Die weltgrößte Klosterbibliothek
Heute haben wir einen ganz besonderen Ausflugstipp. Sonja war mit Freunden in Österreich unterwegs und hat sich die größte Klosterbibliothek der Welt angeschaut. Die weltberühmte Admonter Stiftsbibliothek zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern des europäischen Spätbarocks und wird auch gerne als das achte Weltwunder bezeichnet. Manchmal muss man gar nicht weit verreisen, um ganz ohfamoose Dinge zu sehen.
Der Ausflug beginnt in Wien und wir fahren mit dem Auto in Richtung Westen. Unser erstes Etappenziel ist der beschauliche Lunzer See.
Hier kann man baden gehen, Tretboot fahren oder wandern. Natur pur und dazu herrliches Wetter. Von Lunz aus geht es weiter nach Admont, einer der ältesten Siedlungen im westlichen Teil des Gesäuses, dem Gebirge in der Steiermark. Ganz speziell wollen wir uns dort das alte Benediktinerstift ansehen, das die größte Klosterbibliothek der Welt beherbergt.
Die Fahrt nach Admont dauert etwa zweieinhalb Stunden und führt durch ein imposantes Gebirge. Die tiefe Schlucht mit den markanten Bergen rechts und links der Straße ist beeindruckend und gehört seit 2002 zum Nationalpark Gesäuse. Der Nationalpark ist 120 Quadratkilometer groß und ist in eine Naturzone und eine Bewahrungzone untergliedert. Die Naturzone umfasst rund 75 % der Fläche des Nationalparks und ist eingriffsfrei – wird also nicht bewirtschaftet. Die Bewahrungszone erlaubt eingeschränkte Nutzung (wie z. B. Almwirtschaft). Nach meinem Beitrag über das Bergwaldprojekt finde ich es interessant, wie man in Österreich die Natur schützt.
Noch ganz entzückt von den Bergen erreichen wir Admont und das Benediktinerstift. Dieses wurde im Jahre 1074 von Erzbischof Gebhard von Salzburg gegründet und ist das älteste bestehende Kloster in der Steiermark. Seit Jahrhunderten ist das Kloster nicht nur religiöser Mittelpunkt der Obersteiermark, sondern auch ein Zentrum von Kunst und Wissenschaft.
Ora et labora et lege – bete und arbeite und lese
Mit diesen Worten lässt sich die Ordensregel des heiligen Benedikt von Nursia zusammenfassen. Der Mönch schrieb sie um 529 in Monte Cassino in Italien für seine Glaubensgemeinschaft. Monte Cassino habe ich 2019 besucht.
Seit der Gründung des Stifts in Admont, vor über 900 Jahren, leben die Admonter Benediktiner nach der Ordnung: Ora et labora et lege – bete und arbeite und lese! Zurzeit leben 24 Mönche unter der Leitung eines frei gewählten Vorstehers im Admonter Stift. Viermal am Tag treffen sie sich zum gemeinsamen Stundengebet und um die Heilige Messe zu feiern. Sie tun das stellvertretend für alle Christen der Welt in den Anliegen unserer Zeit. Während der Woche findet das Chorgebet auf deutsch statt. An hohen Feiertagen und Sonntagen beten die Mönche die feierliche Form in lateinischer Sprache.
Die Klosterbibliothek
Durch die wunderschöne Klosteranlage erreichen wir den Eingang zu den Museen und der Bibliothek. Etwas Gutes hat die Coronakrise dann doch: wir müssen nicht für die Eintrittskarten anstehen und schaffen es, auch ohne Vorbestellung an einer Bibliotheksführung teilzunehmen.
Die grandiose Stiftsbibliothek wurde 2008 komplett restauriert und ist einfach „nur“ prachtvoll. Sie ist eines der großen Gesamtkunstwerke des europäischen Spätbarocks und vereint verschiedene Kunstgattungen (Architektur, Fresken, Skulpturen und Schriften).
