Was jetzt wildgrün in die Schüssel passt
Wildgrün. Ich mag die Farbe. Sie erinnert mich an Frühling und viele Treffen mit meiner Freundin Angela, die 2019 ihr 1. Kochbuch veröffentlichte. „Wildgrün – Slow & Spicy“ heißt es, und ich fand es schon damals ganz ohfamoos. Zumal ja jetzt der Frühling schon startet. Momentan ist das Buch, höre ich, sehr gefragt. Verständlich, jede/r will jetzt gesund kochen – und allein draußen in der Natur Kräuter sammeln, ist im Corona-Zeitalter ja noch erlaubt…
Angela Schult gehört zu den erfolgreichen Food-Bloggerinnen Deutschlands. Sie entwirft exotische Rezepte und Catering-Konzepte. Basis für ihre Kreativität sind heimische Wildkräuter und der Geschmack des Orients. Angela hat ein paar Jahre fernöstlich gelebt, liebt den Duft der arabischen Welt. (Wie gern bin auch ich mit ihr durch z.B. Amman gezogen und habe mich von den bunten Märkten Jordaniens inspirieren lassen…)
Wildgrün
Seit vielen Jahren also ist Angela Expertin in Sachen Grünzeug. Wer meint, mit ihr nur spazieren gehen zu können, irrt. Ständig springt sie abseits des Weges und greift ins Grüne. „Ooooh, wie das duftet! Guck mal!“ Meistens sind ihre Begleiter ratlos. Manche raten: „Brunnenkresse?“ Na ja, fast. Es ist in jedem Fall sehr witzig mit Angela durch die Natur zu streifen. Man lernt total viel! Gern notiere ich mir das ein oder andere, so weit bin ich von der Natur entfernt und weil ich mir das alles nicht merken kann – oder liegt es an meinem Alter?
Zurück zum beliebten Buch: Es bietet fast 90 Rezepte und jedes ermutigt: Probier’ mich aus! Zufällig habe ich zum Beispiel kürzlich Sauerampfer in unser Gemüsebeet gepflanzt. Ab Seite 95 geht es in Angelas Buch genau darum: Um das wilde Gewürzkraut, das auch edle Feinschmecker-Restaurants in den letzten Jahren immer mehr wiederentdeckten. Bekannt ist Sauerampfer vor allem von der Frankfurter Grünen Sauce, die übrigens – hat Angela ebenfalls notiert – bereits von Goethe sehr geschätzt worden sei.
Ich gebe zu, ich habe das Kraut gekauft, weil es so schön aussah. Jetzt lese ich:
„Zusammen mit Karottengrün lässt sich aus Sauerampfer auch eine köstliche Paste für viele Gelegenheiten herstellen: Zu Pasta, Salaten und Käse.“
Und Angela rät in „Wildgrün – Slow & Spicy“ auch: „Sauerampfer enthält u.a. Ballaststoffe, Eisen und Kalzium und kann bei Erkältungen, Husten und Kreislaufschwäche helfen.“ Zu den Rezepten mit Sauerampfer zählen: Ein Asia-Salat mit Glasnudeln und Ingwer sowie eine Kichererbsen-Suppe.
Ich mag die Kombination, die Angela bietet. Ausgefallene Gerichte wie zum Beispiel der Rote-Beete-Salat mit Blaubeeren, den sie schon in der ZDF-Kochsendung „Küchenschlacht“, in die sie eingeladen war, öffentlich zauberte. Oder die Spitzwegerich-Kartoffeltaler. Schnell gemacht und lecker. Auch neue Rezepte für Hummus finden sich (mit Mais und Dost, der wilde Majoran), Angela zeigt, wie man aus guter, vollwerter Milch ganz einfach schnittfesten Käse machen kann (Paneer, der in Indien verwendet wird) oder ebenfalls köstlich: Gefüllte Auberginen mit Gundermann (hat fast jeder im Garten, sieht ihn nur selten… ) und Berberitzen. Die wiederum aus der persischen Küche nicht wegzudenken sind.
Kurzum: Das Kochbuch ist ein großer Gewinn. Es macht Spaß darin zu blättern, es ist lehrreich (Du erfährst genauso, wie Du Blüten und Blätter für Teemischungen als auch wie Du leckere Brotaufstriche, beispielsweise aus Topinambur, herstellst). Mir gefällt auch, dass sich der Rezept-Aufbau im Wesentlichen an den Jahreszeiten orientiert und dass wir lernen, das als „Unkraut“ verschriene Wildkraut endlich als das zu sehen was es ist: Eine wertvolle Zutat auf unserem Speiseplan. Zumal die meisten Kräuter im Überfluss vorhanden sind, WENN man sie erkennt.
Was musste ich lachen, als ich mit drei Freundinnen im Frühjahr 2019 auf der Pirsch war – natürlich mit unserer Expertin im Schlepptau. Ständig zeigte Angela uns etwas. Etwas, was wir nie gesehen hätten. Und dann zückten wir unsere Handys, um es abzulichten. Damit wir uns daran erinnern, das genau dieses Kraut genießbar und sogar lecker ist, wenn wir es richtig anbraten, einölen etc.
Ich empfehle dieses Buch jedem, der gern lernen will, welche Wildkräuter wir vor unserer Nase haben und was wir alles aus ihnen zaubern können!
Und: Ohfamooser geht es nicht, wenn wir zu Corona-Zeiten auf zu viele Einkäufe verzichten und an der frischen Luft sein wollen.
Wenn die Buchläden dicht sind: „Wildgrün – Slow & Spicy“ ist u.a. direkt beim Verlag erhältlich.
Und diese Kinderbuchautorin hat auch etwas Ohfamooses gelistet: Ihre Lieblings-Buchmenschen!