Corona: Innerlich einen Airbag installieren
Wer Detlef Untermann, der heute mal wieder exklusiv für ohfamoos schreibt, kennt, weiß: Ein humorvoller, genussfreudiger und wortstarker Mensch. Als er Elke am Telefon sagt, der Sicherheitsgurt im Straßenverkehr sei doch das, was in der Pandemie die Maske sei, wurden wir aufmerksam. Was meint er damit? Einen Airbag installieren, innerlich? Hier sein Gastartikel.
Der 28. Januar 2020 war eine Zeitenwende. An diesem Tag ist in Deutschland das Corona-Virus vernehmbar angekommen. Mittlerweile hat es sich zu einer weltweiten Epidemie, einer Pandemie entwickelt. Einen Impfstoff gibt es bislang nicht. Die in meinen Augen beste Art, sich zu schützen, ist nach wie vor: Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen und Hygieneregeln beachten. Und das wird so lange so bleiben, bis flächendeckend ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht.
Was bedeutet das nun? Heißt das, dass wir unsere physisch sozialen Kontakte zu anderen Menschen möglichst geringhalten müssen und das vielleicht über Jahre hinweg?
Mehr oder weniger ja. Dabei ist natürlich klar, dass es nicht möglich ist, sich über einen längeren Zeitraum völlig zu isolieren. Das würden wir als soziale Wesen nicht überstehen, ohne an Leib und Seele Schaden zu nehmen. Insofern müssen wir lernen, mit dem Virus zu leben. Wie dies aussehen könnte, lässt sich von einem anderen unserer Lebensbereiche ableiten.
Jeder von uns weiß, dass die Teilnahme am Straßenverkehr so ziemlich das Gefährlichste ist, was uns in unserer heutigen Zivilisation widerfährt. Jedes Jahr kommen allein in Deutschland über 3.000 Menschen durch Verkehrsunfälle ums Leben, noch viel mehr werden, zum Teil lebensgefährlich, verletzt.
Und doch steigen wir jeden Tag ins Auto, auf das Fahrrad oder begeben uns per Pedes auf die Straße, ohne bewusst darüber nachzudenken, was uns passieren kann.
Das hat seinen Grund: Vor zwanzig Jahren noch lag die Zahl der Verkehrstoten mehr als doppelt so hoch. Seitdem sind unsere Straßen immer sicherer geworden durch bessere Konstruktionen der Fahrzeuge mit neuen Fahrerassistenzsystemen, ist unsere Sensibilität für Sicherheit im Straßenverkehr gewachsen und leiten uns Verkehrsregeln an, das bestehende Risiko auf ein für uns vertretbares Maß zu minimieren.
So gesehen ist im Straßenverkehr der Sicherheitsgurt das, was in der Pandemie der Mund-Nasen-Schutz ist, das Auffahrwarnsystem das Abstandhalten, die intelligente Verkehrszeichenerkennung das Beachten der Hygieneregeln. Das muss sich in unserem Unterbewusstsein noch festigen. Es muss ganz automatisch erfolgen, dass das Erste ist, was wir tun, wenn wir nach Hause kommen: Hände waschen. Gleichzeitig müssen wir immer neu bewerten, ob das, was wir tun, uns das Risiko wert ist, das wir eingehen.
Airbag installieren und vertrauen
Das alles ist lästig und nervig und noch vieles mehr. Aber es ändert nichts daran, dass wir es selbst in der Hand haben, ob das Infektionsgeschehen so bleibt, um noch einigermaßen normal dabei leben zu können. Denn sobald die Infektionszahlen wieder exponentiell steigen, ist schnell Schluss mit lustig. Und einen zweiten Lockdown kann nun wirklich keiner wollen. Denn der erste war schon schwierig genug und ist noch lange nicht überstanden.
So gesehen sollten wir langsam dazu übergehen, innerlich einen Airbag zu installieren, bei dem wir darauf vertrauen können, dass er aufgeht, wenn es notwendig ist. Im Straßenverkehr klappt es mittlerweile ja ganz gut. Jetzt müssen wir es nur noch in der Pandemie hinkriegen.
Detlef Untermann gefällt, was ein ehemaliger Kollege einmal über ihn geschrieben hat: „Detlef ist ein positiver Mensch. Er lässt sich durch nichts unterkriegen und erfindet sich zur Not auch neu. Seine erfolgreiche Selbständigkeit ist der beste Beweis. Und er ist ein Familienmensch…“
Wir von ohfamoos freuen uns, ihn zu unseren Gastautoren zählen zu dürfen.
Fotos: privat, Pixabay und Elke Tonscheidt
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