Ab nach Italien: Corona und die Lebensplanung
Arbeit sieht zurzeit bei unserer Gastautorin Angela Schult anders aus als zuvor. Ihre Lebensplanung geriet durcheinander. Zum Glück hat sie zwei Standbeine als Soloselbständige und: Sie hat aus der Not eine Tugend gemacht. Wie, das erfahrt Ihr in Angelas Beitrag, der Euch nach Italien treiben wird (sogar mit einer Einladung!)

Angela Schult fühlt sich sichtlich wohl auf dem Feld beim Weinschneiden. Foto: Michael Reimer
Letztes Jahr kam alles zusammen: Corona brachte auch mich aus dem Konzept. Gar nicht so einfach, sich als Soloselbständige – was für ein herrlicher neuer Begriff – so von heute auf morgen umzustellen…
Ich betreibe seit 25 Jahren eine kleine Übersetzungsagentur und arbeite seit 2018 als Rezeptentwicklerin, Foodbloggerin, Foodfotografin und veranstalte Wildkräuterwanderungen und Kochkurse. Ein Kochbuch habe ich auch geschrieben. Wildgrün – Slow & Spicy, in dem sich alles um Wildpflanzen in der Küche dreht.
In Italien den großen Traum verwirklichen
Mit dem zweiten Standbein, meiner großen Leidenschaft Kochen & Genießen, wollte ich eigentlich mein Einkommen aufbessern, um meinen Traum zu verwirklichen: Ein Häuschen in Italien mit Olivenbäumen, Gemüseanbau und Weinherstellung. Und in 5 Jahren langsam an eine Umsiedlung denken… Doch letztes Jahr ging alles viel schneller als gedacht.
Während ich noch plante, suchte sich das Leben einen neuen Weg.
Dazu dürft Ihr wissen: 2019 habe ich in Italien, gut eine Autostunde von Rom entfernt, ein Grundstück erworben und mit dem Bau eines kleinen Hauses begonnen. Als Corona 2020 meine Übersetzungstätigkeit stark einschränkte und auch sämtliche Wildkräuter-Kurse auszufallen drohten (und schließlich auch wirklich keine stattfinden konnten), machte ich aus der Not eine Tugend. Auf ging’s nach Bella Italia – und ich blieb 10 Wochen im schönen Bolsena. Ein kleines Städtchen mit rund 4000 Einwohnern in der Provinz Viterbo in der italienischen Region Latium. Bolsena, che bello!
Das Projekt Selbstversorgung
In Italien habe ich kräftig am Projekt Selbstversorgung gearbeitet. Meine Arbeit als Rezeptentwicklerin und Foodfotografin kann ich auch dort sehr gut ausführen. Und wenn mein Hotspot nicht ausreicht, sitze ich vor der Bar Centrale, mit dem Laptop auf den Knien, und versorge meine Kunden auf diese Weise mit meiner Arbeit.

Angela, Natale und Roberto. Freunde, die sich gegenseitig unterstützen.
Ansonsten bin ich Bäuerin und Handwerkerin und arbeite zusammen mit meinen Freunden Roberto, Fabrizio und Giovanni am Haus und im Olivenhain. Das spart mir einiges an Kosten, auch wenn es deutlich langsamer vorangeht als geplant. Die Bäume sind geschnitten, wir haben bergeweise Olivenzweige verbrannt. Den Wein habe ich kurz vor Ostern gebunden und als nächstes kümmere ich mich um das Anlegen eines Orto, eines Gemüsegartens.
Das Leben in Bolsena ist günstig: Regionales Gemüse gibt’s für ein paar Euro die Woche, der Wein vom Fass kostet 6,50 für fünf Liter. Einen Brunnen habe ich auf meinem Grundstück, so dass es an frischem Wasser nicht mangelt.
Ich bin also früher als gedacht „ausgestiegen“ von meinem normalen Leben in München, oder vielleicht doch noch nicht?
Erst mal heißt es noch pendeln: Jetzt gehen – endlich !!! – wieder meine Wildkräuterkurse in München los. Übersetzungen werden offensichtlich nicht mehr so viele benötigt, wenn alles jetzt regionaler wird. Vor- und Nachteile der Pandemie.
Gute italienische Oliven, eigenes Gemüse und Wein
Mein Wunsch für 2021, soweit es so was in diesen Zeiten geben kann: Eine gute Olivenernte, mein eigenes Gemüse anzubauen, das für die ganze Familie reicht, und in die Weinherstellung einzusteigen. Also schrittweise mehr in Richtung Selbstversorgung umzusteigen. Dazu müsste ich allerdings auch den ganzen Winter in Italien sein. Wie die Chancen wohl stehen im Herbst?

Jetzt kann man auch in Bolsena wieder draußen zusammen sitzen. Foto: Michael Reimer
Auch in Bolsena haben die Campingplätze wieder aufgemacht, und Bars und Restaurants dürfen im Außenbereich ihre Gäste bedienen. Das lässt hoffen.
Falls Ihr in die Gegend kommt, meldet Euch gerne bei mir!
Kommt auf ein Glas Brunnenwasser oder einen einfachen Wein vorbei. Salute. Irgendetwas Wildgrünes werden wir ebenfalls finden und zusammen verarbeiten, bruzzeln, mixen.

Che bello, der Bolsenasee, fotografiert von Michael Reimer.
Und wenn die Nacht anbricht: Einen Platz fürs Zelt gibt’s unter dem ein oder anderen schattenspendenden Olivenbaum mit Blick über den herrlichen Bolsenasee. Italien as its best.
Angela Schult gehört zu den Gastautorinnen von ohfamoos. Im Interview mit Elke seht Ihr Angela auch im ohfamoosen YouTube-Kanal.
Fotos: via Angela Schult
Sehr gut gemacht. Bolsena che bello!!
Lieber Frank, danke Dir! Und ihr haltet schon mal die Stellung am See bis Juli!