Die Plastiktüten-Katastrophe
Etwa 5 Billionen Stück – so viele Plastiktüten werden laut UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) jährlich weltweit verbraucht. All diese Tüten aneinandergelegt würden unsere Erdkugel am Äquator 50.000 Mal umrunden, so verdeutlicht die Deutsche Umwelthilfe das riesige Problem. Für die Natur ist diese Plastik-Flut eine Katastrophe. Sie heizt den Klimawandel an, verschwendet Ressourcen und vermüllt die Umwelt. Sonja hat recherchiert.
Jetzt gibt es seit dem 1. Januar 2022 zumindest ein Verbot: Händler dürfen keine leichten Kunststofftragetaschen mehr an Kunden ausgeben, denn gerade die Einweg-Plastiktüte ist ein klassisches Wegwerf-Produkt. „Die Plastiktüte ist der Inbegriff der Ressourcenverschwendung“, hat die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bei der Verabschiedung des Gesetzes gesagt. Unter das Verbot fallen Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis unter 50 Mikrometern – auch sogenannte „Bioplastiktüten“, die keine umweltfreundliche Alternative zu sonstigen Plastiktüten darstellen. Aber reicht das Verbot?
Pro Jahr haben die Deutschen zuletzt knapp 1,5 Milliarden Plastiktüten in den Müll geworfen. Das Verbot für leichte Plastiktragetaschen zählt zu den Maßnahmen, die unsere Umwelt vor Plastikmüll schützen sollen. „Dass dies dringend nötig ist, zeigt sich an vielen Beispielen aus Niedersachsen: Auf jedem Quadratkilometer Nordsee-Grund liegen 1.300 Plastikobjekte, Fischern an der Elbmündung bereitet Plastikmüll aus den 90er-Jahren große Probleme,“ berichtet der NDR.
Ungefähr 16.000 Plastiktüten landen weltweit pro Sekunde im Meer. (Deutsche Umwelthilfe)
Besonders erschreckend ist, dass bereits 160.000 Plastiktüten eine Fläche abdecken, die doppelt so groß ist wie Frankreich.
Die wichtigsten Fakten in Kürze:
- Noch immer werden 3 Milliarden Plastiktüten in Deutschland pro Jahr verbraucht.
- 12 Minuten beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer einer Plastiktüte.
- 16.000 Plastiktüten landen weltweit pro Sekunde im Meer. Das entspricht 3 vollen LKW-Ladungen pro Minute.
- Eine Plastiktüte brauch 20 Jahre, ehe sie vom Ozean zersetzt wird.
- Mikroplastik im Meer kann niemals vollständig abgebaut werden.
Leichte Plastiktüten noch immer erlaubt
Sehr leichte Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung, sowie für Wurst- und Fleischwaren sind vom Plastiktüten-Verbot jedoch ausgenommen. Doch diese Tüten machen mit jährlich 3 Milliarden Stück in Deutschland mengenmäßig den größten Anteil aus:
Verboten wurden nur Tüten im Kassenbereich mit einer Dicke von unter 0,015 mm und dünne Tüten mit max. 0,05 mm Dicke. Das bedeutet, die Mehrzahl der verwendeten Plastiktüten (68,3 %) ist weiterhin erlaubt und wird verwendet.
Zahlreiche Händler bieten trotz des gesetzlichen Verbots noch immer umweltschädliche Einweg-Plastiktüten zum Einkaufen an. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Deutschen Umwelthilfe unter den 13 größten deutschen Lebensmitteleinzelhändlern und Drogerien. Um das Plastiktütenverbot zu umgehen, wenden Edeka, Netto Nord, Netto Markendiscount, Norma, Müller Drogeriemärkte und Rossmann einen durchschaubaren Trick an. Weil sich das gesetzliche Verbot nur auf Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis unter 50 Mikrometern bezieht, bieten sie nun solche an, deren Wandstärke minimal darüber liegt. Mit Wandstärken zwischen 50 oder 60 Mikrometern fallen die Plastiktüten aus dem gesetzlichen Regelungsbereich, sind aber weiterhin umweltschädliche Einweg-Produkte. Der Drogeriemarkt Müller soll dies laut Deutscher Umwelthilfe in absurder Weise auf die Spitze treiben. Mit 50 Mikrometern sind dessen Tüten marginal dicker als die verbotene Wandstärke.
Plastiktüten zählen zu den häufigsten Müllfundstücken an Ost- und Nordsee
BeyondSurfing, ein Winter- und Wassersport-Magazin, hat sich die Mühe gemacht und einen Plastiktüten-Counter erstellt. Dieser zeigt, wie viele Plastiktüten weltweit pro Sekunde in unsere Ozeane gelangen. Erschreckend!!!
Welche Lösungen gibt es?
Antworten finde ich ebenfalls bei der Deutschen Umwelthilfe. Seit über 40 Jahren setzt sich sie sich für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein. 1975 in Deutschland gegründet, verbindet sie den Schutz von Umwelt und Verbrauchern und engagiert sich vor allem auf nationaler und europäischer Ebene. Ihre Empfehlung lautet:
Papiertüten: keine umweltfreundliche Alternative
Papiertüten sind keine umweltfreundliche Alternative zu Einweg-Plastiktüten. Deren Produktion verbraucht viel Wasser, Energie und Chemikalien. Zudem müssen Sie dickwandiger sein und verbrauchen somit mehr Rohstoffe. Darüber hinaus werden Papiertüten zumeist aus Neumaterial produziert, wofür eine Vielzahl von Bäumen abgeholzt werden müssen. Wer umweltbewusst einkaufen will, sollte die Finger von Einweg-Papiertüten lassen und stattdessen wiederverwendbare Mehrwegtragetaschen verwenden.
Mehrweg-Tragetaschen: die umweltfreundlichste Wahl
Mehrweg-Tragetaschen, die vielfach wiederverwendet werden, sind die ökologischste Wahl – ganz egal ob aus Baumwolle, Jute oder Canvas. Die Verwendung eines einzigen Mehrweg-Beutels kann hunderte Einweg-Plastiktüten einsparen. Das verhindert unnötige Rohstoff- und Energieverbräuche und vermeidet Abfälle.
Quellen: Deutsche Umwelthilfe, Beyond-Surfing, NDR
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