
Ein gutes Beispiel ist auch Kushel – ein junges Unternehmen aus Hamburg, das angetreten ist, einen neuen Standard in der Textilindustrie zu setzen. Mit dem Beweis, dass es möglich ist, ein hochwertiges Handtuch herzustellen und gleichzeitig der Umwelt mehr Ressourcen zurückzugeben, als für die Produktion verwendet werden musste. Eine Umweltbilanz, die auch der NDR anpreist: „Die Umweltbilanz des „Kushel“-Handtuchs kann sich sehen lassen: Im Vergleich zu konventioneller Baumwolle reduziert der Materialmix den CO2-Ausstoß um 44 Prozent, den Frischwasserverbrauch sogar um 90 Prozent.“
Für die verkauften Handtücher werden im Gegenzug zudem neue Bäume gepflanzt. Allein im Süden Hamburgs, sagen die Gründer, „werden durch die Vorbestellungen dieses Jahr 10.000 neue Bäume gepflanzt“. Insgesamt sind es schon über 32.000 Bäume, erfahre ich von Mattias Weser , dem Head of Treefluencers, und er verweist auf die Partner in Mexico (Plant for the Planet) und Tanzania (Trees for the future).
Kushel macht natürlich weiter, auch auf Startnext: Nach dem erfolgreichen Launch der Handtücher, ist nun ein Bademantel aus umweltfreundlichen und weichen Holzfasern an der Reihe. Und wie! „Unser Crowdfunding auf Startnext ist jetzt auch schon 200% überfinanziert“, so Mattias Weser. Kushel – ein Bademantel gegen den Klimawandel, heißt es auf Startnext. Wir von ohfamoos drücken kräftig die Daumen, dass es so gut weiter läuft …
Doch zurück zu Lou und ihrer aktuellen Kampagne. Auch ihre Idee ist eine, die uns und unserer Umwelt helfen soll. Erklärtes Ziel von Unverpackt Umgedacht ist: „Wir wollen unverpackte Lebensmittel, Pflege- und Reinigungsprodukte bundesweit in die Regale bringen. Mit Mehrweggläser und -flaschen die immer wieder verwendet werden.“ So könne man ungeachtet seines Wohnortes den Einkauf plastikfrei(er) gestalten. Und Lou erklärt: „Mehrwegsysteme sind eine nachhaltige Alternative zu Einwegverpackungen, doch leider fehlt vielen Menschen das Angebot für diese. Das möchten wir mit Unverpackt Umgedacht nun ändern!“
Wir haben nachgefragt…
… Lou, Ihr habt einen Weg gefunden plastikfreies Einkaufen unabhängig vom Wohnort zu machen. Wie soll das logistisch ablaufen?
Lou: Wir verkaufen unsere Produkte in Mehrweggläsern, die man vom Joghurt kennt. Diese Gläser können einfach wie Pfandflaschen abgegeben werden. Angeboten werden die Produkte in unserem eigenen Webshop und dann auch mit Mehrwegboxen versendet. So entsteht kein zusätzlicher Verpackungsmüll beim Onlinekauf.
Auch im Supermarkt und Bioladen?
Lou: Ja, das ist unser Ziel. Wir müssen dort hin, wo die meisten eben einkaufen. Damit verpackungsfreies Einkaufen kein Mehraufwand für den Kunden ist. Die Discounter sind momentan die größte Herausforderung…
Ihr seid jung und habt richtig gute Ideen – was soll „alte Hasen“ dazu bringen Euch finanziell zu unterstützen?
Lou: Ich denke die Idee dahinter ist, was über das Alter hinweg die Menschen überzeugen wird. Wir bekommen von unseren Partnern und „alten Hasen“ der Bio-Branche immer wieder gutes Feedback im Gespräch und sind jetzt sehr gespannt, wie die Crowd auf unsere Idee reagiert.
Ihr seid bereits gefördert, von IBB MikroCrowd. Inwiefern hilft Euch das?
Lou: Ist die Crowd erfolgreich, erhalten wir zusätzlich und ohne viel Bürokratie einen Gründerkredit. Eine erfolgreiche Crowd wird also als „Sicherheit“ gewertet, da der Markt positiv darauf reagiert. Für junge Gründer ist das natürlich eine super Chance.
Vielen Dank für das Interview!
Wer sich die Kampagne auf Startnext genauer anschauen möchte, kann dies hier tun: Unverpackt Umgedacht auf Startnext Dort versuchen Lou und Leo nun bis zum 26. Oktober ihr von 38.000 € zu erhalten: „Das Geld“, stellen sie in Aussicht, „wird ausschließlich für den Aufbau von Produktion und Lager verwendet.. und natürlich für eure Dankeschöns :-)“
Wer sind die beiden? Leonhard Kruck (28) ist seit knapp 5 Jahren als selbstständiger Produktentwickler tätig und bringt seine Erfahrungen aufgrund eigener Gründungen und Mitgründungen ein: Händlerkontakte zu Demeter und Bioland zertifizierten Erzeugern, umfangreiche Kenntnisse von Logistiksoftware und viel praktisches Wissen, was die Herstellungsprozesse anbelangt. Lou Walker (24) studiert Bekleidungstechnik und steht kurz vor der Masterarbeit. Seit dem Abi arbeitet sie nebenberuflich in einem Modelabel, wo sie viel organisiert und plant. Außerdem unterstützt sie Leo seit Jahren bei dessen Projekten. Als die beiden merkten, dass sie der gleiche Nachhaltigkeitsgedanke verbindet, entstand die Idee für Unverpackt Umgedacht.
Übrigens: Auch die ohfamoose Köchin und Wildkräuter-Expertin Angela Schult hat die Kampagne für ihr Kochbuch via Startnext gemanagt.
Fotos via Unverpackt Umgedacht und Kushel