Scheitern tut so weh… ein Hilferuf
„Könnt Ihr, liebe Redaktion von Ohfamoos, meinen Beitrag über das Scheitern bringen in Eurem Blog?“ So wurden wir kürzlich angeschrieben. Die Bitte war: Gebt mir eine Stimme, denn ich fühle mich nicht gesehen. Ein Hilferuf einer Person, die meint, nicht im Fokus des Interesses zu stehen. Und es ist ja wahr: Viele haben in der Pandemie ihre Hoffnung verloren, sind subjektiv oder auch objektiv gescheitert. Daher kommen wir der Bitte gern nach. Wir kennen selbst Menschen, denen es ähnlich ging oder geht. Depressive Phasen, darüber spricht man so wenig wie über Alkoholprobleme. Aber beides ist real. Hier also ein Gastbeitrag einer Person, die gern ungenannt bleibt und Wichtiges zu sagen hat.
So also fühlt sich Scheitern an. Alles grau in grau… Alles verschwimmt.
Wenn Du morgens aufstehst und glaubst: Du hast es nicht geschafft. Nicht geschafft, Dein Leben zu leben. Die Vorstellung davon ist zerplatzt. Nicht mit einem lauten Peng und es gab auch keinen Knall; aber die Luft, die Du zum Leben brauchst, wurde dünner. Und eines Tages siehst du dich nicht mehr.
Wenn Du Kinder hast, fühlt sich dieses Scheitern besonders an. Kinder, die es zu beschützen gilt, müssen damit klarkommen, wenn die Eltern es nicht geschafft haben. Später werden schlauen Leute bemerken, so sammle man Resilienz. Also Widerstandskraft. Ist das so?
Und was ist der Preis, wenn man trotz zu dünner Luft weitermacht?
Ich hatte und habe eine Vorstellung von meinem Leben und vor allem von dem Leben, nachdem ich eine eigene Familie gegründet habe. SO stolz war ich, es trotz eigener Geschichte geschafft zu haben. Und wie gern will ich auch weiter für diese Familie da sein!
Scheitern und Pandemie – für viele ist das eins
Doch in der Pandemie zeigte sich: Die Familienidee meinerseits ist nicht kompatibel mit der meines Lebenspartners. War es schon vor der Pandemie emotional schwierig, ging jetzt richtig die Luzi ab..
Es gab und gibt Corona-bedingt weniger Ablenkungen. Ablenkungen, die normalerweise darüber hinweghelfen, sich nicht geliebt zu fühlen. Nun war jedoch direkte Konfrontation mit dem, was real da war, angesagt. Und das schmerzte, tut weh. Sehr sogar.
Ihr auf ohfamoos schreibt über das Gute im Leben – so verstehe ich Euren Ansatz.
Wo gehört da das Scheitern hin?
„Habt Mut zum Scheitern“, lese ich in einem Beitrag, den der Kabarettist Florian Schröder gesagt haben soll. Ja, den hätte ich gern. Kann der wachsen, dieser Mut zum Scheitern?
Und in einem anderen Beitrag von Euch lese ich diese klugen Sätze: „Lieber mal einen Fehler machen und scheitern“, so ihr Credo. „Dann habe ich zumindest in der erfolgreichen Zeit gezeigt, was geht und meinen Beitrag geleistet.“ So zitiert Ihr die Unternehmerin Sina Trinkwalder. Nie gehört vorher von ihr, aber es hört sich cool an. Und der Bericht ist überschrieben mit: Es läuft viel schräg in der Gesellschaft. Genau so sehe ich das auch. Total schräg.
Einen Platz in dieser Gesellschaft haben – trotz Scheitern
Und wirklich, das hält mich aufrecht. Die Vorstellung, dass wir Gescheiterten, wenn viel schräg ist, wenigstens ein Teil davon sein können und es anderen auch so geht. Dass wir in dieser schrägen Gesellschaft trotz allem einen Platz haben und nicht alleine sind.
Könnt Ihr, liebe Redaktion von Ohfamoos, meinen Beitrag bringen in Eurem Blog? Um denen eine Stimme zu geben, die nicht gesehen werden, die nicht in Talkshows eingeladen werden, die nicht im Mittelpunkt stehen und die in der Pandemie ihre letzte Hoffnung verloren haben. Einfach um zu zeigen, dass auch die, die sich emotional abgehängt fühlen, noch da sind. DANKE!
Anmerkung von Ohfamoos: Wir freuen uns sehr, diesen Gastbeitrag zu veröffentlichen, danke für Dein Vertrauen!
Fotos: Unsplash
Da kann ich ein Lied davon singen. Dies hat mich schon vor der pandemie fast 20 Jahre in meinem Leben begleitet. Zarte Regenbogengrüsse
Die Familien und insbesondere die Kinder zahlen den Preis der Pandemieregeln. Genauso sind (Berufsschul-)Lehrer überfordert, deren Studium sie in keiner Weise auf Schüler und Schülerinnen mit psychischen Problemen vorbereitet. Und keiner schreibt über voll belegte psychiatrische Klinken. Nur die Anzahl von Intensivbetten scheint interessant zu sein. Zu kurz gedacht von der Politik.