Das wissen wir heute übers Klima!
Wieviel wissen wir wirklich über das Klima und den Klimawandel? Welche Erkenntnisse sind in der Wissenschaft unumstritten? Wer sich auf nur 29 Seiten einen Überblick verschaffen will, dem empfehle ich das Faktenpapier zum Klimawandel „Was wir heute übers Klima wissen“; aktualisiert herausgegeben vom Deutschen Klima-Konsortium (DKK). Auch die neuesten Entwicklungen in Deutschland spielen darin eine Rolle.
Gerade meine Kollegin Sonja Ohly hat hier auf Ohfamoos häufig über das Klima berichtet, zuletzt zusammengefasst in ihrem lesenswerten Artikel „So retten wir unsere Natur“. Ein umfangreicher Beitrag zum Klimawandel mit vielen Inspirationen, bedankte sich eine unserer Leserinnen. Und unsere Gastautorin Heike Lachnit schrieb 2019 über den Klimawandel: „Deutschland liegt plötzlich am Mittelmeer“.
Was sagen Wissenschaftler*innen über den Klimawandel?
Dazu die Einschätzung der DKK-Vorstandsvorsitzenden, Prof. Dr. Astrid Kiendler-Scharr. Sie vertritt folgende Meinung:
„Erfreulicherweise wird der Klimawandel inzwischen sehr breit kommuniziert. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die vielen Informationen automatisch dazu führen, dass die Irreversibilität, die beispiellose Geschwindigkeit und die Dimensionen der Klimaveränderungen immer richtig eingeordnet werden können.“
Wer sich hier einen besseren Überblick verschaffen möchte, der/die kann aus dem neuen Faktenpapier viele wertvolle Informationen ziehen und sich gut orientieren. Kurz, knapp und sachlich auf den Punkt gebracht. Denn, ja, wir lesen viel über Hitze und Dürreperioden in Europa, haben die Ahrtal-Katastrophe noch nicht verkraftet oder schauen mit Entsetzen auf aktuelle Flutkatastrophen. Die Einordnung all dieser Ereignisse ist jedoch nicht einfach.
Los geht es mit nur 20 Worten…
Darüber hinaus bietet das aktualisierte Faktenpapier zum Klimawandel nüchtern gelistete Fakten darüber, wie sehr sich der Klimawandel verstärkt – und das leider sogar schneller als bisher angenommen. Klar und verständlich geht es um die Zusammenhänge von Klimawandel und seinen Folgen für Mensch und Natur. Dabei gibt das Deutsche Klima Konsortium Antworten auf diese Fragen:
Was sind Ursachen für die Veränderungen? Wie zeigen sie sich? Worauf müssen wir uns in Zukunft einstellen?
In Kapitel 3 (von insgesamt nur 4 Kapiteln) geht es besonders um den Klimawandel in Deutschland. Stichworte hier sind die beispiellose Häufung von Wärme-Rekordjahren, die Zunahme von Starkregen und zugleich längeren Trockenzeiten oder die Erwärmung unserer Binnenseen und auch der Anstieg der Temperaturen von Nord- und Ostsee.
Klimawandel in Hamburg und Cuxhaven
Bezogen auf Hamburg liest man im Faktenpapier zum Klimawandel zum Beispiel das:
„14-tägige Hitzeperioden mit einem mittleren Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 °C traten zum Beispiel in Hamburg vor 1994 überhaupt nicht auf – danach gab es dort allerdings schon sechs. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß wird für den Zeitraum 2021 bis 2050 eine weitere Zunahme um fünf bis zehn Heiße Tage in Norddeutschland und um zehn bis 15 Heiße Tage in Süddeutschland erwartet.“
Und an anderer Stelle ist hinsichtlich unserer Nordseeküste zu lesen:
„Eine Sturmflut, wie sie bisher an der Nordseeküste bei Cuxhaven statistisch alle 500 Jahre auftritt, wird bei 1,5 °C Erwärmung einmal in hundert Jahren erwartet – bei 2 °C jedoch alle 33 Jahre.“
Klimamodelle und Klimaszenarien
Sehr interessant finde ich auch das Unterkapitel Klimamodelle. Denn die Frage, die oft auftaucht, ist ja: Wie funktionieren diese eigentlich? Dazu erfahren wir Folgendes:
Da Klimamodelle in der Forschung schon seit mehr als 30 Jahren verwendet werden, lässt sich
mittlerweile beurteilen, ob sie grundsätzlich zutreffen und inwieweit Vergleiche möglich sind. Denn fragen kann man:
Was haben diese Modelle damals über die Zukunft ausgesagt, also die Zeit, die wir bereits erleben?
