Ein Besuch der Sultan-Qaboos-Moschee
Seit dem 2. April ist Ramadan, der neunte Monat des islamischen Kalenders. Während Ramadan fasten Muslime tagsüber. Das ist allgemein bekannt. Aber auch die täglichen Gebete haben einen höheren Stellenwert während Ramadan, und Moscheen sind oft überfüllt. Sonja hat für ohfamoos die monumentale Sultan-Qaboos-Moschee in Muscat, in der über 20.000 Gläubige gleichzeitig beten können, besichtigt.
Ramadan Kareem (deutsch: habt einen großzügigen Ramadan) oder Ramadan Mubarak (deutsch: gesegneter Ramadan) ist der Gruß, mit dem sich Muslime zu Beginn des Fastenmonats begrüßen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich Ramadan Kareem in diesem Jahr viel öfter höre, denn während der Corona Pandemie durften sich Freunde und Familien nicht treffen. Aber gerade das gemeinsame Fastenbrechen und die Geselligkeit sind im Ramadan für Familien von großer Bedeutung. So wie unsere Weihnachtszeit, wo wir es uns gemütlich machen und uns gegenseitig besuchen.
Ramadan ist der Fastenmonat und das Fasten im Ramadan ist neben der Shahadah (Glaubensbekenntnis), dem Salat (Gebet), dem Zakat (Almosen) und der Hajj (Pilgerfahrt) eine der fünf Säulen des Islams – jenen Grundregeln, denen alle Muslim*a versuchen zu folgen. Dank meines Islamkundestudiums und meinem Leben in Dubai sind mir der Islam und seine Gebote nicht fremd.
Aber viele Menschen wissen nicht, wie es z.B. in einer Moschee aussieht.
Daher war ich umso erfreuter, dass ich auf einer Reise nach Muscat, der Hauptstadt des Oman, meinen Freunden die Sultan-Qaboos-Moschee, die Zentral-Moschee des Oman, zeigen durfte. Es gibt nämlich nicht viele Moscheen auf der Welt, die von Nicht-Muslimen betreten werden dürfen.
Die Sultan-Qaboos-Moschee in Muscat
Der Eintritt in die Sultan-Qaboos-Moschee ist frei, jedoch sind bei einem Besuch einige Regeln zu beachten: Frauen sollten lange Kleider oder Hosen tragen und müssen ihr Haar mit einem Kopftuch bedecken. Von Männern werden lange Hosen sowie ein Hemd mit zumindest kurzen Ärmeln erwartet. Aber wir waren alle gut vorbereitet und hatten auch unsere Schuhe so gewählt, dass wir sie schnell abstreifen konnten, denn in der großen Männergebetshalle sind Schuhe nicht erlaubt. So wie eigentlich in jeder Moschee, die ich kenne!
Platz für 20.000 Gläubige
Die größte Moschee im Oman beeindruckt mit ihrer Schönheit und die gesamte Anlage strahlt eine besondere Ruhe aus. Für Deutsche ist es fast unverständlich, aber die Sultan-Qaboos-Moschee wurde 2001 nach nur sechs Jahren Bauzeit fertiggestellt. Auf einer Gesamtfläche von vier Hektar wurde der Gesamtkomplex aus insgesamt 300.000 Tonnen indischem Sandstein gefertigt und bietet Platz für 20.000 Gläubige. Ihren Namen hat die Sultan-Qaboos-Moschee von ihrem Erbauer, dem ehemaligen Sultan von Oman (Qaboos bin Said). Außerdem zählt sie zu einer der größten Moscheen der Welt.
Der Eingang
Der Hauptzugang durch drei Torbögen gibt den Blick auf das fast 100 Meter hohe Hauptminarett frei. Zusammen mit den vier Minaretten an den Ecken der Sultan-Qaboos-Moschee symbolisieren sie die fünf Säulen des Islam. Direkt nach dem Haupteingang befindet sich rechts eine öffentliche Bibliothek mit über 20.000 Bänden Hier findet man Bücher zum Islam, zu Religionsthemen aber auch zu den Naturwissenschaften. Auf der linken Seite ist das Islamische Informationszentrum (Islamic Information Centre), in dem jeden zweiten Sonntag Vorträge über den Islam in englischer Sprache angeboten werden. In den Bogengängen rechts und links der Gebetshallen sind die Waschräume für die rituelle Waschung vor dem Gebet untergebracht.