Der spätbarocke Bibliothekssaal wurde ca. 1764 geplant und vom österreichischen Barockbaumeister Josef Hueber (1715-1787) gebaut. Hueber war der Aufklärung verpflichtet: „Wie den Verstand soll auch den Raum Licht erfüllen.“ Die großen Fenster an den Seiten der Bibliothek spiegeln sein Motto.
Die sieben Deckenfresken in der Klosterbibliothek sind von Bartolomeo Altomonte (1694-1783), der sie als über 80jähriger malte. Sie zeigen die Stufen der menschlichen Erkenntnis vom Denken und Sprechen über die Wissenschaften bis zur göttlichen Offenbarung in der Mittelkuppel. Für diejenigen, die sich für die Deckenfresken besonders interessieren, sind in jedem Teil der Bibliothek Infotafeln aufgestellt. Dort kann man mit dem Audioguide die einzelnen Figuren der Fresken identifizieren und mehr erfahren.
In den dicht gefüllten Bücherregalen unter der mittleren Kuppel finden sich unzählige Ausgaben der Bibel und der Päpste. Im nördlichen Seitensaal findet man alles über die theologische Literatur und im südlichen Saal alle übrigen Fachgebiete. Der 70 m lange Bibliothekssaal beherbergt über 70.000 Bücher.
Der gesamte Bücherbestand des Stiftes umfasst jedoch an die 200.000 Bände. Den kostbarsten Schatz der Klosteribliothek bilden die mehr als 1.400 Handschriften (ab dem 8. Jahrhundert) sowie 530 Inkunabeln (Frühdrucke bis zum Jahr 1500).
Die vier letzten Dinge
Beeindruckend sind auch die in Lindenholz geschnitzten, vier überlebensgroßen Darstellungen von Tod, Gericht, Himmel und Hölle von Bildhauer Josef Stammel (1695-1765). Diese bildhauerischen Kunstwerke schmücken den mittleren Teil der Bibliothek und ziehen jeden Fotografen magisch an.
Besonders interessant war auch die Frage während der Führung, wie man denn auf die Galerie der Bibliothek komme. Man sieht im Saal weder eine Treppe, noch eine Tür. Auch hier haben sich die Erbauer etwas einfallen lassen: Einige Bücher sind Attrappen, die den Aufgang zur Galerie verstecken, um das Gesamtbild der Bibliothek nicht zu stören.
Überhaupt ist das Angebot im Stift Admont sehr durchdacht. Neben der Bibliothek kann man weiter drei Museen oder die Gärten besuchen. Im Kunsthistorischen Museum findet man bedeutende Exponate von der Romantik bis zum Rokoko, Glasfenster, Gemälde, Skulpturen, Messgewänder und Gebrauchsgegenstände. Das Programm des Klosters bietet außerdem ein Ferienprogramm für junge Museumsbesucher. Zeigt her Eure Wappen, Schreiben wie ein Mönch oder Klostermedizin sind nur eine kleine Auswahl der vielen tollen Angebote.
Meine Empfehlung
Meine Freunde und ich waren restlos begeistert von Stift Admont und seiner berühmten Klosterbibliothek und können den Besuch wirklich jedem empfehlen. Die Webseite des Stifts ist sehr gut und man kann sich dort über Öffnungszeiten und aktuelle Veranstaltungen informieren. Wer seine Zeit in der Gegend verlängern möchte, dem empfehle ich das Jufa-Hotel in Spital am Pyhrn, nur wenige Fahrminuten von Admont entfernt. In dem kinderfreundlichen Hotel, auch ein ehemaliges barockes Stift, haben wir bei einem Glas Wein im Innenhof unseren kulturreichen Tag ausklingen lassen. Einfach #volldasguteleben 🙂
Hier noch mein Video des Bibliothekssaals.
Fotos: Sonja Ohly und Christoph Gitsch
Video: Sonja Ohly