Das Ergebnis ist: „Der weltweite Temperaturanstieg bewegt sich heute in dem Korridor, den der Weltklimarat (IPCC) schon in seinem ersten Sachstandsbericht bereits 1990 erwartet hat. Der Vergleich zeigt, dass die Klimamodelle sehr verlässlich sind, vor allem wenn es um die globale Erwärmung geht.“
Dass die Folgen einer immer wärmeren Welt (Wo wird es trockener?) und insbesondere die Entwicklung von Niederschlägen (Wo wird es nasser?) schwieriger zu berechnen sind, räumt das DKK ein. Um dies zu berechnen, brauche man globale Klimamodelle, die mit einer einhundertmal höheren Auflösung rechnen können als bisher. Dies werde durch die neueste Generation von Hochleistungsrechnern nun jedoch erstmals möglich.
Klimaprojektionen, um noch mehr über die Zukunft zu erfahren
Um mithilfe der Klimamodelle noch mehr über die Zukunft zu erfahren, nutzen Forschende darüber hinaus Klimaszenarien. Sie treffen für jedes Szenario unterschiedliche Annahmen. Das ist nötig, weil sich viele Entwicklungen nicht vorhersagen lassen, zum Beispiel:
- Wie werden sich Menschen in Zukunft verhalten?
- Wie entwickelt sich die Klimapolitik eines jeden Landes?
- Werden Emissionen stark genug gesenkt?
- Werden technologische Innovationen den Klimaschutz vorantreiben?
Szenarien zeigen also keine realen Entwicklungen, sondern funktionieren nach dem Wenn-Dann-Prinzip: Wenn eine bestimmte Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre ist, dann passiert dies oder jenes. Das sind dann keine Klimavorhersagen, sondern Klimaprojektionen.
Wer das Faktenpapier liest, erfährt viel über die Themen Treibhauseffekt und die Ursachen von Klimaänderungen, über schwindendes Meereis und steigende Meeresspiegel. Vermittelt wird, warum Ozeane versauern, Korallen sterben und weshalb Wetterextreme zunehmen.
Über die künftige Entwicklung, der das gesamte Kapitel 4 gewidmet ist, heißt es aber auch: Starke Emissionssenkungen sind möglich. Dies gilt zwar als große Herausforderung, doch zeigten zahlreiche Studien:
„Viele der dafür notwendigen Technologien existieren und sind teilweise bereits unter den heutigen politischen Rahmensetzungen finanziell konkurrenzfähig.“
Das Faktenpapier zum Klimawandel wird herausgegeben vom Deutschen Klima-Konsortium, gemeinsam mit seinen Partnern, Helmholtz-Klima-Initiative, Deutscher Wetterdienst, Deutsche Meteorologische Gesellschaft, ExtremWetterKongress und klimafakten.de.
Die neue Fassung ist auf der DKK-Website online verfügbar: www.deutsches-klima-konsortium.de/de/basisfakten
Über das Deutsche Klima-Konsortium (DKK): Das DKK ist ein Wissenschaftsverband und vertritt führende Akteure der deutschen Klimaforschung und Klimafolgenforschung. Dazu gehören Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden. Insgesamt forschen mehr als 4000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den 26 Forschungsorganisationen des Verbandes zum Klima. Das DKK steht für wissenschaftsbasierte Politikberatung, greift aktuelle Themen auf und liefert Hintergründe aus Sicht von Expertinnen und Experten.
Beitragsbild: Lukas Schult, Grafik: DKK