Die Hauptgebetshalle für Männer
Aber nicht nur von außen lohnt sich ein Besuch. Insbesondere die quadratische Hauptgebetshalle (74,4m x 74,4m) ist atemberaubend. 6.500 Gläubige können hier beten. Dabei zeigen die grünen Punkte am Boden auf, wo sich die Betenden aufstellen müssen, um den Abstandsregeln gerecht zu werden.
Die drei großen Eingangstüren aus Holz sind handgeschnitzt und reich verziert. Drinnen empfängt uns weißer Marmor, Fliesenmosaike, florale Ornamente und Kalligrafien. Abbildungen von Menschen und Tieren sind im Islam in Moscheen nicht erlaubt, um einer Götzenverehrung vorzubeugen.
Kronleuchter und Perserteppich
Im Zentrum der Gebetshalle wölbt sich eine prächtige 50 Meter hohe Kuppel, in der ein acht Tonnen schwerer Kronleuchter hängt – angeblich der größte Lüster der Welt! Er besteht aus einem vergoldeten Metallkonstrukt mit einer Millionen Swarovski-Kristallen und 1.222 Lampen.
Mein Blick war meistens nach oben gerichtet, aber Eva, meine Freundin, hatte schon vorher von dem riesigen Perserteppich aus 1,7 Milliarden Knoten gelesen und kam gar nicht aus dem Staunen heraus. Für diese Größe (4,300 Quadratmeter) von Teppich existieren nämlich keine Knüpfstühle. Daher musste der Teppich in musterkonformen Einzelteilen gefertigt werden. Über drei Jahre lang wurden die Einzelteile des Teppichs von 600 iranischen Frauen handgeknüpft und später in der Moschee zu einem Gesamtteppich zusammengenäht – was noch mal vier Monate dauerte.
Der Teppich wiegt rund 22 Tonnen und wird auf ca. 5,5 Millionen Euro geschätzt.
Nichtgläubige dürfen in der Gebetshalle nichts anfassen und den Gebetsteppich nicht betreten. Daher – und zur Schonung des kostbaren Gewebes – ist während der Besichtigungszeiten auf dem Teppich ein blauer Läufer verlegt, den man nicht verlassen darf.
Der Sahn und die Frauengebetshalle
Zwischen der Männergebetshalle und der Frauengebetshalle liegt der sogenannten innere Sahn, der für das Gebet im Freien vorgesehen ist. Ein Sahn ist ein ummauerter Innenhof, der in der nomadisch geprägten Zeit des Islam der Urtyp einer Moschee war; nur bei schlechtem Wetter wich man, wenn möglich, in ein Gebäude aus. An den Sahn schließt sich die Frauengebetshalle an.
Der verhältnismäßig bescheidene Gebetsraum der Frauen der Sultan-Qaboos-Moschee hat Platz für 750 Muslima. Da Männer während des Gebets im Frauengebetsraum nicht anwesend sein dürfen, wird das Freitagsgebet vom Hauptgebetsraum auf die Videoleinwand direkt in den Saal übertragen. Die beiden Säle haben nur die großen Uhren aus 14-karätigem Gold gemeinsam. Zur Innenausstattung gehören jedoch auch neun vergoldete Kristallleuchter im ottomanischen Stil.
Die Außenanlagen
Besonders gefallen haben mir aber auch die Gartenanlage rund um die Moschee und die Bogengänge. Mit Wasserspielen und blühenden Pflanzen, hat man das Gefühl in einem Garten unterwegs zu sein. Was mich auch sehr gefreut hat, dass außer uns noch viele andere wissbegierige Menschen die Führungen durch die Sultan-Qaboos-Moschee in Anspruch genommen haben.
Und während ich diesen Beitrag schreibe und mich an die friedliche Atmosphäre in der Moschee erinnere, denke ich schweren Herzens an die Menschen in der Ukraine und bete für Frieden!!!
Fotos: Sonja Ohly, Eva Neunteufel