Krisenmanagement: Worauf wir in der Krise achten dürfen
Wir sind alle in einer sehr ungewöhnlichen Situation. Ohfamoos hat eine Frau, die Kölnerin Ingrid Theißen, und einen Mann, Sebastian Schmidt aus Norddeutschland, gefragt: Welches Krisenmanagement empfehlt Ihr uns ganz persönlich? Einmal mehr wird klar: Glück ist eine Entscheidung und kann auch zur Corona-Zeit bewusst gewählt werden.
Wie ergeht es Euch in der Krise?
Ingrid Theißen: Ich habe manchmal auch Angst, aber das ist ok! Ich nutze das Virus als Chance zur Ruhe zu kommen. Es hilft ja nichts, also manage ich die Krise. Wenn es ernst wird, bin ich schnell extrem ruhig und gewinne den nötigen Überblick. Dazu gehört auch, dass ich mich täglich neu ausrichte und aus diversen Nachrichten die Essenz herausfiltere, die für mich zum jetzigen Zeitpunkt stimmig ist.
Genau deshalb sprechen wir auch… 🙂 Wie gelingt ein solches Krisenmanagement?
Ingrid Theißen: Ich unterscheide verschiedene Ebenen – der geistigen Ebene hilft Meditieren und lesen; körperlich: Viel Bewegung, ob Yoga im Wohnzimmer oder raus an die frische Luft. Wichtig ist auch, mit Freunden und Familie im Kontakt zu bleiben, über die diversen Tools, die es gibt. Es geht darum, die Situation zu akzeptieren, sie anzunehmen und dadurch sich Neues entwickeln zu lassen.
Sebastian Schmidt: Ich bin ein großer Freund von Herausforderungen und ich bin dankbar, dass ich mich in sehr kurzer Zeit in jeder neuen Situation schnell zurechtfinde – auch in der jetzigen Krise. Dabei helfen mir morgendliche Rituale. 10 Minuten Sport, dann draußen auf dem Fahrrad 30 Minuten auspowern. Ab nach Hause, abdampfen und 20 Minuten meditieren. Danach habe ich Energie für den Rest des Tages.
Was ist in der Krise besonders wichtig zu beherzigen?
Ingrid: Mir liegt das Thema Psychohygiene am Herzen. So hilft z.B. kreatives Schreiben, in Form eines Tagebuchs oder Blogs, um Ungewohntes, Belastendes zu verarbeiten: Wie handle ich? Wofür bin ich dankbar? Und bei Konflikten sind Gesprächsvereinbarungen wichtig. Die Formel, zu der ich rate, ist: 5/5. Fünf Minuten selbst sprechen ohne unterbrochen zu werden, fünf der andere. Im Anschluss nochmals 3 Minuten für jeden. Erst dann in den Dialog gehen, um sich Zeit und Raum zu geben. Gerade jetzt, wo man enger aufeinander lebt!
Sebastian: Alle Ereignisse sind Ereignisse – sie haben keinerlei Bedeutung. ICH selbst gebe ihnen diese Bedeutung. Dieser Zusammenhang ist unheimlich hilfreich, um nicht im Strudel von sich überschlagenen Nachrichten den Überblick zu verlieren und in Panik zu geraten. Den Menschen in meinem Umfeld versuche ich mit Gelassenheit und Humor dabei zu helfen, sich nicht von Hektik und Aktionismus anstecken zu lassen.
Ingrid, Du arbeitest als Coach – was unterscheidet Dich von anderen?
Ingrid: In meiner Arbeit als Coach beziehe ich mit auch auf die Naturelllehre, speziell auf Carl Huter. Danach sind diverse Naturelle zu unterscheiden – und sie adäquat zu adressieren, ist natürlich gerade in einer Krise entscheidend. Ich greife eins, das Bewegungsnaturell, heraus. Hier gilt z.B. für das Arbeiten: Baut Sporteinheiten ein, gerade jetzt, wenn alle im Home-Office sitzen. Und wenn möglich danach meditieren, in jedem Fall aber guter Hoffnung sein.
Positive Affirmationen sind das beste Beruhigungsmittel.
Sebastian: Mich unterscheidet eigentlich nichts von anderen. Vielleicht habe ich mich schon länger damit auseinandergesetzt, das Glück eine Entscheidung ist und nichts mit Ereignissen im Außen zu tun hat. Daran ändert auch keine Corona-Krise etwas. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich habe in den letzten zwei Wochen eine große innere Ruhe und Kreativität gespürt.
Bei Euch beiden höre ich raus: Gut, wenn es gelingt, konstruktiv zu bleiben…
Ingrid: Super wichtig. Keine Ängste schüren, aber Gefühle identifizieren und auf eigene Bedürfnisse achten. Dabei das Umfeld im Blick haben. Zu schauen, wer im Umfeld das genaue Gegenteil von Euch ist, kann Wunder wirken. Ich empfehle: Kontaktaufnahme und die Ergänzung genießen.
Sebastian: Ja, denn nur wenn ich konstruktiv bleibe und alle Ereignisse als gegeben annehme, werde ich handlungsfähig. Ich sehe leider mit Verwunderung viele Menschen, die den ganzen Tag Verschwörungstheorien verbreiten und immer neue Schuldige für die jetzige Krise finden. Denen möchte ich zurufen:
„Ihr sucht einen Schuldigen? Bitte nehmt mich! Ich habe das Virus gebaut und in die Welt geschickt. Und nachdem wir nun den Schuldigen haben: Was kannst DU konkret tun, damit die Welt morgen ein kleines bisschen besser wird?“
Habt Ihr noch einen konkreten letzte Tipp, z.B. für Eltern mit Kindern?
Ingrid (ihr Sohn ist „aus dem Haus“): Ich würde einen Platz in der Wohnung festlegen, von dem die Kinder wissen: Das es ein Arbeitsplatz für konzentriertes Arbeiten. Und Eieruhren stellen, damit Kinder wissen, wann Ende oder Pause ist. Macht Zeiten aus, wann gearbeitet wird und wann Familienzeit ist.
Sebastian: Da muss ich passen. Das Glück eigener Kinder ist mir nicht vergönnt. Dennoch glaube ich, dass es momentan eine große Gelegenheit für Eltern und Kinder ist, ein neues, engeres Verhältnis miteinander einzugehen und sich als Persönlichkeiten gegenseitig intensiv kennenzulernen.
Text: Elke Tonscheidt / Fotos: privat
Wer mehr über Ingrid Theissen erfahren will – sie macht auch Online-Persönlichkeitstraining: Ihr Natur Essenz Seminar „Mit System durch die Krise“ findet sechsmal in Folge statt. (Zum Kennenlernen: Online Coachingblock für 2,5 Stunden)
Mehr über Sebastian Schmidt gibt es auf www.coloryourmind.de 🙂
Wir empfehlen zudem folgende ohfamoose Links:
Der Zukunftsforscher Matthias Horx über das, was er nach der Krise sieht.
Auch die Gesundheitspsychologin Anna Keclik und die Notfallpsychologin Patrizia Frank informieren über den Umgang mit der Krise.